Chichén Itzá – Große Stadt der Mayas, Weltwunder & Highlight auf Yucatan
Die Chichen Itza ist die bedeutendste Ruinen-Stätte der mexikanischen Halbinsel Yucatán. Ihre Ruinen stammen aus der späten Maya-Zeit & gehören zu den Sieben Weltwundern der Moderne. Was erwartet dich dort? Was sind die Highlights & wie ist die Atmosphäre?
Vermutlich wird kein Yucatán Besucher das riesige „Freiluft-Museum“ Chichen Itza auslassen können & wollen. Die Erwartungshaltung ist hoch, einem der Sieben Weltwunder der Moderne gegenüber zu stehen.
Chichén Itzá zieht ihre Besucher mit ihren faszinierenden Gebäuden & der vielen Rätseln in ihren Bann. Aber wieviel Atmosphäre der großen sagenumwobenen Maya Kultur kann sie noch ausstrahlen unter all den Touristenströmen?
Inhalt
Chichén Itzá – Gigantische Maya Stätte mit vielen Rätseln
Die heutige archäologische Zone besteht nur aus dem Kerngebiet der ehemaligen Stadt, die etwa 15 km² umfasste. Sie wurde 1988 zum Weltkulturerbe erklärt. Für Touristen ist nur der kleine Teil von Chichen Itza – ca. 20% – begehbar, in dem die meisten Gebäude ausgegraben bzw. teilweise rekonstruiert wurden.
Die Bauwerke dürfen heute leider wegen der riesigen Besucherströme nicht mehr betreten werden und sind teilweise weiträumig abgesperrt.
Chichén Itzá – Ein kurzer Abriss der Geschichte
Wie so oft bei den Mayas, ist die Geschichte von Chichén Itzá widersprüchlich und noch immer mit Rätseln behaftet. Es wird allgemein angenommen, dass die ersten Mayas sich hier im 5. bis 6. Jahrhundert ansiedelten.
Die frühesten Gebäude, die heute noch stehen, stammen aus dem 8. bis 9 Jahrhundert. Ab dem 11. Jahrhundert ist ein starker toltekischer Einfluss offensichtlich im zentralenTeil von Chichén Itzá. Ab dieser Zeit wurde der Toltekengott Quetzalcóatl verehrt. Der Gott, der als gefiederte Schlange dargestellt wird, heißt hier Kukulcán. Es war der wichtigste Gott jener Zeit, denn es gibt kaum ein Gebäude an dem nicht seine Relief oder Kukulcán als Skulptur auftaucht.
Wie der toltekische Einfluß ins Gebiet der Maya kam, ist immer noch ungewiss. Die Annahme, dass 987 die Tolteken unter der Führung des geheimnisvollen Quetzalcóatl aus dem zentralen Mexiko in das Gebiet der Maya kamen, gilt heute als widerlegt.
Es ist die Architektur von Chichen Itza, die im Vergleich zu anderen Maya Stätten bahnbrechend ist und diesen Ort berühmt machten. Verschiedene Gebäudetypen, Stilformen, Konstruktionsdetails, Techniken des Fassadendekors, verschiedene Grundrisse – nirgendwo gibt es eine größere Architekturvielfalt als in Chichén Itzá.
Die wichtigsten Gebäude & Orte in Chichén Itzá
Zu den großen Sehenswürdigkeiten zählen neben vielen anderen vor allem die große Pyramide Kukulkan, das Observatorium, das Juego de Pelota, der Kriegertempel, das El Osario bzw. der Convento de las Monjas und El Grupo de las Mil Columnas.
Pyramide von Kukulkán – El Castillo
Das wohl bekannteste, alles beherrschende Bauwerk von Chichén Itzá – El Castillo oder die Pyramide von Kukulkán – wird als erstes nach dem Eingang erreicht.
Die Pyramide von Kukulkán – im spanischen El Castillo – ist 30 m hoch und hat eine Seitenlänge von 55 m. Zwei der vier, früher identischen Seiten – West- und Nordseite – wurden restauriert. Es führten wohl 91 Treppenstufen auf die Pyramide. 4 x 91 Stufen ergibt 364 Stufen, plus eine letzte Stufe hinauf ins Heiligtum entsprechen genau der Anzahl der Tage eines Sonnenjahrs.
Die Nordtreppe wird von Köpfen des Schlangengottes Kukulkán flankiert.
Zwei Mal pro Jahr zur Sonnwende am 21. März und 21. September, werden viele tausende Besucher hier Zeuge eines ganz besonderen Schauspiels: am späten Nachmittag der Tag- und Nachtgleiche scheint der Schatten einer Schlange an der Pyramide von Kukulkán die Treppenstufen hinunterzukriechen und ihren riesigen Kopf auf die unterste Stufe der Pyramide zu legen. Ein grandios berechnetes Szenario von den Baumeistern der Pyramide, aber garantiert viel zu viele Menschen.
Es war zu Maya Zeiten üblich Pyramiden nach einer gewissen Zeit zu überbauen. Auch im Innern des heute sichtbaren El Castillo hat man zuerst eine ältere Pyramide und sensationell noch nicht lange her darunter noch eine zweite Pyramide gefunden. Die mexikanische Version der russischen Matroschka Babuschka Puppen.
Der Große Ballspielplatz – Juego de Pelota
Von den hunderten auf Yucatán gefundenen Ballspielplätzen (span.: Juego de Pelota) ist dieser hier in Chichen Itza der Größte und Bedeutendste.
Das Spielfeld hat eine Größe von 168 x 38 Meter und ist begrenzt durch zwei 8 m hohe Mauern, die sich gegenüberliegen. Die schmale Plattform auf den Mauern diente den Zuschauern als Tribüne. Gespielt wurde mit einem Kautschuk-Ball, der durch die schlangenverzierten Steinringe in der Spielfeldmitte auf ca. 7 m Höhe geschlagen werden musste.
Die 5 bis 7 Spieler pro Team mussten den ca. 3 kg schweren Vollgummiball mit Ellbogen, Beinen, Hüfte oder Rumpf durch die Steinringe schießen. Allerdings ist wenig über dieses Spiel wirklich bekannt, dass sich hier wilde Gerüchte ranken. Unser Guide hat erzählt, dass der Kapitän des Gewinnerteam am Ende des Spiels enthauptet wurde und dass dies als eine Ehre aufgefasst wurde. Ehre hin oder her, ich hätte da nicht gewonnen! Andere behaupten die Verlierer wurden enthauptet und den Göttern geopfert.
Gesichert ist, dass es Enthauptungen gab und dass die meisten Spieler verletzt aus diesen Spielen hervorgingen.
Unzählige Reliefe an den Mauerwänden am Spielfeldrand zeigen die Opferszenen und Enthauptungen bei den Ballspielen. Der Ballspielplatz ist von kleinen Tempeln umringt.
Tempel der Jaguare – Templo del Jaguar
Am auffälligsten und bedeutendsten ist der Tempel der Jaguare (span. Templo del Jaguar), der sich am südlichen Ende der östlichen Seitenmauer des Ballspielplatzes befindet. Er befindet sich auf einem Pyramidensockel, zu dem eine schmale seitliche Treppe hinauf führt.
Der Zugang zum Inneren dieses Tempels der Jaguare erfolgt durch einen breiten, von zwei dicken Schlangenpfeilern getragenen Eingang. Das Betreten ist wie bei allen Gebäuden/Ruinen in Chichén Itzá nicht gestattet.
Ein weiterer Tempel der Jaguare – der Nordtempel – befindet sich am anderen Ende des Ballspielpaltzes Juego del Pelota (siehe Foto oben).
Nahe der östlichen Seite des Großen Ballspielplatzes liegt die Plattform Tzompantli. Tzompantli sind Plattformen auf denen ein Holzgerüst errichtet war und auf dem die Schädel geopferter Personen befestigt wurden.
Das Tzompantli von Chichén Itzá ist eine ca. 1,5 Meter hohe Plattform, deren Außenwände mit vier Reihen von Schädeldarstellungen überzogen sind. Eine der Außenwände zeigt eine Folge von Kriegern und übergroßen Adlern, die in ihren Fängen menschliche Herzen halten, um sie zu fressen.
Ähnliche Plattformen sind die Venusplattform und die beeindruckende Plattform der Adler und Jaguare (span.: Plataforma de las Águilas y los Jaguares).
Cenote Sagrado – Der heilige Brunnen
Nördlich der Pyramide von Kukulkán befindet sich die bekannteste der Cenoten auf Yukatán. Cenoten sind Sinkhöhle oder Karsttrichter, die meist rund oder ellyptisch und mit Wasser gefüllt sind. Von der Cenote Sagrado (übersetzt Heiliger Brunnen) hat Chichén Itzá auch seinen Namen: chi’ (= Mund, Rand, Ufer), ch’e’en (= Brunnen oder Höhle mit Wasser) und Itzá der Volksstamm. Chichen Itzá bedeutet also Stadt am Rande des Brunnen der Itza.
Der Cenote Sagrado ist beinahe kreisförmig mit 55 Metern im Durchmesser. Der „Brunnen“ ist etwa 50 m tief, die Wasseroberfläche liegt etwa 25 m tief. Ringsum den Heiligen Brunen erheben sich senkrechte Kalksteinwände.
Vom Grund der Cenote Sagrado brachte man bis heute viele tausende Fundstücke und Opfergaben wie Schmuckstücke, Edelsteine, Jade, Gold und verschiedene Keramiken, aber auch über fünfzig Skelette – Menschenopfer – zutage.
Die Bedeutung von diesem Heiligen Brunnen von Chichen Itza übertrifft damit die jedes anderen auf Yucatán.
Auf dem ca. 400 m langen Weg zu der Cenote Sagrado sind immer wieder Künstler anzutreffen, die den Halbschatten nutzen und neue Kunsthandwerke – Masken, Tiere, Musikinstrumente u.v.m. – schnitzen, die überall an den Ständen auf dem Gelände verkauft werden.
Der Kriegertempel – Templo de los Guerreros
Der Kriegertempel (span. Templo de los Guerreros) gilt als eines der schönsten Beispiele für die Maya-Toltekische Architektur.
Das imposante Gebäude im Osten – Templo de los Guerreros – von Chichén Itza besteht aus einem Pyramidensockel mit vier Stufen und einer großen oberen Fläche, die ungefähr zur Hälfte von dem eigentlichen Tempelgebäude eingenommen wird.
Hier oben thront der Chac Mool und bewacht den Eingang. Der Chac Mool ist eine sitzende Figur, mit verschränkten Beinen, die sich nach hinten auf den Armen abstützt. Im ihrem Schoß befindet sich eine Aushöhlung, die eventuell für Opfergaben bestimmt war.
Der Eingang des Tempels befindet sich auf der oberen Plattform und wird durch zwei Schlangenpfeiler bewacht. Die quadratischen Säulen im Tempel sind von Maskenreliefs geschmückt, die wieder Krieger und Adler darstellen, wie sie Menschenherzen fressen.
Vor und entlang der Südwand der Tempelpyramide verläuft eine prunkvolle Säulenhalle, die sich weiter nach Osten zu noch viel mehr Säulen erstrecken – der Gruppe der 1000 Säulen.
Gruppe der 1000 Säulen – Grupo de las Mil Columnas
Direkt beim Kriegertempel stehen überwiegend quadratische Säulen auf einer Plattform (Foto oben). Sie waren einst überdacht. Ihre Säulen zeigen Reliefs von Kriegern und Vogelmenschen.
Die eigentliche Säulenhalle zieht sich vom Kriegertempel in Nord-Süd-Richtung. Unzählige Säulen stehen hier in Reih und Glied verteilt auf verschieden ausgerichtete Säulengruppen.
Die Säulen wurden rekonstruiert um die ehemaligen Ausmaße zu verdeutlichen. Manche Forscher sind der Meinung, dass die Säulen die Armee von Chichén Itzá darstellen soll.
Ich finde diese Gruppe der 1000 Säulen sehr beeindruckend, vor allem vielleicht auch, weil man mitten durch sie hindurch gehen kann. Besonders im Spiel von Licht und langen Schatten scheint sich ganze Säulen-Armee gleich noch einmal zu vervielfachen und wirkt sogar ein bisschen gespenstisch.
Säulenhallen in dieser Dichte und Größe sind an keiner anderen Stelle von Chichén Itzá anzutreffen. Ihre Struktur und Anordnung weisen auf die Funktion von Hallen hin. Sie werden daher manchmal auch als „Halle der 1000 Säulen“ bezeichnet.
Das Hohepriestergrab – El Osario
Die Gruppe um das Hohepriestergrab liegt etwas abseits vom dem großen Platz, auf dem sich die bereits beschriebenen Gebäude befinden, auf der rechten Seite vom Eingang.
Bei dem El Osario von Chichén Itzá handelt sich um eine vierseitige Pyramide, die in ihrer Struktur sehr stark dem Castillo – Pyramide Kukulkán – ähnelt. Das El Osario ist ca. 10 m hoch und wurde einst ebenfalls von einem Tempel gekrönt.
Im Grab des Hohepriesters wurde ein Schacht entdeckt, der von der Spitze der Pyramide durch mehrere Grabgewölbe nach unten führt. In jeder Grabkammer wurde ein Skelett und wertvolle Artefakte gefunden. Aus diesem Grunde gab der US Diplomat und Archäologe Edward H. Thompson, der in Chichen Itza die ersten Ausgrabungen leitete (und leider viele der Schätze außer Landes brachte), dieser Pyramide den Namen „El Osario“ (span. für Begräbnisplatz).
Heute geht man davon, dass die Toten erst später in die Kammern gelegt wurden und das Gebäude davor einen anderen Zweck hatte. Ein weiteres offenes Rätsel, wie noch so viele weitere in Chichén Itzá.
Faszit meines Chichén Itzá Besuchs:
Ich habe mich ganz klar in Becán verliebt, das genau so ist wie ich mir die Maya Ruinenstätten vorgestellt habe. Diese grandiose, kaum von Touristen besuchte Ruinenstatt hat unglücklicherweise meine Erwartungshaltung geprägt und Chichén Itzá konnte diese Erwartung für mich nicht standhalten. Siehe mein Beitrag: Becán – Eine der schönsten Maya Stätten zum Anfassen & Besteigen!
Während in Becán alle Pyramiden und Gebäude noch bestiegen werden können und von oben eine atemberaubende Weitsicht ermöglichen, kann Chichén Itzá nur von unten und mit Abstand bestaunt werden. Anders ist der Erhalt dieser Prachtbauten bei dem Million von Besuchern auch sicherlich nicht möglich.
Der Nachteil bei Chichén Itzá ist, dass ich mich eher wie in einem Film gefühlt habe, alles – außer den verkaufswilligen Kunsthändlern – ist auf Abstand, anonym und ein bisschen surreal. Eine richtige Maya-Atmosphäre, die eine Verbindung zu dem einstigen Chichén Itzá schaffen könnte, bleibt dem Besucher dabei verwehrt.
Besuchen oder nicht – das ist sicherlich keine Frage, weil es ein grandioses Freilicht-Museum mit bedeutenden Prachtbauten ist, dessen Besuch ich nicht missen wollte. Meine Empfehlung: schau dir unbedingt auch die anderen weniger bekannten Maya Stätten an, denn sie sind nicht minder schön!
Meine Tipps:
- Eintrittspreise und Öffnungszeiten: Chichén Itzá hat täglich geöffnet von 8:00 bis 16:30 Uhr. Der Eintrittspreis beinhaltet 70 Pesos für INHA (Instituto Nacional de Antropología e Historia) und den eigentlichen Eintritt mit 168 Pesos. Zusammen sind die 238 Pesos (MXN$) mit umgerechnet gut 10 € ein sehr humaner Eintrittspreis.
- Wer den größten Rummel in Chichén Itzá zumindest teilweise entgehen möchte, tut gut ganz früh morgens diese riesige Maya Stätte zu besuchen. Alle anderen dürfen viel Geduld mitbringen und immer wieder die Lücken zwischen den Besucherströmen & Busladungen abwarten, um zumindest ein bisschen Maya Kultur erahnen zu können.
- Getränke und Snacks sind erwartungsgemäß für mexikanische Verhältnisse teuer auf dem Gelände. Überall entlang der Wege gibt es unzählige Verkaufsstände von Kunsthandwerk z.B. Holzmasken, Skulpturen und aus Stein gefertigte Souvenirs. Die Preise sind erst einmal hoch und wer gut handelt, bekommt hier zum Schluss auch landesübliche Preise.
- Wer mit dem Mietwagen kommt, der muss Parkgebühren beim Parkplatz zahlen. Nutzt du die die Schnellstraße von oder nach Cancun oder Thulum musst du nicht unerhebliche Highway-Gebühren (CUOTA = Toll Road) bezahlen, die pro Strecke etwa so hoch wie der Eintritt nach Chichén Itzá ist! Ich habe leider das Toll Road Zeichen zu spät gesehen und konnte dann nicht mehr abzweigen. Ansonsten lässt sich mit etwas mehr Zeitaufwand die Toll-Road leicht umfahren.
- Nur knapp 70 km nordwestlich von Chichén Itzá befindet sich Izamal, das in der Sprache der Maya für „Ort der Leguane“ steht. Die historisch bedeutende kleine Stadt blickt auf eine lange prähispanische Geschichte und eine schöne Altstadt zurück.
Heute ist sie auch bekannt als die „Gelbe Stadt“. Sie bietet sich auch als Ausgangspunkt für Chichén Itzá an, das von hier in einer Autostunde erreicht werden kann.
- Cancún spaltet die Geister. Wer Bettenburgen und All-Inclusive liebt, kommt in Cancún voll und ganz auf seine Kosten. Atmosphäre ist dabei nicht viel zu finden. Wer dieselben herrlichen Strände erleben möchte, allerdings mehr Idylle, Gelassenheit und wenig Touristen bevorzugt wird die Cancún vorgelagerte Isla Mujeres lieben. Hier mein Vergleich: Isla Mujeres oder Cancún? Schnuckeliges Inselparadies oder All-Inclusive-Party-Rummel!
- Mehr faszinierende Beiträge zu Yucatán und Mexiko findest du am Ende dieses Beitrags unter „Weiterlesen & Inspirieren lassen“. Viel Spaß beim Stöbern!
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