Chachani Besteigung – Einmal aus 6.075 Höhenmetern auf die Welt blicken!

Chachani Besteigung: Atemberaubender Ausblick in die bunte Bergwelt - Arequipa - Peru

Die in Peru weitbekannte Chachani Besteigung gilt als einer der leichtesten Sechstausender Besteigungen. Technisch einfach zu gehen, im Sommer weitgehend ohne Schnee & Eis, aber dennoch eine Besteigung, die Fitness, Zähigkeit und Willenskraft erfordert. Ein wahrlich atemberaubendes & unvergessliches Erlebnis!

Der Nevada Chachani lockt mit seinen 6.075 Höhenmeter viele Touristen an, die einmal auf mehr als sechstausend Metern stehen möchten. Was ihn besonders attraktiv macht, ist, dass er technisch keine Schwierigkeiten aufweist und somit auch für jeden machbar ist, der eine gute Bergfitness mitbringt.

Trotzdem ist es kein Spaziergang. Das Gehen inmitten der Nacht, klirrende Kälte und Müdigkeit haben diese Besteigung zu einer meiner herausforderndsten Nächte gemacht. Eine sehr persönliche Geschichte einer Besteigung, von falschen Einschätzungen und „Lessons Learned“.

Das bunte, quirlige, freundliche Arequipa im Südwesten von Peru ist das Tor zu jeder Menge fantastischer Unternehmungen. Arequipa ist vor allem bekannt für seine Touren zum Colca Canyon, wo die riesigen Anden-Kondore ganz nahe bei ihren Gleitflügen beobachtet werden können.

Arequipa Zentrum - Peru

Für alle Bergfans bieten sich dann einige spektakuläre Vulkanbesteigungen an. Beliebt sind vor allem der 5.822 m hohe Vulkan El Misti und der 6.075 m hohe Nevado Chachani.

Auch wenn wir wegen des Colca Canyons & der Andenkondore nach Arequipa kommen, so spukt die Idee, den Chachani besteigen zu wollen, doch schon seit einigen Tagen in unseren Köpfen herum. Einmal von mehr als 6.000 Höhenmeter auf die Welt hinunter zu blicken, klingt sensationell. Bei meinem Everest Trekking bin ich stolz auf gut 5.500 m gestanden und erinnere mich gerne, wie überwältigend der Ausblick war.

 

Chachani Besteigung: Die Auswahl des Tourenanbieters & Vorbereitung

Wir hatten die letzte Woche zwar auf niedrigen Höhen in der Atacama Wüste und Arica, Chile verbracht, waren zuvor aber mehr als einen Monat im peruanischen und bolivianischen Hochland zwischen 3.500 und 4.800 Höhenmetern unterwegs immer auch mit kleineren und größeren Wanderungen. Auch wenn es heißt, dass die Höhenanpassung nur 5 – 7 Tage vorhält, sind wir der Meinung, dass wir gut genug angepasst sein sollten.

Wir ziehen durch die Gassen von Arequipa auf der Suche nach einer Tour bzw. einem Anbieter für die Chachani Besteigung. Es gibt eine große Vielzahl von Touranbietern in Arequipa.

Blick auf Nevado Chachani - Arequipa - Peru

Tourvariante 1 – Chachani Besteigung über 2 Tage:

Die Chachani Besteigung wird in der Regel als 2 Tagestour angeboten.

  • Am ersten Tag Anfahrt auf ca. 5.000 Höhenmeter mit einem Jeep und Aufstieg zum „Basis“-Lager auf 5.300 m Höhe. Für die 300 Höhenmeter werden meist 1,5 – 2 Stunden Aufstieg gerechnet. Übernachtet wird in Zelten.
  • Gegen 2 Uhr morgens Aufstieg. Nach ca. 850 Höhenmeter wird der Gipfel des Chachani in der Regel nach 5 – 7 Stunden am späten Vormittag bestiegen.
  • Abstieg vom Gipfel 1.050 Höhenmeter bis auf 5.000 m mit einer Gehzeit von 3 – 4 Stunden. Rückfahrt mit dem Jeep ca. 3 Stunden nach Arequipa.

 

Tourvariante 2 – Chachani Besteigung & Abstieg an 1 Tag:

Manche Anbieter bieten die Chachani Besteigung auch als 1 Tagestour an.

  • 8 Uhr abends Abholung. Ca. 3 stündige Anfahrt auf ca. 5.000 Höhenmeter mit einem Jeep. Gegen 11 – 12 Uhr nachts 1.150 Höhenmeter Aufstieg zum Chachani Gipfel in 7 – 10 Stunden.
  • Abstieg vom Gipfel in ca.  3 – 4 Stunden. Abholung und Rückfahrt nach Arequipa. Ankunft  am späten Nachmittag in Arequipa.

Volcán Chachani - Peru

Nachdem wir uns vielleicht 6 oder 7 Touranbieter angesehen haben, die z.T. ziemlich suspekt erschienen, haben wir uns letztlich für einen der teueren Anbieter entschieden, weil: kleinere Gruppen, besseres Equipment und bessere Beratung.

Weil ich es hasse, schweres Gepäck auf über 5.000 Meter zu tragen, weil der Zeitaufwand, die Besteigung an einem Tag zu machen nur 2 bis max. 3 Stunden mehr ist und eh nicht viel Schlaf im Base-Camp möglich ist, entscheiden wir uns für die 1 Tagesvariante der Chachani Besteigung.

Unsere Mitbesteiger sagen kurzfristig aus gesundheitlichen Problemen ab und gegen einen geringen Aufpreis wird unsere Besteigung zu einer „Private Tour“.

Arequipa - Vulkan Misti & Nevado Chachani im Hintergrund - Peru

 

Die Chachani Besteigung & wenn es anders kommt als geplant

Am Morgen des Tages, an dem es los gehen soll, sind wir beide ziemlich unruhig. Unser Plan war, mindestens ein paar Stunden zu schlafen, bevor wir um 8 Uhr abends abgeholt werden. Wir legen uns gegen 4 Uhr nachmittags hin, sind aber beide keine Spur müde. Also wieder aufstehen.

Dann  das schlechte Gewissen, dass es schon wichtig wäre, zumindest ein Auge voll Schlaf zu bekommen. Es wartet ein Trekking von 13 oder mehr Stunden auf uns und das zwischen 5.000 und 6.000 Höhenmetern und durch die ganze Nacht hindurch.

Nach 3 Stunden des versuchten Schlaf-Erzwingens fühle ich mich müde, aber ruhelos. Kurz bevor um 7:30 Uhr der Wecker klingelt, schlafe ich ein. Fit fühlt sich anders an! Zum Essen ist es zu spät und Hunger habe ich sowieso keinen. Eine Dusche und kurz nach 8 Uhr schmeissen wir unsere Rucksäcke in den Jeep.

 

Die Anfahrt zum Nevado Chachani

Wir fahren bereits im Dunkeln los. Jetzt könnte ich gefühlt schlafen. Aber an Schlafen im Auto ist nicht zu denken, zu viele Kurven lassen mich müde hin und her schwanken. Die letzte Hälfte der 3 stündigen Fahrt geht es dann über eine Schotterpiste.

Es ist zwar kaum etwas im Scheinwerferlicht des Jeeps zu sehen, dafür jede Menge zu spüren. Unser Jeep zieht sich quälend und teilweise jaulend über Stock und Stein im wahrsten Sinne des Wortes. Dann stoppen wir vor einer Art Schuttmoräne, die anscheinend vor 3 Tagen noch nicht hier war.

Unser Fahrer versucht in 2 Anläufen sie zu überwinden, dann wird entschieden, dass wir von hier aus losgehen müssen. Wir steigen aus bei ca. 4.900 Höhenmetern laut GPS. Es ist eisig kalt und stockfinster. Ich kann noch nicht einmal einen Mond entdecken. Alles scheint in einen Mantel aus tiefster, schwarzer Kälte eingehüllt zu sein.

Für jeden gibt es eine heiße Tasse Coca-Blätter-Tee. Wir ziehen alles an, was wir an Kleidung mitgenommen haben plus Mütze, Handschuhe. Stirnlampe auf den Kopf und dann gehen wir los.

Mit jedem Schritt oder Stolpern in dieser Dunkelheit tauche ich mehr und mehr in eine sehr surreale Welt ein. Mein Blick ist gesenkt und der Schein meiner Stirnlampe leuchtet gerade einmal die nächsten 2 Schrittlängen aus. Es wird stiller und stiller. Keiner redet mehr. Nur das Klicken der Trekkingstöcke ist zu hören, wenn sie auf Stein auftreffen.

 

Tiefste dunkle Nacht, klirrende Kälte, Müdigkeit

Nach einer gefühlt endlosen Zeit führt unser Pfad nicht nur in Serpentinen über Stock und Stein, sondern über teilweise meterhohe Felsbrocken. Bei Tageslicht sicher weit angenehmer zu gehen. Trotz Kälte werde ich müder und müder. Sekundenschlaf! Ich kann meine Augen nicht mehr offen halten. Egal wie sehr ich mich auch anstrenge, meine Augenlieder fallen einfach runter. Ein Schritt blind, dann vor Schrecken, die Augen wieder weit aufgerissen, um sie sogleich wieder für eine erneute Sekunde zu schließen. So stolpere, gehe und torkle ich hinter Ben und Johann, unserem peruanischen Guide hinterher.

Ich male mir aus, dass wenn am Base Camp die Zelte einer anderen Gruppe stehen, ich mich einfach in die Zelte lege und schlafe. Einfach die Augen schließen und schlafen. Ein riesiger Felsbrocken stoppt meinen müden, schleppenden Gang und ich reiße vor Schreck die Augen auf. Der Schreck hält mich 3 Minuten hellwach, bevor alles wieder von vorne beginnt.

Wir kommen am Base Camp an, aber weit und breit kein Zelt. Schade oder auch nicht! Frieren, Lethargie, langsames Gehen alles gleichzeitig oder abwechselnd. Ich habe mich noch nie in meinem Leben bewusst so müde gefühlt! Ich versuche mich damit zu motivieren, dass ich mir vorstelle, wie es den Everest Besteigern in der Todeszone geht und sie trotzdem nicht aufgeben. Nun ja, das zwingt mir zumindest ein Lächeln ab. Was bin ich nur für ein Weichei!

 

Erfrorene Fingerspitzen

Ich habe dicke Handschuhe und doch kann ich die Griffe meiner Trekkingstöcke kaum mehr spüren. Ich bewege die Finger und hoffe, sie damit wieder ein bisschen wärmer zu bekommen. Zuerst hilft dies ein bisschen. Dann fühlen sie sich immer steifer und kälter an. Ich sage den anderen, dass ich eine kurze Pause benötige.

Ich trinke einen Schluck Tee und ziehe meine Handschuhe aus. Gerade will ich den anderen erzählen, dass ich meine Finger vor Kälte nicht mehr bewegen kann, dann erschrecke ich mich entsetzlich. Ich fluche laut.  Mein Fingerkuppen und die Hälfte meiner Nägel sind schwarz.

Genauso erschrocken wie ich selbst, reisst Johann seine Jacke auf und steckt meine Hände unter seine Armhöhlen. Der Schreck weckt mich auf und ich bin so wach, wie ich es die ganze Nacht noch nicht wahr! Wie kann das denn sein? Ich bin bestimmt nicht sehr kälteempfindlich. Ich habe in Lappland bei -30° in einem miesen Schlafsack im Freien übernachtet, ohne Erfrierungen.

Nach einer Weile fangen meine Finger wieder an durchblutet zu werden. Es fühlt sich an, als wenn 1 Million Akupunkturnadeln auf meine Finger geschossen werden. Ich wärme sie noch ein bisschen weiter unter meinem Fleece auf. Johann zaubert noch ein Paar Überhandschuhe aus seinem Rucksack heraus, die ich über meine Handschuhe ziehe und dann gehen wir weiter.

Chachani Besteigung - Erstes Licht - Arequipa - Peru

Ich fühle mich immer noch müde, aber wenigstens schaffe ich es nun, meine Augen offen zu halten. Es sind noch mehr als 2 Stunden bis die Sonne aufgeht. Nie habe ich den Tag so sehr herbeigesehnt. Und irgendwann ist es soweit. Die ersten Sonnenstrahlen vertreiben die dunkle Nacht.

 

Endlich eine längere Pause & die ersten Sonnenstrahlen

Leider befinden wir uns gerade auf der sonnenabgewandten Seite des Berges und müssen noch eine weitere halbe Stunde gehen, bis wir den hoffentlich wärmenden Sonnenstrahlen begegnen. Johann verspricht eine längere Pause sobald wir ein Sonnenplätzchen finden. Na, das ist doch mal eine Perspektive!

Chachani Besteigung - Sonnenaufgang - Arequipa - Peru

Wir finden ein schönes, windstilles, sonniges Plätzchen. Ich versuche einen Snack zu essen und soviel wie möglich zu trinken. Denn viel Trinken hilft am Besten gegen Höhenkrankheit und gegen Kopfschmerzen. Ich döse tatsächlich ein. Dann werde ich von Ben und Johann geweckt, die weiter wollen. Ich schaue in das inzwischen helle Licht der Sonne. Ich freue mich und fühle mich zum ersten Mal wieder lebendig.

Auch wenn wir inzwischen bei ungefähr 5.700 Höhenmeter sind und jeder Schritt sehr mühsam ist, fühle ich mich weit besser.

Chachani Besteigung - grandiose Fernsicht auf Bergwelt - Peru

Wir kommen zu einer Steilhang-Querung. Der Pfad ist hier gerade maximal zwei Füße breit und leicht rutschig. Ich sehe Ben vor mir, wie er immer wieder seinen Fuß nicht auf dem Pfad, sondern daneben absetzt. Er torkelt wie betrunken. Ich frage ihn, wie es ihm geht. Er klagt über entsetzliche Kopfschmerzen und Schwindel. Wir machen eine Pause und ich ermuntere ihn, mindestens einen Liter Wasser zu trinken und eine weitere Aspirintablette zu Blutverdünnung zu nehmen.

Chachani Besteigung - Pause - Arequipa - Peru

 

Höhenkrankheit – die Chachani Besteigung erzwingen oder umkehren?

Wir sind inzwischen bei 5.900 Höhenmetern und wenn auch nicht der Gipfel, so wären doch 6.000 m eine coole neue Marke. Wir lassen uns ein bisschen Zeit. Mehr trinken, mehr Zucker. Aber statt besser, werden Bens Kopfschmerzen und Schwindel noch schlimmer.

Er schlägt vor, dass ich mit dem Guide alleine weitergehe. Aber das ist für mich keine Option. Selbst wenn wir uns in keinem technisch schwierigen Gelände befinden, ist Konzentration und Trittsicherheit eine Voraussetzung. Ein Fehltritt oder auch das Ignorieren einer fortgeschrittenen Höhenkrankheit kann schlimmste Folgen haben.

Chachani Besteigung - Fels & Schotter - Arequipa - Peru

Johann meint, dass wir zum Gipfel vermutlich noch 1,5 Stunden benötigen und da es sich gerade hier so flach dahin schlängelt, würde es auch noch eine Weile dauern, um über 6.000 Meter zu stehen.

Wir sitzen einfach noch in ein bisschen am Hang und saugen den zauberhaften Ausblick auf über die Bergwelt bei Arequipa auf. Ich bin überwältigt von dem Ausblick und von der Schönheit dieser Naturlandschaft, auf die von hier oben blicken darf.

Was für grandiose Farben! Die Berge, auf die ich blicke, sehen aus, als hätte ein Künstler seinen Farbpinsel darüber ausgewaschen.

Chachani Besteigung - Panoramablick - Arequipa - Peru

Ein Blick nach oben, wo irgendwo versteckt der Gipfel des Chachani thront. Dann wühlen auf einmal Gedanken im Kopf wie: „Erlaubst du dir ein Scheitern?“ Tatsächlich ist es das erste Mal, wo ich mein Ziel aufgebe. „Was verpasse ich, wenn ich nicht auf dem Gipfel stehe?“. „Wie wirkt sich ein Aufgeben auf spätere Ziele aus?“ Seltsame Gefühle und eine Situation, in der ich mich noch nie zuvor befunden habe.

Wir rappeln uns noch einmal auf und gehen noch einige Minuten weiter. Die steileren Passagen in den Schotterhängen sind mühsam.  Zu Bens Kopfschmerzen kommen jetzt noch Magenkrämpfe und Schweißausbrüche dazu. So schwer es uns beiden auch fällt, entschließen wir uns umzukehren.

Chachani Besteigung - mühsamer Aufstieg im Schotter - Arequipa - Peru

Ben ist noch weit enttäuschter als ich. Während für mich die Nacht die volle Quälerei war, wurde für Ben der Tag zum Schlimmsten, was er bislang erlebt hatte. Wir sind trotzdem auch stolz hier oben auf 5.907 m (laut dem GPS von Johann) gestanden zu sein. Für uns beide ist dies immerhin ein neuer Höhenrekord.

Vulkan Chachani Besteigung - mühsamer Aufstieg - Arequipa - Peru

 

Ein rasanter & spaßiger Abstieg

Wir müssen das letzte kurze Stück wieder zurück gehen. Und dann können wir einfach den Chachani hinunterrutschen. Es ist kaum zu glauben: wo wir uns über viele, viele Serpentinen lange und mit mühsamen Schritten hoch gehangelt haben, da können wir jetzt einfach in den Sand springen und mit jedem Tritt 3 Meter in direkter Linie nach unten abrutschen.

Chachani Besteigung - Abrutschen beim Abstieg - Arequipa - Peru

In einer Mischung aus Rennen, Stolpern und Rutschen sind wir in 45 Minuten wieder beim Base Camp! Wie cool ist das denn! Ich war noch nie so schnell einen Berg wieder unten.

Inzwischen sind auch die Kopfschmerzen von Ben wieder erträglich und Schwindel und Krämpfe ganz weg. Wir machen eine kleine, ausgelassene Pause beim Base Camp, weil wir für den Fahrer eh zu früh dran sind.

Chachani Besteigung - Abstieg: Blick zurück nach oben - Arequipa - Peru

Dann machen wir uns ganz gemütlich und genüßlich auf den Weg zurück. Schön, heute in der Sonne all das zu sehen, was mir gestern Nacht völlig entgangen ist.

Die grünen korallenriffartigen, hügeligen, harten Teppiche sind die in den Hochanden typische die Yareta Pflanzen (Azorella compacta auch Llareta). Früher wurden sie als zum Feuermachen genutzt, weil sie so gut brennen, mittlerweile stehen sie unter Naturschutz.

Chachani Besteigung - Abstieg, die letzten Meter - Arequipa - Peru

Wieder an unserem Ausgangspunkt angekommen, setzen wir uns auf die Felsen und warten auf unseren Fahrer.

Auf unserer Fahrt zurück geht es wieder durch das Naturreservat, in dem der Vulkan Misti und der Nevado Chachani liegen. Im Hintergrund sehen wir Bergspitzen mit und ohne Schnee. Fotos zu machen ist kaum möglich, da wir entweder direkt durch kratertiefe Schlaglöcher fahren bzw. fallen oder unser Fahrer versucht ihnen in einem wilden Zick-Zick-Kurs halbwegs auszuweichen.

Guanaka auf dem Weg vom Chachani nach Arequipa - Peru

Zum Schluss können wir wenigstens noch ein paar Guanakos sehen. Am frühen Nachmittag sind wir wieder zurück in Arequipa.

 

Exkurs: Der Chachani Gipfel – das erwartet dich ganz oben!

Für alle, die gerne wissen wollen, was sie bei einer gelungenen Chachani Besteigung oben auf dem Gipfel erwartet, habe ich folgende Fotos gefunden und die Tourenbeschreibungen dazu verlinkt.

Kurz vor dem letzten Anstieg zum Gipfel geht es über die Fatima-Traverse, einem steilen Hang mit sogenannten Büßerschnee. Dass ich diese Schneefelder nicht gesehen habe, tut mir am meisten leid.


Fotoquelle: Maik von Reisen.Lowsix.de

Dann kommt endlich der Gipfel in Sicht und der letzte Anstieg.


Fotoquelle: Silvia Mazzani

Auf dem Gipfel angekommen, wird der Bergsteiger dann mit einem grandiosen 360° Rundblick belohnt.


Fotoquelle: Irene & Gian von Ade Merci

 

Chachani Besteigung – Mein Fazit:

Wenn ich den Berg noch einmal besteige, dann in 2 Tagen. In erster Linie, weil das tagsüber Schlafen auch nicht funktioniert und weil bei 2 Tagen der Aufstieg in der Nacht verkürzt wird.  Außerdem kann der Wanderer ein bisschen mehr Bergwelt erleben. Wer will kann auch einen weiteren Tag einplanen und von einem niedrigeren Niveau starten.

Die Chachani Besteigung in der Nacht ist unspektakulär, ein Gehen im dunklen, kalten, zeitlosen Nichts. So müde wie ich mich fühlte, war es die pure Quälerei. Allerdings lässt sich das Aufsteigen bei Nacht bei solchen Höhen meist nicht vermeiden, da mit der Sonne & Antauen der gefrorenen Oberfläche auch die Steinschlaggefahr oder Lawinengefahr zunehmen.

Chachani ist ein Vulkanberg und wie bei den meisten Vulkanbergen führt die Tour größtenteils über rutschigen, mühsam zu gehenden Vulkanschutt, was das Weiterkommen auf weit über 5.000 Höhenmetern noch anstrengender macht. Technisch ist er nicht schwierig, aber die schmalen, stark abschüssigen Traversen erfordern hohe Konzentration und Trittsicherheit.

Willenskraft und Begeisterung: um wirklich auch auf 6.000 m anzukommen, darf man das auch ganz fest wollen und von der Idee begeistert sein. Ich wollte zwar auf den Gipfel, um aus dieser Höhe in die Welt zu blicken, aber so ganz und gar war ich nie Feuer und Flamme dafür. Ich glaube, dass meine vergleichsweise nur 90% Begeisterung mir den Aufstieg noch weit schwerer gemacht haben.

Chachani Besteigung - Faszinierender Ausblick - Arequipa - Peru

Die Ausblicke von so weit oben sind allerdings super spektakulär! Highlights waren für mich nicht die Chachani Hochtour selbst, sondern zum einen einmal – in meinem Falle fast – auf 6.000 Höhenmetern zu stehen und zum anderen die Ausblicke auf diese faszinierende Bergwelt. Ein Gefühl von Stolz und gleichzeitig dem Bewusstsein wie klein und unbedeutend der Mensch doch im Vergleich dieser überwältigenden Natur ist.

Egal, ob du am Schluss auf dem Gipfel stehst oder nicht, es wird sicherlich immer als ein grandioses Bergerlebnis in deiner Erinnerung bleiben! Vielleicht komme ich wieder.

 

Meine Tipps:

  • Höhenkrankheit kann am besten vermieden werden, durch Höhenanpassung. Ideal sind z.B. Tagestouren in Huaras, bei denen du tagsüber auf ca. 5.000 Höhenmeter aufsteigst und abends wieder auf 3.000 Höhenmetern bist. Alternativ das Altiplano, das Hochland von Peru, Bolivien bis Chile, wo du dich ebenfalls zwischen 3.800 und 4.600 Höhenmetern über Tage hinweg bewegen kannst.

Pastoruri Gletscher - Nationalpark Huascaran - Huaraz - Peru

  • Die Peruaner stehen auf ihren Coca Tee, der Höhenkrankheit vorbeugen soll. Bei mir hat dieser allerdings nie Wirkung gezeigt. Also glaube nicht, dass eine Tasse Coca Tee dich vor Höhenkrankheit schützt.  Das, was mich in diesen Höhen am besten vor Höhenkrankheit schützt, ist viel, viel, sehr viel trinken. Obwohl es bei der Kälte ein sich Zwingen ist. Allein für den Aufstieg vom Base Camp solltest du 3 Liter für den Aufstieg und 1 Liter für den Abstieg einplanen. Wenn die Kopfschmerzen erst einmal da sind, ist es meist zu spät für’s Trinken!
  • Neben der körperlichen Fitness ist vor allem Willenskraft, Zähigkeit und eine gewisse Leidensfähigkeit für eine Chachani Besteigung sehr hilfreich. Für die meisten von uns ist das kein Spaziergang. Ab 5.500 Höhenmetern werden die Schritte mit jeden weiteren Höhenmetern mühsamer und langsamer. Das Ziel kommt oft nicht näher, sondern scheint ab und zu kaum erreichbar.
  • Der richtige Zeitpunkt: Sonniges Wetter! Wir haben die Chachani Besteigung Ende November gemacht und das Wetter war schon kühler und wechselhaft. Genau dann macht es Sinn, vor Ort zu buchen und an einem sonnigen Tag aufzusteigen. Als beste Jahreszeit für die Chachani Besteigung wird meist März bis September angegeben.

Chachani Besteigung - Abstieg im unteren Bereich - Peru

  • Wahl des Touranbieters und Preise für die Chachani Besteigung: in Arequipa gibt es viele Anbieter. Es gibt Agenturen, die Touren vermitteln und die Anbieter selbst. Ich rate dir beim Anbieter selbst zu buchen, weil du dir dann vor Ort das Equipment und den Guide ansehen kannst. Das sind für mich die wichtigsten Kriterien. Die Preise variieren stark. Du kannst für die Chachani Besteigung von ca. 90 € bis 300+ € bezahlen. Die Preise sind meist auch leicht verhandelbar. Je größer die Gruppen, desto günstiger. Dafür kann auf den Einzelnen beim Aufstieg dann wenig Rücksicht genommen werden. Privat geführte Chachani Besteigung für zwei Personen sind für ca. 200 € pro Person möglich.
    Unser Touranbieter Colca Trek in Arequipa liegt im mittleren Preissegment und ist empfehlenswert.
  • In der Hochtour enthaltene / nicht enthaltene Leistungen: Jeder Touranbieter hat leicht abweichende Leistungen. Es ist daher erforderlich, genau abzusprechen was der Anbieter stellt und was selbst mitgebracht werden muss. Und auch was, wer was zu tragen hat. In der Regel werden Ausrüstung wie Eispickel, Steigeisen, Zelte, Isomatten, Essen gestellt. Wer zusätzliche Kleidung benötigt kann diese evtl. auch ausleihen.
  • Alleine oder mit einem Tour Guide: bislang war die Besteigung des Chachani nur als geführte Tour erlaubt. Dies soll sich gerade gelockert haben. Selbst wenn diese Hochtour auch alleine gegangen werden kann, du benötigst einen Transport zumindest bis zum Nationalpark. Wer kein erfahrener Hochtouren-Bergsteiger ist, dem rate ich auf alle Fälle zu einer geführten Tour.

Laguna 69 - Lake 69 - Nationalpark Huascaran bei Huaraz in Peru

Blick auf Salkantay - Salkantay Trek Peru zum Machu Picchu

  • Bislang habe ich nur eine Vulkanbesteigung gemacht, wo mich der Vulkan selbst, seine Beschaffenheit & der Aufstieg extrem begeistert hat und das ist die Besteigung des aktiven Vulkans Villarrica in Chile. Villarrica hat einfach alles zu bieten: grüne Hügel, Eisspalten, Schnee, Schotterfelder & beissender Schwefelrauch aus dem immer aktiven Krater.

Vulkan Villarrica - Pucon - Chile

  • Weitere Abenteuer, Wanderungen & atemberaubende Peru Erlebnisse findest du unter „Weiterlesen & Inspirieren lassen“ am Ende dieses Beitrags.

 

Kann dich eine Chachani Besteigung begeistern? Würdest du die Chachani Hochtour in deine Peru Reise einplanen? Welches ist deine faszinierendste Bergerfahrung?

 

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10 Kommentare an “Chachani Besteigung – Einmal aus 6.075 Höhenmetern auf die Welt blicken!”

  1. Wirklich beeindruckende Bilder! Auf über 5000 Meter haben wir es in Bolivien auch schon geschafft, aber noch mal 1000 Meter mehr sind schon echt klasse :)

    Die Kopfschmerzen lassen sich einfach nicht vermeiden, wenn man diese Höhe nicht wirklich gewohnt ist und nicht vier Zeit zum aklimatisieren hat. Aber die Ausblicke sind dafür dann wirklich fantastisch!

    Viele Grüße
    Sandra & Michael von One-Million-Places.com

    • Hi Sandra & Michael,

      normalerweise komme ich mit der Höhe sehr gut klar, außer dass dann nicht nur die Ausblicke atemberaubend sind, sondern auch das Gehen. ?
      Aus meinen Himalaya Treks habe ich gelernt: langsam gehen und extrem viel trinken (4-6 Liter pro Tag) ist die beste Voraussetzung gut mit Höhe klar zu kommen.
      Was mich bei dieser Tour wirklich geschafft hat, war der Schlafmangel, die Kälte und Dunkelheit. Und es hängt immer ganz von der Tageskondition und der Stimmung ab. Vielleicht ein anderes mal oder eher ein anderer Berg ?

      Und klar … die Ausblicke sind sensationell.

      Liebe Grüße
      Petra

  2. Schade, hat es bei euch nicht geklappt – die Ausblicke waren aber zum Glück schon vor dem Gipfel fantastisch! ;) Wir haben uns damals aus den gleichen Gründen wie du für die eintägige Variante entschieden. Bei unserem Anbieter (an den Namen können wir uns leider nicht mehr erinnern) wurden wir jedoch erst um 01:00 Uhr abgeholt. So konnten wir immerhin 3, Stunden schlafen und mussten weniger lang in klirrender Kälte marschieren. Der „Abstieg“ ist uns ebenfalls noch in bester Erinnerung :)

    • Hi Gian & Irene,

      ja, erst um 1 Uhr loszufahren ist sicherlich eine viel bessere Option. Ihr seid dann ja erst um 4 Uhr losgegangen oder?
      Das hängt vermutlich auch stark von der Jahreszeit ab. Bei uns hieß es, dass es dann viel zu heiß wird??
      Es war ein bisschen eine Hau-Ruck-Entscheidung. Wir hätten uns in jeder Beziehung ein bisschen mehr Zeit nehmen sollen. Das nächste Mal mache ich das besser ?

      Liebe Grüße
      Petra

  3. Vielen Dank für diesen schönen Artikel. Mir gefiel vor allem, dass ihr trotz Nicht-Erreichens des Gipfels das positive aus dem Erlebnis schildert und für andere aufzeigt, was für Probleme auf einen zukommen können. Ich finde es auch super, dass ihr euch nicht aufgeteilt habt und auch kein gesundheitlich grösseres Risiko eingegangen seid. Ich hoffe, es klappt ein ander Mal.

    • Hi Cursi,

      danke für dein tolles Feedback! Ja, ich habe den Beitrag lange vor mir hergeschoben, weil es immerhin das erste Mal war, dass ich nicht dort angekommen bin, wo ich hin wollte. ? Im Nachhinein war es trotzdem eine geniale Tour – vor allem auch in der Hinsicht, dass ich meinen Komfortbereich schon sehr erweitert habe.

      Ja, aufteilen war keine Option und mehr Risiko bei einem der leichtesten 6.000+ der Welt lohnt sich auch nicht. 500 Meter unterhalb dem Mt. Everest würde ich vermutlich anders entscheiden. ? Aber auch diese Gefahr laufe ich in diesem Leben nicht mehr.

      Es gibt überall grandiose Berge … und ich werde hoffentlich noch auf vielen tollen Gipfeln stehen.

      Liebe Grüße
      Petra

    • Hi Claudia,

      das Gefühl ist großartig so weit oben zu stehen – keine Frage und entschädigt auch für alle Strapazen ?

      Mit deiner Wandermarathon-Kondition würde es dir wahrscheinlich noch viel leichter fallen auf diese Berge zu steigen. Unbedingt mal ausprobieren! Es gibt ja in der Schweiz auch schon einige 4.500er und das ist ja gar nicht so weit weg. ?

      Liebe Grüße

      Petra

  4. Schöner Bericht, vielen Dank für dafür:)

    Wollte die Chachani-Besteigung eigentlich auch bei meiner Peru-Reise machen, hab’s dann aber sein lassen, weil ich davor nur im Colca-Canyon und absolut nicht für solche Höhen akkklimatisiert war. Und später nur deswegen nochmal nach Arequipa zurückzufahren, war es mir das nicht wert.

    Ich wäre an eurer Stelle wahrscheinlich auch umgedreht, wenn es mir nicht gut gegangen wäre. Sooo wichtig ist das jetzt ja auch nicht, dass man unbedingt die 6.000-Meter-Marke knackt:)

    Viele Grüße

    Selim

    • Vielen Dank, liebe Selim!
      Ich finde es zwar schade, dass wir es nicht zum Gipfel geschafft hatten, aber im Nachhinein wollte ich die Erfahrung nicht missen.
      Definitiv war es für mich das herausforderndste an Wanderung, was ich bislang gemacht habe. Dabei war es noch nicht einmal die Höhe und die Mühe beim Aufstieg. Vielmehr war es die Erfahrung, wie es ist nachts aufzusteigen, wenn nichts um dich herum existiert, als jeweils der nächste Schritt – kein Zeitgefühl, kein Gefühl für das Wo und den Ort, die Landschaft.
      Und manches reicht, wenn man es einmal erlebt hat 😊
      Liebe Grüße
      Petra

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