Fitz Roy Wanderung – Faszinierendes Felsmassiv & Patagoniens Bergsteiger-Herausforderung
Fitz Roy – gigantisches Granitfels-Massiv mit Bergsteiger-Geschichten, wie sie all die schönsten, höchsten oder unbezwingbarsten Berge dieser Welt aufweisen.
Faszinierende Steilwände vor strahlendem Blau & Minuten später in Wolken & eisigen Wind!
Der Cerro Fitz Roy ist ein 3.406 m hoher Granitberg und eine der Hauptattraktionen im Parque Nacional Los Glaciares im Süden Patagoniens. Aufgrund seiner Form und extremen, unberechenbaren und oft widrigen Wetterverhältnisse gilt dieser argentinische Bergsteiger-Traum als äußerst schwer zu besteigen. Die meisten Versuche bleiben erfolglos.
Für alle Berg- und Naturfreunde reicht allerdings schon eine Wanderung und der Anblick des Fitz Roys um vor Freude und Begeisterung, um über diese Wunderwelt Patagoniens einmal mehr jubeln zu können.
Die Tehuelche-Indianer, die hier lebten, gaben dem Berg den Namen Chaltén, was, so viel wie „der Rauchende“ bedeutet. Gemeint sind damit die Wolken, die meist an und über der Spitze des Berges hängen, der heute unter dem Namen Fitz Roy weltbekannt ist.
Die Wanderung zum Fuße des legendären Fitz Roy
Die Wanderung zum Fitz Roy startet am nördwestlichen Ende der kleinen Ortschaft El Chaltén und wird durch ein großes Holzschild mit grobem Wegweiser markiert.
Die Wanderung dauert etwa 8 Stunden, hat ca. 25 km Strecke und ist mittelschwer. Nur der letzte Anstieg zur Laguna de los Tres geht über ein steiles Geröllfeld und ist etwas anstrengender.
Während sich am Tag zuvor noch strahlend blauer Himmel mit Wolken abgewechselt haben, ist es heute morgen, als wir losgehen ziemlich bedeckt. Das sagt jedoch nicht viel aus im Süden von Patagonien, denn vermutlich gibt es nicht an vielen anderen Orten der Welt so schnelle und so heftige Wetterumschwünge, also hoffe ich einfach auf einen Wetterumschwung Richtung Sonne :)
Leider entschließt sich aber die Wolkendecke immer noch dunkler und düsterer zu werden, dafür nimmt der Wind sehr stark zu. Regentropfen peitschen so heftig in mein Gesicht, dass ich nicht weiß, ob es besser ist mit total beschlagener Sonnenbrille zu gehen oder ohne und dafür die Regentropfenattacken in den Augen auszuhalten.
Als wir nach einer guten Stunde an dem Mirador ankommen, hat der Regen aufgehört und die letzen Tröpfchen, die Wolken und die Sonne kämpfen um ihre Vorherrschaft. Eigentlich bietet sich von hier aus ein herrlicher Blick auf das Fitz Roy Massiv :)
Ja, genau dort, wo alles grau-blau auf dem Foto ist, dort befindet sich das Fitz Roy Massiv. So behauptet es zumindest die Holztafel an diesem Aussichtspunkt :D
Hier gabelt sich auch der Weg – links geht es zur Laguna Capri und rechts zum Camp Poincenot. Wir folgen dem Weg zum Camp. Bis hier her sind es ca. 350 Höhenmeter und wir sind nun auf einer Höhe von ca. 740 m. Der Großteil dieser Wanderung verläuft auf dieser Höhe und damit fast eben.
Als aus den geschützteren Waldbereich heraustrete, um eine Fläche zu queren, die bis auf ein paar niedrige Grasbüschel vollkommen frei ist, kann ich zum ersten Mal den patagonischen Wind in spüren, wie ich ihn bislang nur von Erzählungen kannte. Er war so heftig, dass ein Weitergehen nicht mehr möglich war. Tatsächlich hatte ich das Gefühl, dass er mich einfach wegpusten könnte. Ich rammte meine Wanderstöcke in den Boden, was mir etwas mehr Halt gab und stand gefühlte 15 Minuten einfach mit dem Rücken gegen den Wind. Ganz nach dem Motto, wenn der Wind so schnell aufzieht, kann er sich auch wieder schnell verziehen.
Der gefühlte Sturm lässt tatsächlich ein bisschen nach und ein Weitergehen ist möglich. Klasse wäre es gewesen, wenn es Rückenwind wäre, aber leider kam der Wind aus der Richtung, in die ich wollte :)
Wenn ich auch keine Sonne sehe, so kommen und gehen immer wieder neue Regenbogen. Die Hoffnung auf Sonne bleibt!
Das dem Fitz Roy vorgelagerte Bergmassiv ist zwar immer wieder zu sehen, doch der Blick hinauf zum Fitz Roy bleibt noch wie vor hinter Wolken und Nebel verborgen.
Nach ca. 3 Stunden und knapp 10 km Strecke, komme ich am Camp Poincenot an. Von hier geht es über kleinere Flüsse zum finalen Anstieg. An den Flüssen bietet es sich an, die Wasservorräte noch einmal nachzufüllen, denn der letzte Anstieg mit seinen 400 Höhenmeter führt über einen steilen Schotterhang.
Oben angekommen befindet sich die Laguna de los Tres auf der rechten Seite und direkt daneben nur durch einen Hügel getrennt die Laguna Sucia. Hier hast du dein Ziel erreicht und kannst teilweise um die Lagunen herumgehen oder auf einen kleinen Hügel steigen, um von dort beide Lagunen und den mächtigen Fitz Roy ganz nahe mit seinen ganzen Nebenbergen sehen zu können.
Als wir jedoch fast oben sind, fängt es an zu schneien. Das Schneetreiben ist so mächtig, dass überhaupt nichts mehr zu sehen ist. Die Kälte und teilweise die Nässe ist inzwischen auf der Haut zu spüren. Die meisten unserer Gruppe sind das letzte Stück schon gar nicht mehr mit hoch gestiegen. Eine Wetterbesserung auch nur zu erahnen, scheint selbst für meinen Optimismus viel zu weit entfernt.
Ein bisschen enttäuscht machen wir uns auf den Rückweg. Wieder beim Camp angekommen bessert sich das Wetter in so fern, dass es zumindest für den Rest des Rückwegs trocken ist. Vom Camp Poincenot bzw. dem Río Blanco kann entweder der gleiche Weg zurück gegangen werden oder in Richtung Rio Blanco Bridge abgezweigt werden.
Wir nehmen diesen Weg in der Hoffnung vielleicht an der Lagune, die hier auf dem Wege liegt, etwas später noch einen Blick in die Bergwelt erhaschen zu können. Das Wetter bleibt besser, aber eine große Fernsicht wird und trotzdem nicht gegönnt. Zumindest können wir hier noch ein paar tolle Ausblicke auf die beeindruckende Gletscherwelt genießen! Unglaublich schön!
Wenn mir heute auch der große Ausblick bei meiner Fitz Roy Wanderung verwehrt geblieben ist, so gibt es auch immer kleinere Freuden am Wegesrand, die mir ein Lächeln entlocken.
Der Rest des Weges führt immer entlang dem Río Blanco und „endet“ an der Hosteria El Pilar. Das El Pilar liegt allerdings ca. 14 km nordöstlich von El Chaltén. Vom El Pilar kann entweder ein Taxi genommen werden oder der Besitzer fährt euch gegen ein Entgelt zurück nach El Chaltén.
Wir wärmen uns erst einmal auf in der Hosteria mit heißen Tee und plaudern mit ein paar Bergsteigern, die sich auch gerade hier ein Päckchen gute Laune abholen wollen, nach all dem widrigen, unbeständigem Wetter der letzten Wochen. Sie sind z.T. schon knapp 3 Monate hier, leben auf dem Campingplätzen und warten auf das richtige Wetter die Gipfel zu erklimmen. Die meisten sind schon zum 3. oder noch mehr Male hier. Einer von ihnen kommt schon das 6. Jahr in Folge hierher. Er verdient in Österreich sein Geld im Tourismusgeschäft im Sommer und kommt dann über den Jahreswechsel für 3 Monate hier her um zu Klettern. Auf dem Gipfel des Fitz Roys oder auf dem Cerro Torre ist noch keiner von ihnen gestanden.
Ein kleiner Trost für uns. Dann lag es nicht daran, dass einer von uns gestern seinen Teller nicht leer gegessen hat, sondern daran, das dies einfach das typische Wetter ist ;)
Und so sieht der Blick über die Lagune de los Tres auf den Fitz Roy aus, wenn der Wettergott mit der Sonne um die Wette lacht! Ich werde definitiv wiederkommen und ihn genau so sehen! :D Für dieses mal muss ich mich wohl begnügen ihn nur aus der Ferne Wolkenfrei gesehen zu haben.
Wer nach Patagonien reist, kann auch gutes Wetter hoffen oder den Wettergott anbeten. In dem guten Monat in dem ich von Punta Arenas, der südlichsten Stadt Chiles nach Santiago de Chile gereist bin, hatten wir genau einen kompletten Regentag, einen Tag bei der Fitz Roy Wanderung, wo wir in wenigen Stunden alle Jahreszeiten und Wetter durchgemacht haben – außer purem Sonnenschein und ansonsten viel, viel schönes Wetter und Sonne.
Patagonien bietet mit die schönsten Landschaften auf diesem Planeten. Daran kann auch ein bisschen weniger Sonnenschein und bösartiger Wind nichts ändern :)
Die Erstbesteigung des Fitz Roys
Den ersten Versuch den Fitz Roy zu besteigen, wagt eine französische Gruppe unter Führung von Lionel Terray den Fitz Roy. Schon auf dem Weg zum Berg ertrank der erfahrene Bergsteiger Poincenot bei einer Flussdurchquerung. Die ersten Kletterversuche misslingen. Die technischen Schwierigkeiten überschreiten das Machbare und vor allem, der Wind bzw. die Windstöße sind so extrem, wie es noch keiner in seiner langen Bergsteigerkarriere zuvor erlebt hat. Die Nahrungsmittel werden knapp, die Stimmung erreicht ihren Tiefpunkt.
Die Prophezeiung von Madsen
Der Fitz Roy ist ein Berg, den Gott auf die Erde stellte, um den Stolz der Menschen zu brechen und ihnen die äußerste Grenze ihrer Möglichkeiten aufzuzeigen.
scheint in Erfüllung zu gehen. Das Wetter wird besser und sie schaffen statt 20 Meter beim ersten Versuch 120 m von 700 m. Am nächsten Tag geht es um alles oder nichts. Sie biwakieren am Berg. Ein Schluck Wasser und Würfelzucker zum Frühstück. Dann kommt der gefürchtete Westwind auf und wird immer stärker.
Die Bergsteiger Legende Terray will aufgeben, weil das Wetter einfach keine Besteigung zulässt. Nur auf Drängen von Magnone – volles Risiko siegt über jeden Funken Vernunft – macht es möglich, was sie seit Monaten versuchen. Nach 48 Stunden – längst zu schwach um noch Haken setzen und sich sichern zu können – ohne Essen und Trinken stehen sie auf dem Gipfel des Fitz Roy. Damit gelang Terray und Magnone am 02.02.1952 die Erstbesteigung.
1986 meisterte Thomas Bubendorfer die erste Alleinbegehung des Fitz Roys.
1994 gelang es Christoph Hainz in knapp neun Stunden den Fitz Roy zu besteigen – die bis heute schnellste Solobesteigung.
2010 im Februar gelang Dörte Pietron gemeinsam mit der Argentinierin Milena Gomez über die Afanasieff Route in der Nordwand die zweite ausschließliche Frauenbegehung (die ersten waren die Slowenierinnnen Monika Kambic und Tina di Batista) die Gipfelbesteigung und im November gelang ihr die Besteigung von Fitz Roy und Cerro Torre innerhalb von nur 5 Tagen
Meine Tipps:
Plane mehrere Tage für El Chaltén ein, wenn du den Fitz Roy und Cerro Torre wirklich sehen magst. Wenn du Glück hast, kannst du gleich am ersten Tag losgehen und hast eine wunderbare, absolut gigantische Aussicht auf die größte Bergsteiger-Herausforderung im Süden Patagoniens. Wenn nicht erhöhen sich die Chancen mit mehr Zeit :)
Die Wanderung zurück über die Hosteria El Pilar fand ich toll. Du kannst aber auch denselben Weg zurück gehen, wie du gekommen bist.
Wenn du möglichst alleine sein willst auf dieser Wanderung, dann darfst du sehr, sehr früh aufstehen und losgehen :)
Warme Kleidung für die Wanderung! Zwiebellook – auch wenn das Wetter perfekt und sonnig ist, immer Regenjacke, Fleece, Handschuhe, Mütze sowie etwas zum Wechseln (regendicht verpackt) mitnehmen!
Wenn du bei deiner ersten Tour kein Glück hast oder dir der Weg zu weit ist, dann kannst du auch einfach noch einmal bis zum Mirrador Fitz Roy gehen. Das ist nur eine Stunde wandern und schon vor dort hast du bei guten Wetter einen herrlichen Ausblick auf diese Giganten von Fels.
Die Wanderung zum Fitz Roy und zum Cerro Torre können auch gut als 2 Tagestour mit Camping kombiniert werden.
In El Chaltén gibt es jede Menge Bergführer, die für Besteigungen gebucht werden können oder auch für mehrtägige Trekking Touren, Eisklettern, Gletschertouren … in allen Schwierigkeitsgraden.
In den Patagonischem Sommer – Hochsaison zwischen November & Februar – sind die Zimmer in dem kleinen El Chaltén schnell ausgebucht.
Als ich dort war gab es in El Chaltén nur einen Bankautomaten und wir wurden gewarnt, dass er zu Hochsaison ab und zu einfach leer ist :) Also genügend Geld mitbringen.
Falls du Lust auf Bergabenteuer hast, lies dich in die Bergsteiger-Geschichten um diese Berge ein. Vom Sofa, der Terrasse oder Strand kannst du diese Abenteuer herrlich miterleben und wenn du dann vor diesen Bergen stehst, bekommen sie so noch eine viel größere Bedeutung und beeindrucken noch weit mehr. Versprochen!
Anreise: El Chaltén ist ein Ort, der nur aus dem Grunde aus dem Boden gestampft wurde, um als Nachschublager die Bergsteiger zu versorgen. Der Ort liegt 215 km nordwestlich von dem viel touristischeren, aber ebenfalls liebenswerten Ort El Calafate im Süden des Largo Argentino. Die Anreise von El Calafate nach El Chaltén ist auch mit dem Bus möglich.
Bei meiner Wanderung zum Nachbarberg „Cerro Torre – Wanderung zu Patagoniens Unmachbaren – Geschichten & Schicksale“ hatte ich mehr Glück mit dem Wetter … schau es dir an :) Mehr Patagonien findest du im Anschluss unter „Weiterlesen & Inspirieren lassen“
Du liebst Berge? Dann ist das Gebiet um den Fitz Roy ein Paradies und ein Quell der Freude & purer Begeisterung! Und Vorsicht: viele verfallen diesen Bergen für immer :D
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wunderschöne Landschaft Machu Picchu