Faszination Radrunde Allgäu – Südwestliche Hälfte: Von Wangen bis zum Grünten
Auf 450 km zeigt die Radrunde Allgäu ihre schönsten Ecken, Kultur & Naturlandschaften. Von idyllisch, schönen Dörfern, leckeren Verführungen, grandiosen Ausblicken, schneebedeckten Bergen & grünen Frühlingswiesen. Eine „Süße-Qual-Der-Wahl“-Genusstour in jeder Hinsicht!
Die Naturlandschaften-Highlights des südwestlichen Teils der Radrunde Allgäu sind die beeindruckende, fast immer präsente Nagelfluh-Kette, saftig grüne Bergwiesen, der Große Alpsee, die Iller, Ausblicke auf das majestätische Nebelhorn und den mächtigen Grünten.
Dieser Teil der 4-Sterne-Radrunde Allgäu streift kulturelle Sehenswürdigkeiten wie die wunderschöne, historische Reichsstadt Wangen, Isny & die Predigerbibliothek, idyllische Dörfer, das Hutmuseum von Lindenberg, traditionelles Handwerk und eine Vielzahl an sensationell leckeren Einkehrmöglichkeiten.
Inhalt
- Heimatstätten – Schmucke Bauwerke & Mittelalterliche Handelsplätze
- Erlebniswelt: Wasserreiche
- Erlebniswelt Alpgärten – Immer entlang der Nagelfluh-Kette
- Erlebniswelt: Gipfelwelten – Der Westen
- Mein Fazit:
- Meine Tipps:
Generell kann die 450 km lange Radrunde Allgäu überall begonnen werden und in jede Richtung gefahren werden. Die gesamte Runde ist in 8 Abschnitte bzw. Erlebniswelten mit inspirierenden Namen eingeteilt. Von Wangen beginnend in Richtung Osten sind es die Heimatstätten, dann die Wasserreiche, die Alpgärten, Panoramalogen, Gipfelwelten, der Schlosspark, die Glückswege & die Naturschatzkammern.
Diese südwestliche Hälfte der Radrunde Allgäu führt durch folgende Erlebniswelten:
Heimatstätten – Schmucke Bauwerke & Mittelalterliche Handelsplätze
Diese Erlebniswelt ist geprägt von bedeutenden und schmucken Städten, die im Mittelalter ihre Blütezeit erlebten. Burgen, Schlösser, Tore, Stadtmauern und Klöster zierten und schützten diese Orte & Handelswege.
In Waldburg beginnend über Amtzell führt die Radrunde Allgäu in des 17 km entfernte Wangen im Allgäu. Wer immer durch Wangen im Allgäu kommt, darf sich Zeit nehmen, diese wunderschöne historische Altstadt ein bisschen genauer zu erkunden.
Wangen im Allgäu – Schönste historische Altstadt
Wangen im Allgäu liegt malerisch eingebettet zwischen der Unteren Argen im Norden und der Oberen Argen im Süden.
Wer durch die Straßen und engen Gassen der liebevoll restaurierten Altstadt schlendert, wird begeistert sein von all den Farben, Formen und Kneipenschildern.
Am Ende der Herrenstraße befindet sich das Wahrzeichen von Wangen das Ravensburger Tor mit seinen bezaubernden, charakteristischen Ecktürmchen.
Einen weiteren Teil der ursprünglichen Stadtbefestigung ist das Martinstor oder auch Lindauer Tor, welches den Zugang zum ältesten Teil der Oberstadt markiert. Mit über 500 Jahre ist der Fidelisbäck die älteste Bäckerei Deutschlands. Außen wunderschön bemalt, innen gibt es leckeres Brot & die besten „Seelen“ der Welt zu kaufen.
1286 wurde Wangen zur Freien Reichsstadt erhoben. Wangen im Allgäu war eine Stadt der Schmiedekunst, des Handwerks und des Handels. Sein Reichtum drückte die Freie Reichsstadt in ihren schmucken Patrizier- und farbenprächtigen Handwerkerhäusern aus.
Wer als Kaufmann sich hier ein bisschen Luxus gönnen oder netzwerken wollte, ging in die Badstube. Das neue Museum erzählt die Geschichte der Bader, die auch teilweise die Funktion von Ärzten, Heilern und Krankenpfleger übernahmen.
Sehenswert ist auch der Antonius Brunnen am Saumarkt. Der volkstümlich auch „Sau-Tone“ genannte, heilige Antonius wird mit einem zutraulichen Schwein dargestellt. Dies sind nur eine kleine Anzahl der wunderschönen Gebäude, lustigen Brunnen oder Museen, die es hier in Wangen im Allgäu zu bestaunen gibt.
Besonders zu empfehlen ist die Kulinarische Stadtführung, bei der Kultur, Geschichte & leckeres, lokales Essen großartig miteinander verbunden werden.
1. Tag Radrunde Allgäu: Wangen, Isny, Lindenberg, Oberstaufen – Länge 83 km, mittelschwer
Am nächsten Morgen machen wir uns dann gemütlich auf die Radrunde Allgäu. Schon die ersten Kilometer führen über hügelige, grüne Berge und vorbei an alten Bauernhäusern. Grandiose Naturlandschaften, wohin das Auge auch immer blickt.
Über einige Serpentinen geht es etwas steiler bergauf. Zur Belohnung erwarten den Radfahrer, oben auf der Anhöhe angekommen, die ersten Ausblicke auf die Allgäuer Bergwelt, die jetzt im Frühling sogar noch mit Schnee bedeckt ist.
Bevor es hinunter in das schöne Allgäu-Dorf Eglofs geht, lohnt es sich die herrliche Naturlandschaft mit Dorf und Bergkulisse noch einmal wirken zu lassen.
Eglofs & ein außergewöhnlich schöner Dorfplatz
In Eglofs erwartet den Allgäu-Rundweg-Fahrer ein wunderschöner, historischer Dorfplatz. Hier mit dem Rathaus und dem Glockenturm der Kappelle im Hintergrund.
Ein idealer Ort um vom Fahrrad abzusteigen, ein bisschen herumzustreunen und die Ruhe, Farben und Formen auszusaugen und die Kulisse zu bestaunen.
Das ganze Dorf Eglofs, vor allem aber die Umgebung des Dorfplatzes ist geschmückt mit herrlich bunten, liebevoll erhaltenen Bauwerken.
Ein Blick hinter das Gasthaus zur Rose … was für Farben und welch grandiose Kulisse!
Das kleine Dorfmuseum liegt ebenfalls direkt am Dorfplatz. Im Hinterhof befindet sich ein Freiluft-Theater, das im Sommer immer wieder Stücke mit historischen Inhalten aus der Gegend aufführt.
Wer ein bisschen mehr Zeit mitbringt, der kann auch einen Blick in die wunderschöne Kirche werfen. Ein heller Licht durchfluteter Innenraum mit herrlichen Rokokoausschmückungen und schönen Stuckdecken begrüßt dort ihre Besucher.
Wir machen uns weiter auf den Weg in Richtung Isny. Von Eglofs geht es bis über Eisenharz hinaus ziemlich flach vorbei an weiten grünen Wiesen. Dann folgt ein mittelsteiles Stück durch ein schattiges Waldgebiet.
Oben angekommen, verlassen wir den Wald. Ein grandioser Ausblick auf die Nagelfluhkette lässt uns kurz durchatmen und die typische Allgäuer Landschaft genießen. Wenige Kilometer später erreichen wir Isny im Allgäu.
Isny im Allgäu – Predigerbibliothek, das Wikipedia des 15. Jahrhunderts
Isny im Allgäu ist ein Heilklimatischer Kurort und eine Stadt der Gegensätze. Isny zählt einerseits zu den regenreichsten Messstellen, mit 320 Sonnentagen aber auch zu den sonnigsten Orten in Deutschland.
Auch die Geschichte Isnys ist von Diskrepanzen geprägt. Zunächst standen sich die Gegenspieler Kloster und Stadt gegenüber und später mit der Reformation lieferten sich Katholiken und Protestanten einen Gegenpol.
Isny war eines der Zentren der Reformation im Allgäu und wurde 1529 protestantisch. Die Katholiken wurden aus der Stadt vertrieben. Erst mit der Zugehörigkeit zum Königreich Württemberg 1803 durften wieder Katholiken in die Stadt ziehen. Dies und weit mehr Wissenswertes erfahren wir auf einer Führung durch die Nikolai Kirche.
Im vorderen Bereich der Nikolai Kirche führt hinter einer vergitterter Tür eine schmale Steintreppe hinauf in ein 5 auf 5 Meter kleines Zimmer, dessen Wände allesamt mit Bücherregalen und mit mehr als 2000 Büchern verkleidet sind.
Nur die Decke des Kreuzgewölbes lässt noch die schönen Zeichnungen erkennen, die einst den ganzen Raum schmückten. Priester und Prediger waren die Hüter des Wissens. Die Predigerbibliothek von Isny ist die einzige, im ursprünglichen Zustand erhaltene Bibliothek des Mittelalters.
Die frühen aus dem 15. Jahrhundert stammenden Bücher sind alle von Hand geschrieben. Die Bücher decken verschiedenste Wissensgebiete wie Theologie, Philosophie, Medizin & Geographie ab.
Das Schöne: die Bücher werden für die Besucher aufgeschlagen und sorgsam vorgeführt!
Weißt du, woher der Begriff „ein Buch aufschlagen“ kommt? Um die Blätter glatt zu halten, wurden die Bücher mit Metallspangen verschlossen. Um sie zu öffnen wurde mit der Faust auf die hölzernen Buchdeckel geschlagen und die Metallspange sprang auf. ?
Später kamen dann die Buchdrucke hinzu. Kannst du diese alte Schrift und den mittelalterlichen Wikipedia-Eintrag von Köln noch lesen?
Kulinarischer Zwischenstopp in Maierhöfen – Natur-Landhaus Krone
Von Isny geht es weiter bis nach Maierhöfen, wo wir einen Zwischenstop im Natur-Landhaus Krone machen. Hier kocht Frank Übelhör, ein ehemaliger Leistungssportler und überzeugter Slow-Food-Koch mit hochwertigen Produkten aus der Region.
Neben vielen kulinarischen Gerichten, bietet das Natur-Landhaus Krone einen schönen Wellness-Bereich und lädt zu Basen-Fasten-Kuren im Frühjahr und Herbst ein.
Erlebniswelt: Wasserreiche
Bei Maierhöfen wechseln wir nicht nur von Baden-Württemberg nach Bayern, sondern auch die Erlebniswelt von Heimatstätten in Wasserreiche. Eines der eindrucksvollsten Beispiele für die Wasserreiche liegt direkt wenige Kilometer nach Maierhöfen in Richtung Grünenbach: der berühmte Eistobel.
Vom Info-Pavilion es geht steil nach unten in das Naturschutzgebiet. Eindrucksvolle Felsbrocken, monumentale Felswände, tiefe Strudellöcher und gewaltige Wasserfälle gilt es hier zu entdecken. Das Naturschutzgebiet Eistobel erzählt von mehr als 15.000 Jahren Erdgeschichte.
Auf der Allgäuer Radrunde geht weiter vorbei an Schluchten, saftig grünen Hügeln und Flüssen. Während es bislang hügelig mit wenigen steileren Steigungen war, wird es ab Röthenbach zunehmend steiler und hügeliger.
Freundlicherweise gibt es nach jeder nennenswerten Steigung ganz besonders schöne Ausblicke, die mich wieder durchatmen und mich noch mehr freuen lassen. Auch wenn sie noch fern ist, wir bewegen uns immer entlang der Nagelfluh-Kette, die mit ihren weißen Bergspitzen einen besonderen Kontrast zu dem saftigen Grün der Hügel darstellt.
Die Nagelfluhkette erstreckt sich im Westteil der Allgäuer Alpen westlich des Illertals, in der Nähe von Sonthofen und Immenstadt. Die Nagelfluhkette gehört zu den letzten höheren Erhebungen der Alpen und schließt sich weiter nördlich an das Alpenvorland des Allgäus an.
Wir haben noch eine kleinere Steigung vor uns, bevor wir dann Lindenberg im Allgäu erreichen.
Lindenberg im Allgäu – Stadt der Hüte & Deutsches Hut-Museum
Lindenberg besitzt Bayerns einziges Hut-Museum, das auch deutschlandweit einzigartig ist. Das neu erbaute und gestaltete Hut-Museum ist ein interaktiver Ort mit dem Slogan: „Home is where you hang your hat“
Als Deutsches Hutmuseum Lindenberg wurde es Ende 2014 in erweiterter Form im Gebäude der einstigen Hutfabrik Ottmar Reich wieder eröffnet. Seit dem beginnenden 17. Jahrhundert wurden in Lindenberg Strohhüte in Heimarbeit hergestellt. Das technische Wissen zur Hutherstellung hatten sie vonPferdehändler aus Italien. Die Hüte waren aber zu grob und nicht vergleichbar mit den Hüten aus Italien.
1835 entstand die erste große Hutfabrik im Ort. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurden in Lindenberg in 34 verschiedenen Unternehmen insgesamt 8 Millionen Hüte pro Jahr produziert.
Wie ein Hut entsteht, welche Hutformen wann von wem getragen wurden, Hüte von Prominenten und alles Wissenswertes über die Hutproduktion kann der Besucher im Deutschen Hut-Museum Lindenberg entdecken.
Noch einmal tief durchatmen, bevor es wieder auf das Fahrrad geht. Über Scheidegg geht es weiter nach Weiler. Wer genügend Zeit mit bringt, kann in Weiler einen lohnenswerten Abstecher und kleine Wanderung entlang der Hausbachklamm einfügen.
Landgasthof Rössle – Beim Kräuterwirt in Stiefenhofen
Weiter geht es über Simmerberg, hier wird es kurviger und steiler. Grund genug im Kräuterdorf Stiefenhofen einen kleinen kulinarischen Abstecher zum Landgasthof Rössle – Beim Kräuterwirt zu machen.
Bevor wir uns noch in dem freundlich, einladenden Landgasthof niederlassen, bekommen wir von Axel, dem Kräuterwirt, eine kleine Führung durch seinen riesigen, leckeren Kräutergarten.
Axel zeigt uns Kräuter, die ich nie gewagt hätte, für Speisen in Betracht zu ziehen.Ich erfahre viel Spannendes über Kräuter und ihre Verwendung in der Küche.
Axel erzählt uns auch, dass die Österreich-Bayrische Grenze früher einmal nicht nur mitten durch den Ort Stiefenhofen ging, sonder sogar durch die Wirtsstube des Landgasthofes Rössle. Als ich das höre, schiessen mir zahlreiche lustige Situationen in meinen Kopf. Wie kommen Menschen auf so schräge Ideen?
Dann gibt es erst einmal ein Töpfchen mit Kräuterbutter, Blumen und dem besten, selbst gebackenen Brot, das ich je gegessen habe. Schon allein dieses kleine Schmanckerl ist ein ganz besonderes Highlight!
Beim Kräuterwirt & die Kräutergarten-Führung wird zu meinem kulinarischen Gastronomie-Erlebnis-Highlight auf diesem südwestlichen Teil der Radrunde Allgäu. ?
Erlebniswelt Alpgärten – Immer entlang der Nagelfluh-Kette
Ab Oberstaufen geht die Erlebniswelt Wasserreiche in die Erlebniswelt Alpgärten über. Die Nagelfluhkette taucht ab jetzt nicht nur immer einmal wieder auf, sondern wird im Süden zu unserem ständigen Begleiter.
Hotel Bad Rain bei Oberstaufen
Nach weiteren 6 km von Stiefenhofen erreichen wir Oberstaufen. Wir übernachten in dem schönen und freundlichen 4-Sterne Hotel Bad Rain.
Obwohl keiner von uns wirklich hungrig ist, können wir auch hier dem super leckeren Essen nicht widerstehen.
Ein wunderschöner, spannender und ereignisreicher Tag mit grandiosen Ausblicken geht zu Ende. In meinen riesigen, schönen Zimmer kann ich all die grandiosen Erlebnisse noch einmal Revue passieren lassen. Mit einem Lächeln im Gesicht schlafe ich ein.
2. Tag Radrunde Allgäu: Oberstaufen, Immenstadt, Oberstdorf – Länge 42 km, leicht
Am nächsten Morgen treffen wir uns zu einem späten Frühstück. Es regnet noch immer, aber die Prognosen sind nicht zu schlecht. Wir verschieben unsere Abfahrt um 2 Stunden und starten bei dunklen Wolken, aber ohne Regen
Zuerst in Richtung Kalzhofen und dann weiter Richtung Wiedemannsdorf, fahren wir entlang der Salzstraße. Als Salzstraße bezeichnet man alte Handelswege, auf denen im Mittelalter Salz, aber auch andere wertvolle Waren wie Seide, Gewürze, Bernstein, über lange Strecken transportiert wurde.
Sie verbanden wichtige Handelsstädte und waren die ersten Fernstraßen überhaupt. Es gibt viele Salzstraßen in Deutschland und Südeuropa. Wir befinden uns auf einem Streckenabschnitt der Salzstraße, die Hall in Tirol über das Allgäu mit dem Bodensee verbunden hat.
Der Streckenabschnitt hier ist absolut flach und wir fahren entlang der Bahngleise, vorbei an kleineren Wasserfällen und vielen Bächen zum Großen Alpsee.
Großer Alpsee & Immenstadt
Kurz vor Immenstadt befindet sich am Nordufer des Großen Alpsees das neue Informationszentrum AlpSeeHaus.
Wer hier einen kurzen Zwischenstopp einlegt, erfährt vieles über die Tier- und Pflanzenwelt der Region, kann lokalen Bergkäse von den Sennereien der Umgebung probieren und kann sich genauer ansehen, was es mit dem „Nagelfluh“ auf sich hat.
Nagelfluh ist ein Konglomerat (vom lat. „zusammenballen“) und bezeichnet in der Geologie ein grobkörniges Sedimentgestein, das aus mindestens 50% gerundeten Komponenten (Kies oder Geröll) besteht.
Die im nördlichen Alpenvorland häufig vorkommenden, geologisch jungen Konglomerate werden als Nagelfluh bezeichnet. Aufgrund dieser Gesteinsart hat auch die Nagelfluhkette ihren Namen erhalten.
Nur wenig weiter, würde bei schönem Wetter dieser Anblick auf den Großen Alpsee, den Radfahrer jubeln lassen.
Der Radrundweg Allgäu führt weiter durch Immenstadt im Allgäu, das einer der wichtigen Städte an der Salzstraße von Tirol zum Bodensee war.
Wer mehr Zeit mit sich bringt, kann hier bestimmt vieles entdecken und erkunden: Burgruinen, Stadthäuser wie z.B. das Hörmanhaus am Klosterplatz (Bild unten), Brunnen, Skulpturen und Hausberge.
Weil wir aber wegen des Regens viel später als geplant losgefahren sind, fehlt uns jetzt die Zeit und es bleiben nur ein oder zwei Augenblicke, um ein bisschen Immenstadt im Allgäu aus dem Augenwinkel mitzunehmen.
Kaum verlassen wir Immenstadt befinden wir uns schon wieder in der schönsten, hügeligen, grünen Allgäu-Natur.
Hier darf sich der Radfahrer jetzt entscheiden, ob er lieber den Rundweg Allgäu über die weit hügeligeren Hörnerdörfer nimmt oder es sich lieber leicht macht und sich auf dem flachen Iller Radweg von Fluß- & Berglandschaften beeindrucken lässt. Da sich beide Radwege im Süden bei Oberstdorf treffen, spielt es keine Rolle, welche Seite der schmalen Schleife zuerst gefahren wird.
Erlebniswelt: Gipfelwelten – Der Westen
Wir entscheiden uns für den Iller Radweg, der uns in südlicher Richtung vorbei an Sonthofen und Fischen nach Oberstdorf bringt. Auf dem ersten 15 km langen Teilstück des Iller Radwegs begleiten wir diesen wilden, wasserreichen Fluß bis zu seinem Ursprung.
Die Allgäu-Landschaft wechselt hin und her zwischen grandiosen Ausblicken auf die Iller, gekrönt mit spektakulären Bergblicken und grünen Wiesenlandschaften mit majestätischen Alpenpanorama.
Diese mächtige, wilde Berglandschaft zwischen Sonthofen, Burgberg und Fischen macht den bereits den westlichen Teil der Radrunde Allgäu Gipfelwelten aus.
Hier erhalten wir auch schon einmal einen Vorgeschmack, wohin es morgen gehen soll. Die morgige Radtour wird uns zu dem 1737 m hohen Grünten führen, der hier im Bildhintergrund zu sehen ist.
Aber jetzt genieße ich, dass es erst einmal ganz flach und gemütlich entlang der Iller geht. Der Iller Radweg führt mich vorbei an einigen ruhigen Nebenarmen, die in ihrer Ursprünglichkeit zu einen Paradies für Biber geworden sind. Die Allgäuer Biber beweisen guten Geschmack und haben ein hervorragendes Plätzchen für ein grandioses Zuhause mit großartigen Ausblicken gewählt. Findest du nicht auch?
Das überall verteilte Holz ist aber auch Lebensgrundlage für viele Pilze, Käfer und Insekten. 4500 Arten sind auf dieses „Todholz“ angewiesen und viele von diesen Arten sind vom Aussterben bedroht.
Kurz danach erwartet mich der schönste Ausblick auf dem südwestlichen Teil der Radrunde Allgäu: der Ausblick vom Iller Radweg bei Fischen über das saftige Grün der Wiesen und Hügel, gespickt mit einigen Dorfhäusern, hinauf auf das gewaltige 2224 m hohe Nebelhorn. Atemberaubend schön! Findest du nicht auch?
Iller Ursprung aus dem Zusammenfluss von Breitach, Stillach & Trettach
Definitiv ein Highlight am Iller Radweg ist der Ursprung der Iller. Der 147 km lange Fluss entsteht kurz nach dem Ort Oberstdorf aus den Bächen Breitach, Stillach und Trettach, die sich wie in dieser Skulptur genau hier zusammenstürzen.
Absolut faszinierend sind die Farben der Breitach, Stillach und Trettach. Selbst bei diesen nicht optimalen Wetter kann noch auf dem Foto erkannt werden, dass jeder der Bäche eine andere Farbe mit sich bringt.
Ein wunderschön lauschiges, farbenfrohes Plätzchen!
Die Iller ist der rechte Nebenarm der Donau. Wusstest du, dass die Wasserführung der Iller mit 70,9 m³/s die der Donau am Zusammenfluss nur 53 m³/s deutlich übertrifft? Damit müsste die Donau hydrologisch gesehen als Nebenfluss der Iller gelten. ?
Wir erreichen Oberstdorf, die südlichste Gemeinde Deutschlands, bekannt vor allem auch als heilklimatischer und Kneipp-Kurort. Oberstdorf bietet ganzjährig jede Menge Outdoor-Spaß. Im Winter Skifahren, Skispringen und Rodeln, im Sommer Bergwandern, Radfahren, Kajak fahren, Gleitschirmfliegen … Mir persönlich gefallen allerdings die kleineren Allgäuer Dörfer besser.
Wir übernachten in dem sportlich, modernen Explorer Hotel in Oberstdorf. Sehr funktionell und zu puristisch, um Charme zu versprühen. Sehr cool: die teueren Bikes können in gläsernen Show-Rooms aufgehängt und eingeschlossen werden.
Die Allgäuer Hörnerdörfer
Die Hörnerdörfer nahe Fischen im Allgäu sind ebenfalls Teil der Erlebniswelt Alpgärten und des Naturparks Nagelfluhkette.
Die Hörnerdörfer sind Fischen im Allgäu auf der östlichen Seite und Balderschwang, Bolsterlang, Obermaiselstein & Ofterschwang an der westlichen Seite der Radrunde Allgäu-Schleife von Immenstadt nach Oberstdorf gelegen.
Der lustige Name Hörnerdörfer kommt daher, dass diese Dörfer am Fuße der Hörnergruppe liegen, die aus dem Bolsterlanger Horn, Ofterschwanger Horn, Rangiswanger Horn, Riedberger Horn, Sigiswanger Horn, Wannenkopf, Weiherkopf und Großer Ochsenkopf besteht.
Wer auf der Radrunde Allgäu entlang dieser Hörnerdörfer radelt, kann in Bolsterlang einen kurzen Stopp bei der Holzschuhmanufaktur von Marco Keller einlegen. Er fertigt sowohl die traditionellen Allgäuer Haferlschuhe wie auch superbequeme Fell-Holzschuhe, Fell-Clogs und zünftige Bergschuhe in Handarbeit her.
3. Tag Radrunde Allgäu: Oberstdorf, Rettenberg, Alpe Kammeregg – Länge 32 km, leicht bis schwer
Am nächsten Morgen geht es los auf das letzte Stück unserer südwestlichen Radrunde Allgäu. Auch heute scheint die Sonne nur über den dichten grauschwarzen Wolken. Den ursprünglichen Plan über die weit hügeligeren Hörnerdörfer zu radeln, lassen wir zugunsten dem zeitlich kürzeren und flacheren Iller Radweg unter den Frühstückstisch fallen.
Zum Glück konnte ich gestern zumindest schon einmal das Ausmaß der Allgäuer Gipfelwelten erfassen. Heute lässt die tiefe Wolkendecke kaum erahnen, welch schöne Berggipfel das südliche Allgäu hier zu bieten hat.
In Burgberg angekommen, fallen Skulpturen auf, die Arbeiten in einem Erzbergwerk darstellen. Tatsächlich wurde hier späten Mittelalter am Fuße des Grünten Erz abgebaut und in Sonthofen und Hindelang verhüttet. Heute können die Besucher im Rahmen einer Besichtigungstour der Erzgruben Erlebniswelt am Grünten in die unterirdische Welt der Knappen eintauchen.
Auch wenige Kilometer von Rettenberg entfernt, zeigt sich der 1.738 m hohe Grünten immer noch nicht wirklich einladend. Wir radeln weiter. Kurz vor Rettenberg fängt es an wieder steiler und immer steiler zu werden.
Alpe Kammeregg am Grünten
In Rettenberg verlassen wir die Radrunde Allgäu um in engen, super steilen Serpentinen 400 Höhenmeter hinauf zur Alpe Kammeregg zu fahren.
Wer nicht super radsportlich ist und eine sehr gute Kondition hat, tut sich einen großen Gefallen, diese Strecke mit einem E-Bike zu fahren! 400 Höhenmeter sind sicher nicht die Welt, aber nach den ersten Höhenmetern geht es so steil weiter, dass einfach keine flacheren Stücke mehr vorhanden sind, um sich ein bisschen erholen zu können.
Selbst mit einem E-Bike ist diese Strecke auch noch anstrengend. Auf der Alpe Kammeregg am Grünten angekommen, fängt der Himmel langsam an zu weinen. So schlimm habe ich mich doch gar nicht angestellt oder?
Es reicht gerade noch für einen kleinen Abstecher um einen tollen Ausblick hinunter ins Tal zu erhaschen. Inzwischen regnet es. Allgäuer Katzen scheinen besondere Optimisten zu sein oder ist sie nur eitel und will fotografiert werden? ?
Von der Alpe Kammeregg kommt der Radler mit dem Mountainbike noch weiter bis zur Grüntenhütte. Diese Strecke ist jedoch noch länger und steiler, als die von Rettenberg herauf. Da unsere Radrunde Allgäu ja eine Genusstour ist, darf ich dieses Teilstück bei Regen getrost ausgelassen werden. Statt dessen lassen wir uns ein Schmanckerl in der Bergstuben schmecken. ?
Später werden wir und die E-Bikes hier abgeholt und ich werde zurück nach Wangen gefahren.
Mein Fazit:
Trotz teilweise nur mäßigem Wetter eine grandiose Genusstour mit sensationellen Ausblicken, ausgezeichneten, neuen kulinarischen Geschmacks-Erlebnissen und einer Naturlandschaft zum Jubeln schön!
Dieser für mich erste Teil der Radrunde Allgäu macht jede Menge Lust auch die anderen Teilstücke & Erlebniswelten kennenzulernen.
Meine Tipps:
- Die Radrunde Allgäu ermöglicht dem Radler erstmalig einen Radfernweg als Runde zu erkunden. Qualität und Komfort entlang des mit 4 Sternen zertifizierten Radwegs wird ganz groß geschrieben. Das reicht von der einheitlichen Beschilderung, über gut befahrbare Wege bis zu zertifizierten Übernachtungsangeboten. Das Symbol für die Radrunde Allgäu ist das blaue Quadrat mit weißen Reifen.
- Start und Ende der Radrunde Allgäu: Es kann an jedem beliebigen Ort auf der Radrunde Allgäu gestartet werden und diese entweder im Uhrzeiger- oder Gegenuhrzeigersinn abgefahren werden. Es macht Sinn sich die Höhenprofile der Strecken vorher anzusehen, um vielleicht nicht mit der schwierigsten Strecke zu starten. Alle beschriebenen Etappen verlaufen auf geteerten Wegen und sind geeignet für Tourenrädern, Mountainbikes oder Rennrädern (außer Iller Radweg = Schotter) befahren werden.
- Länge und Dauer einer Etappe: Die Radrunde Allgäu kann in beliebig lange Etappen eingeteilt werden. Zwei zusätzliche Achsen zur Radrunde Allgäu sorgen für insgesamt neun mögliche Befahrungsvarianten: der in West-Ost-Richtung verlaufende Allgäu Radweg (Isny, Kempten Marktoberdorf) und der in Süd-Nord-Richtung (Oberstdorf nach Ulm) verlaufende Iller Radweg. So findet jeder Radler seine Strecke mit passendem Höhenprofil. Wer Teilstücke vermeiden will oder doch nicht so weit kommt wie geplant: mehr als 50 Bahnhöfe entlang der Route sorgen für höchste Flexibilität. Die Übersicht zu allen einzelnen Etappen, Karte, Höhenprofil, Länge und eine Kurzinfo findest du hier vom Allgäu Tourismus als PDF Datei.
- Fahrrad Verleihstationen & Gepäckservice: alle größeren Orte, aber auch Hotels bieten Fahrräder und E-Bikes zum Verleihen an. Wer das Gepäck nicht auf dem Fahrrad transportieren möchte, kann den Gepäckservice Allgäu Shuttle nutzen. Bei einer Etappenlänge bis 50 km kostet der Transport 25,- €. Alle Informationen, Preise und Konditionen findest du auf der offiziellen Webseite des Gepäckservice Allgäu Shuttle.
- E-Bike oder Fahrrad ohne Unterstützung? Ich bin auf dieser Radrunde zum ersten Mal mit einem E-Bike gefahren und bin begeistert. Gerade im Frühjahr, wenn die Radfahrer noch nicht so gut trainiert sind oder einfach um längere Strecken viel leichter und mit weniger Kraftaufwand zu bewältigen, bieten E-Bikes eine klasse Unterstützung. Außerdem ermöglichen sie einem weniger sportlichen Radfahrer mit einem sportlichen Radfahrer mitzuhalten, was bei ungleich sportlichen Paaren einen zusätzlichen Genussfaktor in die Radtour einbringt. ?
- Wichtigster Tipp für Genießer: keine langen Strecken planen! Es gibt so viel Schönes entlang der Strecke zu erleben, zu genießen und zu entdecken, dass gefühlt 50 km schon eine tagesfüllende Etappe darstellen. So können kleinere Extra-Touren, Spaziergänge, Besuche, Wetterumschwünge und Einkehrschwünge auch mit eingeplant werden.
- Da wir auf unserem südwestlichen Teil der Radrunde so viel zum Schlemmen gibt und die kulinarischen Erlebniswelten mit den Natur-Erlebniswelten sehr gut mithalten können, wird es dazu einen eigenen Artikel geben! ?
MEIN DANKESCHÖN: Vielen Dank an die Allgäu GmbH, die mich zu dieser Fahrrad- & Genusstour inspiriert hat, diese Radtour unterstützt und mit vielen tollen Tipps zu einem großartigen Erlebnis gemacht hat!
Wie sehr kann dich dieser Südwestliche Teil der Radrunde Allgäu begeistern? Bist du vielleicht schon selbst die Allgäu Radrunde gefahren? Fragen und Tipps? Schreib es mir in die Kommentare unten!
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Wir hatten unglaubliches Glück mit dem Wetter: Anfangs Sonnenschein, am zweiten Tag einfach 1,5 Stunden gewartet bis wir aufgebrochen sind und am dritten Tag einfach früher losgefahren. Gut vorbereitet geht dann doch alles. Und die Herausforderung war dann doch die Alpe Kammeregg auf 1.200 m Höhe. Immer wieder gut essen, immer wieder aufs Neue überrascht wird man beim Kräuterwirt und in Bad Rain. Die Runde lohnt sich wirklich!
Liebe Simone,
ja, wir hatten wirklich super Glück mit dem Wetter. Eine Freundin hatte mich schon gefragt, ob wir Schwimmhäute bekommen haben ?
Super organisiert – vielen Dank dafür! Ja, der Kräuterwirt in Stiefenhofen mit der Kräutergarten-Führung war ein absolutes Highlight, wie auch das Essen im dem tollen Hotel Bad Rain! Und die anderen folgen ganz dicht. Immer wieder schön, wie faszinierend auch die Ecken vor unserer Haustüre sind.
Herzlichen Dank & viele Grüße
Petra
Diese Radrunde im Allgäu muss ja wirklich toll gewesen sein.
Ja, liebe Erika! Die Radrunde war super eindrucksvoll, grandiose Landschaften und herrlich leckeres Essen. Mehr Genusstour als Sporttour ?
Liebe Grüße
Petra
#6
Huhu Petra,
Radfahren möchten wir auch endlich mal wieder…. ein echt toller Bericht über eine scheinbar interessante Runde Das mit den E-Bikes haben wir noch nie probiert, es wird Zeit…
Liebe Grüße
Claudia
Hallo liebe Claudia,
ja, das Allgäu ist eine sehr schöne Ecke in Bayern. Einiges hast du ja auch schon erwandert.
Ich bin inzwischen immer mal wieder E-Bike gefahren. Einfach die leichtere Variante beim Radfahren :)
Herzliche Grüße
Petra
Wirr finden die Urlaubsregion im Allgäu auch Klasse., Vor allem die Ecke um den Grossen Alpsee, entlang der Nagelflugkette, zwischen Immenstadt und Oberstaufen. Da gibt es viele schöne flache und gut ausgeschilderte Radwege im Tal und wer die „Challenge“ wünscht kann jederzeit den Berg hoch und sich oben bei toller Aussicht verausgaben, mit oder ohne Hilfsmotor..