Derby – Boab Trees, Norval Gallery, Aboriginal Kultur & Ort, wo das Meer ausläuft
Derby fristet zu Unrecht ein Aschenputtel-Dasein hinter dem strahlenden Broome. Derby ist anders: rau, zerrissen, ungeschminkt, scheu und doch einladend. Highlights sind der Prison Boab Tree, die Norval Gallery, extreme Gezeiten & spektakuläre Sonnenuntergänge bei grandioser Kulisse
Derby ist der erste Ort in der Kimberley Region und ist vor allem bekannt für seinen uralten Boab „Gefängnis-Baum“ und gilt als Tor zu den vielen Schluchten in dieser Region.
Derby ist aber auch der Ort mit den extremsten Gezeitenunterschieden in Australien, feurigen Sonnenuntergängen und besitzt eine der schönsten Galerien mit moderner und Aboriginal Kunst.
Inhalt
Derby liegt nur einen Katzensprung entfernt für alle, die über den Great Northern Highway nach Kununurra oder nach Broome fahren. Für jeden, der die staubige Gibb River Road wählt, ist Derby Ausgangspunkt oder Ende seines Outback Tripps.
Prison Boab Tree von Derby – Gefängnisbaum oder nicht?
Der Boab Baum, eine Spezies der Affenbrotbäume (Adansonia Gregorii), ist das Wahrzeichen der Kimberley. Von Broome bis Kununurra begleitet er die Besucher. Anders als andere Bäume ist er weitaus charakteristischer und jeder hat seine eigene Persönlichkeit und ein besonderes Aussehen mit einem flaschenähnlichen, bauchigen Stamm.
Nirgendwo sonst in den Kimberley gibt es ältere, größere und imposantere Boab Bäume als um Derby herum.
6 km südlich vor Derby befindet sich der wahrscheinlich älteste Baum Australiens. Die Boab Bäume waren für die europäischen Einwanderer nicht nur hilfreiche Landmarkierungen, sondern wurden teilweise auch als „Gefängnisbäume“ pervertiert, da viele der sehr alten Boab Bäume innen hohl sind.
Dieser älteste Boab Baum bei Derby wurde, wie sein Name schon sagt „Prison Boab Tree“ in den 1890er Jahren als Gefängnis oder temporäre Verwahrung für die Ureinwohner missbraucht, bis ihnen der Prozess gemacht wurde. Zumindest sagen dies viele Überlieferungen. Heute streiten sich aber die Wissenschaftler, ob dies nur ein Mythos ist, oder ob er wirklich als Gefängnisbaum missbraucht wurde.
Sicher ist aber, dass dieser uralte Derby Boab Baum den Aboriginals heilig ist.
Wer heute hierher zu diesem gigantischen Boab Baum fährt, wird von einer Einzäunung auf Abstand gehalten. Damit wird sowohl versucht, die Dummen unter den Touristen abzuhalten, sich überall am Stamm mit Sprüchen und Initialen zu verewigen, aber auch das Erdreich und die Wurzeln sollen davor geschützt werden, dass der Baum totgetrampelt wird.
Myall’s Bore
Gleich beim Parkplatz zu dem Prison Boab Tree ist eine 120 m lange Viehtränke zu sehen. Die Farmer brachten ihre riesigen Viehherden von Fitzroy oder über die Gibb River Road nach Derby, wo sie vom Hafen aus verschifft wurden.
1912 wurde von Mayall eine sehr teuere Bohrung in mehr als 300 Meter Tiefe durchgeführt, um an Frischwasser zu gelangen. Bis 1980 flossen hier über 300.000 Liter Wasser täglich heraus. 1980 wurde das Bohrloch wieder verschlossen.
Derby – Schmelztiegel, Gezeiten, Jetty, Boab Bäume, Sonnenuntergänge
Derby liegt am Delta des Fitzroy River. Der Fitzroy River mündet 40 km südlich von in den berühmten King Sound Gulf, an dessen Ufer sich auch Derby befindet.
Derby ist heute eine der größeren Outback Städte in der Kimberley Region. Bereits 1880 wurde Derby als erster Hafen und Ort in der Kimberley Region gegründet.
Derby ist ein Schmelztiegel von Kulturen. Die Hälfte der mehr als 4.000 Einwohner sind Aboriginal People, die sich in verschiedene Stämme und Familien aufteilen und auch verschiedene Sprachen sprechen.
Derby Wharf & seine „King Tide“ – Die Stadt dem größten Tidenhub
Derby ist stolz auf und bekannt für seinen extremen Gezeitenhub. Die ganze Stadt befindet sich auf trockenen, schlammig lehmigen Untergrund. Deutlich wird dies vor allem, wenn der Besucher die Loch Street verlässt und Richtung Derby Jetty fährt oder geht.
Auf den paar Kilometern, die zur alten Landungsstelle, der Derby Wharf, führen, blickt das Auge auf unendlich weites Nichts oder besser Schlammlandschaft.
Am Parkplatz beim Derby Landungssteg angekommen, blickt der Besucher je nachdem, ob gerade Flut oder Ebbe herrscht, auf grau-braunen Schlamm oder ähnlich farbiges Wasser. Ich stehe erst einmal ein bisschen verwundert auf dem Derby Jetty. Wo ist denn das leuchtende Blau des Meeres geblieben, das ich eben noch in Broome gesehen habe?
Derby liegt nicht am offenen Meer, sondern an einem Golf und zwar dem King Sound, der mit 12 Metern Gezeitenunterschied den größten Gezeitenhub von Australien und einer der größten der Welt aufweist.
Auf dem Derby Jetty befinden sich mindestens so viele Vogelbeobachter wie Angler ein. Für beide ein Highlight. Wenn du es einrichten kannst, ist es am spannendsten hier am Derby Jetty zu stehen, wenn die Flut kommt oder noch interessanter, wenn sich das Wasser wieder zurückzieht.
Das Wasser kommt und geht in Schritttempo, so schnell, dass du zusehen kannst! Gerade, wenn sich das Wasser zurückzieht, sieht es aus als wenn das Meer auslaufen würde. Als wenn jemand einen großen Stöpsel zieht und alles Wasser ablaufen lässt.
Das ist auch für die Vogelbeobachter die interessante Zeit, weil jetzt, wie mir gesagt wurde, auch sehr rare Vogelexemplare aus den Büschen herausfliegen und nach Krebsen und Fischen suchen.
Die Dynamik von dem 6 stündigen Gezeitenwechsel ist beeindruckend! Nicht nur die Gezeiten selbst, sondern auch die Gezeitenunterschiede hängen mit dem Mond zusammen. Bei Voll- und Neumond addieren sich die Gezeitenkräfte von Sonne und Mond zu einer besonders großen Tide, bei Halbmond dagegen ergibt sich eine besonders kleine Tide.
Community Mosaik Tile Floor
Direkt beim Derby Jetty befindet sich ein kleiner Rastplatz mit einem wunderschönen Mosaik, das dem Hundertjährigem Bestehen, dem Zusammenwachsen und der Zukunft der multikulturellen Stadt gewidmet ist. Ein gelungenes Projekt das Künstler, Schüler und Einheimische zusammen umgesetzt haben.
Das alles vereinende Element ist die Regenbogenschlange, die für Leben und Neuerschaffung steht. Die Eier zeigen die Pflanzenwahrzeichen der Bundesstaaten & Territories. In der Mitte das Kreuz des Süden und außen herum das tägliche Leben.
Golfplatz von Derby – Immergrüne Boab Bäume!
Wer einmal Baob Trees, auf grünen Rasen stehend, sehen möchte, findet diese beim Golfplatz von Derby.
Für alle die von langen, staubigen Outback Pisten kommen, eine wohltuende Farbe für das Auge und ein schöner Ort für Spaziergänge. Lustiger weise müssen die Boab Bäume hier auch keine Angst haben, dass nicht immer ausreichend Wasser vorhanden ist und zeigen sich zu jeder Jahreszeit mit einem herrlich grünen Blätterdach!
Auch dieser Taube und vielen anderen Vögeln scheint dieses Blätterdach sehr gut zu gefallen!
Kimberley Entrance Caravan Park – Treffpunkt für Abenteurer und wilde Geschichten
Eigentlich suche ich eher kleinere Caravan Parks auf. Mein Universum weiß aber oft besser, was gut für mich ist und lässt den kleineren Caravan Park in Derby einfach voll sein.
Der Kimberley Entrance Caravan Park ist eine herrlich schattige Oase, wo sich fast jeder trifft, der nach viel staubiger Piste den Luxus von Duschen, Waschmaschinen, BBQ Plätzen und vor allem eine Bühne für seine verwegenen Outback Abenteuer sucht.
Kaum angekommen, begrüßen mich meine Stellplatz Nachbarn und laden mich auf ein Bier ein. Es folgen Stunden des Austausches über Outback Abenteuer, Geheimtipps, Geländewagen-Ausstattungen, Reisen im Allgemeinen und immer auch Bewunderung und ein „Good on you!“, weil ich alleine als Frau, auch entlegensten Orte Australiens bereise.
Der Kimberley Entrance Caravan Park liegt am nordwestlichen Ende von Derby mit uneingeschränktem Blick auf grandiose Sonnenuntergänge, Spazierwegen zum Jetty oder zum One Mile Dinner Camp.
Definitiv ein sehr empfehlenswerter, sehr sauberer, schön angelegter, großzügiger Caravan Park. Der herrlich irisch-australische Humor, des Eigentümers sorgt dazu für eine noch bessere Stimmung. Ideal auch für alle, die von Broome über die Gibb River Road fahren wollen, denn hier bekommen sie die aktuellsten Tipps zu dieser Outback Piste! ?
Mark Norval Gallery – Große Kunst & Unterstützung über Kulturen hinweg
Mark Norval ist ein international bekannter Ausnahmekünstler. Er gewann und gewinnt viele nationale und internationale Preise und Auszeichnungen.
In Derby unterrichtete Mark zuerst in der Derby District High School für einige Jahre Kunst. Als sehr engagierter Vertrauenslehrer versuchte er mehr Freund als Lehrer vor allem für die Aboriginal Kids zu sein.
Niemanden, der Derby für mehr als ein paar Stunden besucht, bleibt aber auch die Atmosphäre und die Spannungen verborgen, die typisch für Städte im Norden Australiens mit einer hohen Aboriginal Dichte ist. Ein hoher Prozentsatz der Aboriginals ist arbeitslos. Fühlen sich ausgegrenzt. Die Leere und Lethargie werden nur allzu oft mit extremen Alkoholkonsum und Drogen kompensiert. Häusliche Gewalt steht in solchen Familien an der Tagesordnung.
Mark Norval versuchte Jugendlichen aus diesen Familien und den Familien selbst zu helfen. Oft nur mit kurzfristigen Erfolgen. Zu viele seiner Schüler nahmen sich das Leben, weil sie keinen Ausweg sahen. Andere vernichteten ihr Leben mit Drogen.
Mark Norval (oben) erzählt mir, dass seine Hilflosigkeit ihn in immer tiefere Depressionen drängte. Seine Kraft ging verloren. Er hatte nichts mehr zu geben und kündigte sein Lehramt. Er arbeitete einige Zeit im nahegelegenen Mowanjum Arts Centre und gründete dann seine Norval Gallery.
Die Bilder von Mark Norval haben es mir auf den ersten Blick angetan! Für immer eingebrannt hat sich dieses traurige Bild von Aboriginal Kids.
In vielen seiner Bilder sind Gesichter von Jugendlichen Aboriginals zu finden. Ein Weg, wie der ansonsten, humorvolle, lebenslustige Mark Norval den Tod, Drogen und Gewalt gegen und von Jugendlichen in der Kimberley Region für sich verarbeitet.
Die Norval Gallery in Derby ist nicht nur ein Ort, wo Bilder von Mark Norval und vielen anderen lokalen Künstlern ausgestellt und zum Kauf angeboten werden, sondern auch ein Ort der Begegnung.
Mark Norval hat es geschafft, sein Gallery Konzept so umzusetzen, dass es für viele Aboriginals heute auch ein „Arbeitsplatz“ und Atelier geworden ist. Sie kommen hierher, um ihre Bilder zu malen, die ihre Geschichten erzählen. Männer wie Frauen, jung und alt.
Sie bemalen kleine und große Leinwände, zusammen oder alleine. Sie werden gebraucht. Sie produzieren etwas, mit dem sie andere Menschen begeistern können. Sie bekommen nach und nach ihren Stolz wieder zurück.
Auch wenn die wenigsten von ihnen englisch sprechen oder verstehen. Einige Worte sind immer zu finden, ein Lachen ist multikulturell und die freundlichen Mitarbeiter der Norval Gallery helfen, bei Fragen und der Verständigung.
Mark Norval stellt nicht nur viele, außergewöhnliche Werke erfolgreicher Künstler der Kimberley Region aus, sondern hat mit seiner Gallery auch ein großartiges Hilfsprojekt ins Leben gerufen. Ein Ort nicht nur mit intensiven Farben, sonder auch einer extrem positiven Energie und einer faszinierenden Atmosphäre.
Für mich ist die Mark Norval Gallery schon alleine ein Grund nach Derby zu kommen. Viele Gemälde und Künstler findest du auch auf der Facebook Seite der Norval Gallery. Auch wenn ich niemanden vorschreibe, was er sehen muss, Lonely Planet beurteilt die Norval Gallery mit „MUST SEE“.
Derby – Faszinierende Kulisse & atemberaubende Sonnenuntergänge
Jetzt wirst du vielleicht sagen, Sonnenuntergänge sind doch immer faszinierend. Ja, genau! Hier in Derby kommt zur grandiosen Stimmung, die unendliche Weite, der Derby Jetty und die Derby Wharf, die nur für die Sonnenuntergänge gebaut zu sein scheinen und die Boab Bäume hinzu.
Sonnenuntergang am Derby Jetty & Derby Wharf
Kennst du die berühmten „Stairways to the Moon“ Fotos? Stell dir vor die Sonne wäre ein Vollmond, dann könnte dies doch eine Treppe zum Mond sein, oder?
Wieviel meiner gefühlten 100 Sonnenuntergangsfotos bist du bereit dir anzusehen?
Während der Sonnenuntergang mit Farben von Gelb, Orange, Rot dominiert, wird die dem Sonnenuntergang gegenüberliegende Seite ein in rot-lila Farbtöne eingetaucht.
Meine Sonnenuntergangsfotos am Landungssteg werden teuer: gefühlt mindestens 50 Moskitostiche!
Aber früher zurück oder den Moskitospray aus dem Auto zu holen, ist einfach keine Option.
Und all die Langzeitbelichtungen ohne Stativ!
Kannst du das nachvollziehen: 50 Fotos von Sonnenuntergängen am gleichen Ort und für mich ist jedes anders und besonders? Geht das dir auch so?
Sonnenuntergang beim One Mile Dinner Camp
Ein weiterer besonders schöner Spot für Sonnenuntergänge: One Mile Dinner Camp mit Blick Richtung King Sound Gulf.
Meine Tipps:
- Derby versteht sich sowohl als Start und Ende der legendären 700 km Gibb River Road. Es gibt auch die Möglichkeit nur die ersten Kilometer auf der Gibb River Road zu fahren und dann zum 160 km entfernten Windjana Gorge National Park und dem anschließenden Tunnel Creek National Park abzubiegen.
- Das wohl spektakulärste und bekannteste Gezeitenphänomen sind die Horizontal Falls in der Talbot Bay nordöstlich von Derby. Beim Gezeitenwechsel drängen ungeheure Wassermassen mit hoher Geschwindigkeit durch eine schmale Meerenge. Becken und Bay haben dabei einen unterschiedlichen Wasserstand und durch Strömungseffekte sieht das ganze aus wie ein kleiner Wasserfall. Bei Neumond und Vollmond sind diese Effekte am eindrucksvollsten, die Flüge dort hin aber meist längerfristig ausgebucht.
- Für alle, die ohne Allrad oder in der Regenzeit Richtung Osten und Kununurra fahren wollen, bietet sich der komplett geteerte Great Northern Highway an.
- Der nächste interessante Stop Richtung Osten ist die 275 km entfernte Geikie Gorge hinter Fitzroy Crossing. Die faszinierende Geikie Gorge kann erwandert und im Rahmen von geführten Bootstouren auf dem Fitzroy River befahren werden. Die Geikie Gorge hat denselben geologischen Ursprung wie die Windjana Gorge.
- In westlicher Richtung 220 km von Derby entfernt befindet sich das zauberhafte, sehr touristische Broome. Der ideale Ort für alle, die Lust auf Meer, Felsen und lange Strandspaziergänge haben. Broome ist auch bekannt für seine Perlenfischerei und die schönen Australischen Zuchtperlen.
Wie gefällt dir Derby? Wirst du diesen Ort der schönen Sonnenuntergänge und der Norval Gallery in deine Kimberley Reise einplanen? Deine Anregungen, Fragen, Tipps – bitte in den Kommentaren hinterlassen!
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Ich hätte gerne mehr Infos über die Umgebung von Perth z:B. Tierwelt,Vogelwelt,Reptilien Nationalparks und Kunst der Ureinwohner.
Hallo Anneliese,
ich weiß nicht, ob du dich mit Perth verschrieben hast. Derby liegt im Nordwesten der Kimberley Region – ganz weit weg von Perth.
Generell kannst du einfach meine Suche benutzen und nach den jeweiligen Regionen suchen. Da ich zu fast jeder Region von WA einiges geschrieben habe, solltest du viele Beiträge finden.
Grüße Petra