Gordon River Cruise – Eine Tour voller Kontraste: Hells Gates, Sarah Island, Gordon River, Macquarie Harbour
Die Gordon River Cruise: durch den Macquarie Harbour zur Meerenge Hells Gates entführt sie in die Stille und Naturschönheit des Gordon Rivers & endet mit der Geschichte der Strafgefangenen-Kolonie Sarah Island
Die Hauptattraktion des winzigen Touristenortes Strahan im Norden der Westküste von Tasmanien ist eine Gordon River Cruise im Gordon-Franklin Wild Rivers National Park.
Mit einem riesigen Katamaran geht es durch den Macquarie Harbour zu Hells Gates, vorbei an Lachsfarmen und dann den Unterlauf des spiegelglatten Gordon Rivers hinauf. Der Rückweg beinhaltet einen Abstecher zur ersten Gefangeneninsel von Tasmanien – Sarah Island – mit einer Führung und vielen schaurigen Geschichten.
Inhalt
Von nahezu allen Tasmanien-Begeisterten wurde mir die Schifffahrt auf dem Gordon River als ein Highlight empfohlen. Also mache ich mich auf zu dem kleinen Ort Strahan (gesprochen: „strawn“) an der Westküste Tasmaniens.
Schon die Fahrt von Queenstown nach Strahan ist faszinierend schön! Es geht vorbei an dem kleinen Flughafen von Queenstown mit den herrlichen Bergen im Hintergrund.
Die schmale kurvige Straße führt über Hügel, durch Wälder hinauf auf Berge mit grandiosen Ausblicken, um sich dann wieder in vielen Kurven nach unten zu schlängeln.
Als ich in Strahan ankomme, bin ich erst einmal irritiert. Der über alles gerühmte Ort ist winzig. Eigentlich besteht er nur aus der wunderschönen Hafenstraße mit schönen alten Häusern, großen Fischerbooten, den beiden Gordon River Cruise Anbietern, einigen Cafes und Restaurants und wenigen Häusern mehr.
Ich hole mein Ticket im Office von Gordon River Cruises ab und mache einen kleinen Spaziergang durch den Ort.
Die Gordon River Cruise beginnt um 8 Uhr morgens und dauert ca. 5,5 Stunden. Der Name des Schiffs ist Lady Jane Franklin II – wie schön und tatsächlich macht der große Katamaran dem Namen alle Ehre :)
Ich habe zwar einen Sitzplatz im Inneren des Katamaran, bin aber wie immer viel zu neugierig und verbringe die Fahrt viel lieber auf den Außendecks der Lady Jane Franklin II. Bis auf das oberste Deck, das den „Premium Gästen“ vorbehalten ist, kann ich mich auf den Außendecks frei bewegen.
Es ist allerdings so kalt, dass nur der Aufenthalt im windgeschützten Bereich Spaß macht :) Die Fahrt geht gemütlich am Nordende des Macquarie Harbours entlang. Die Bucht hat einer Länge von 32 km und einer Breite von ca. 5 km. Die Meerenge mit dem Namen Hells Gates, verbindet Macquarie Harbour mit dem Indischen Ozean.
Hells Gates – „Tore zur Hölle“
Der Name Hells Gates (zu deutsch: Tore zur Hölle) stammt von den Insassen der Strafkolonie Macquarie Harbour auf Sarah Island in Vorahnung von dem, was dort auf sie wartet. Von den schaurigen Geschichten der Strafkolonie erfahren wir später mehr.
Im Vordergrund links befindet sich die Entrance Island mit ihrem Leuchtturm und im Hintergrund Bonnet Island ebenfalls mit ihrem Leuchtturm. Die beiden Leuchttürme markieren die Einfahrt in den Macquarie Harbour.
Die einsamen und schier endlosen Strände bei Hells Gates:
Wir passieren mit der Lady Jane Franklin II, die Hells Gates – eine nur 80 Meter weite Meerenge – und treffen auf den viel wilderen Indischen Ozean.
Leuchtturm auf Bonnet Island:
Begleitet werden wir hier von vielen Delfinen, die sich mit den vier jeweils 1280 PS starken Motoren messen und wie könnte es auch anders sein, sie sind trotzdem schneller und viel agiler :)
Leuchtturm Entrance Island:
Die Meerenge Hells Gates ist bekannt für ihre tückischen Strömungen und Untiefen, was eine Flucht von Sarah so gut wie unmöglich machte.
Der weltbeste Zuchtlachs kommt aus Tasmanien
Von den Hells Gates geht es dann durch die ganze Länge des Macquarie Harbours und wir passieren eine riesige moderne Lachsfarm.
Der unumstritten beste Zuchtlachs kommt aus den Gewässern von Tasmanien. Hier ist das Meer so sauber, dass weltweit nur hier in Tasmanien Lachs ohne Zusatz von Antibiotika und Chemikalien gezüchtet werden kann.
Ich habe viele Lachsfarmen in Chile gesehen, von denen 70% des Zuchtlachs kommt, der in Europa verkauft wird. Die Gewässer sind dort so stark von Chemie und Antibiotika verseucht, dass dort kein anderer Fisch mehr lebt!
Die Alternative ist Wildlachs meist aus Kanada oder Alaska. Wobei Zuchtlachs von Tasmanien, der ohne Chemie & Antibiotika auskommt, die ökologisch verträglichere Alternative ist.
Wußtest du?: Das Fleisch des Zuchtlachs ist grau und nicht wie ihn jeder kennt rötlich! Das liegt daran, dass bei der Zucht die Lachse wenig Krabbentierchen zum Fressen bekommen, von denen die rote Farbe stammt.
Stattdessen kann der Großabnehmer von einer Farbtafel aussuchen, welche Farbe sein Lachsfleisch haben soll. Entsprechend werden dann dem Fischfutter in den Lachsbecken ein natürliches Carotin beigegeben, das dann für die rötliche Färbung verantwortlich ist :)
Von den tasmanischen Lachsfarmen geht es dann mit Volldampf weiter bis zum Südostende der Bucht, wo der Gordon River in den Macquarie Harbour mündet.
Der zauberschöne, spiegelglatte Gordon River
Spieglein, Spieglein auf dem See … so müsste das Märchen von Schneewittchen in Tasmanien erzählt werden. Gordon River – ein Ort, wo die Zeit stehengeblieben ist, ein Eintauchen in das Flüstern von Stille, in den Gesang von sich leise wiegenden Regenwald-Riesen, ein Ort voller Mystik und Zauber.
Meine unbeschreiblich schöne Tasmanien Erfahrung wird immer wieder ein bisschen überschattet von Naturgewalten: mehr als 70 Waldbrände im Westen und sintflutartige Regenfälle & Überflutungen im Osten und das auf einer Insel, die gerade mal so groß wie mein Bayern ist :)
Auch heute macht sich zuerst wieder ein bisschen Enttäuschung breit, weil die ersten Meter, die die Lady Jane Franklin II langsam, leise und sanft im Unterlauf des Gordon Rivers eindringt, nicht von einer unendlichen, in allen Farben Grün leuchtenden Fernsicht geprägt ist,.
Stattdessen hängt der Rauch der Waldbrände wie ein dichter Nebel in den Bäumen und über dem Fluß. Wie schade! Es ist jedoch wie immer: Ich habe die Alternative ein bisschen enttäuscht zu sein oder mich auf den rauchigen Nebel einzulassen und zu fühlen, wie sich die Natur in diesem Augenblick mir präsentiert.
Und tatsächlich ich tausche Enttäuschung gegen Neugier. Ich versuche hinter den weißen Vorhang zu blicken. Denke mir Geschichten von Nebelreichen aus und alles bekommt eine ganz andere positive Energie, voller Mystik, voller Geschichten, die es hinter dem Offensichtlichen zu entdecken gibt.
Während ich diesen gespenstischen Nebelgeschichten nachhänge, sehe ich auf einmal, dass vor meiner Nasenspitze sich der weiße Nebel auflöst und das ganze Ufer sich in dem braun-blauen Wasser des Gordon Rivers spiegelt.
Wie zauberschön!
Tatsächlich haben wir das Glück den Gordon River absolut spiegelglatt erleben zu dürfen. Unser Katamaran schleicht sich ganz sanft & langsam den Flusslauf hinauf, um ja keine Wellen zu produzieren.
Was sich unseren Augen darbietet ist ein unendlich langgezogener, sich windender Spiegel.
Ob Büsche, Bäume, Sträucher – alles versinkt in einem kaum definierbaren Oben-Unten-Szenario.
Ich liebe Wasserspiegelungen! Ich liebe es, mich hineingezogen zu fühlen in diese undefinierbare Magie, die den Betrachter von einer Art Realität loslöst, ihn verzaubert, irritiert, verdreht, auf den Kopf stellt und mich immer wieder in einen ganz besonders fesselnden Bann zieht.
Fast alle Passagiere befinden sich jetzt an Deck und versuchen diesen Spiegel-Zauber mit wilden Geknipse festzuhalten.
Dieser Unterlauf des Gordon Rivers ist bereits Teil der großen Tasmanischen Wildnis. Es gibt hier weder Wanderwege noch Straßen. Stattdessen gibt es hier einige der letzten riesigen Huon PInes, die bis zu 3.000 Jahre alt sind und viele weitere Bäume und Büsche, die sonst nirgends mehr auf Tasmanien zu finden sind.
Wir schlängeln uns den Gordon River hinauf bis zu einer Stelle, die sich „Heritage Landing“ nennt. Hier legt unser Katamaran an, um uns an Land zu lassen.
Wir bekommen eine Führung mit viel Wissenswertem zu der Natur hier und was, wie hier und warum wächst. Ich verliere mich in den vielen Farben und Formen von Grün und bin schlicht nur fasziniert von dem was ich sehe.
Die Jahresringe einer riesigen, fast 700 Jahre alten „Huon Pine“:
Wie so oft bei Namen – ich vergesse sie viel zu schnell. Was in meiner Erinnerung bleibt – Bushman’s Bread (oder so ähnlich) – ein Pilz der an Bäumen wächst und eßbar ist. Entweder, weil es immer wichtig ist, zu wissen, was in der freien Natur gegessen werden kann oder weil ich allmählich Hunger habe :D
Die Crew der Lady Jane Franklin II hat unsere Abwesenheit genutzt, um im wahrsten Sinne des Wortes aufzutischen! Als wir an Bord zurückkommen, erwartet uns ein herrliches Buffet mit unendlich viel Tasmanischen Lachs, Geflügel, Salaten, … super lecker!
Inzwischen hat der Wind gedreht und es ist sogar möglich ein weiter in die Ferne zu sehen, um zumindest die eine oder andere Windung des Gorden Rivers vom Deck des Katamarans aus sehen zu können.
Der südöstliche Teil des Macquarie Harbours bis hinauf in den Franklin-Gordon Wild Rivers National Park stehen als Teil der Tasmanischen Wildnis auf der Liste des UNESCO Welterbes.
Wieder zurück im Macquarie Harbour geht es auf der Gordon River Cruise weiter in Richtung Sarah Island.
Sarah Island & die Geschichte der Macquarie Harbour Strafkolonie
Die kleine, so harmlos aussehende Insel – Sarah Island – liegt in der Südwest-Ecke des Macquarie Harbours. Kein Mensch heute würde denken, dass dies ein Ort voller Brutalität und menschenverachtender Willkür und Gewalt war.
Sarah Island war die Strafkolonie für die härtesten Fälle und Wiederholungstäter, was aber zu jener Zeit nicht viel zu sagen hatte. Damals hatte es schon gereicht, aus Hunger ein zweites Mal straffällig zu werden, um hier zu landen.
Auf der abgelegenen Insel galten die Gesetze, die sich brutale Menschen jeden Tag neu ausgedacht haben, um die Strafgefangen unter ihrer Kontrolle zu halten. Fast alle Ausbruchsversuche scheiterten oder Strafgefangene wurden wieder aufgegriffen und noch härter bestraft oder willkürlich zum Tode verurteilt.
Sarah Island war der Inbegriff von Hölle für jeden Strafgefangenen, der hier hergebracht wurde, was der Meerenge auch den treffenden Namen „Hells Gates“ einbrachte.
Wer kann es da Alexander Pierce verdenken, dass er sogar zum Kannibalen wurde. Er floh zweimal jedesmal mit einigen anderen Mitgefangenen. Er wurde aufgegriffen, von den zwei Mitgefangenen fehlte jede Spur. Beim zweiten Mal wurden allerdings noch Arme oder Beine seiner Mitgefangen in seinem Gepäck gefunden. Er hatte sich die Mitgefangenen als Essenvorrat mitgenommen.
Sarah Island war über und über bewachsen mit der wertvollen, heute fast ausgerotteten „Huon Pine“ – eine riesige Kiefernart, deren Holz geradezu prädestiniert zum Schiffsbau war. Um Gewinn aus dieser Insel – im wahrsten Sinne des Wortes – herausschlagen zu können, wurde die ganze Insel abgeholzt.
Der Transport des Holzes war aber nicht möglich. Statt die Baumstämme zu transportieren, wurde aus Sarah Island eine riesige Schiffswerft. Der Gouverneur wurde ausgetauscht und die Strafgefangen wurden teilweise als Schiffsbauern und in anderen Handwerken ausgebildet.
Die Strafgefangenen wurden besser behandelt und Sklaverei und willkürliche Gewalt weitgehend abgeschafft. Soweit ich mich erinnere wurden hier auf Sarah Island in wenigen Jahren ca. 200 Schiffe gebaut!
Die Geschichte der Insel wird von zwei Führern erzählt, die zu der Theatergruppe gehören, die allabendlich (zur Hauptsaison) das Stück „The Ship that never was“ in Strahan aufführen. Das machte natürlich schon die Führung auf der Insel zu einem herrlich inszenierten Theatererlebnis von vor allem viel Geschichten mit Gänsehaut-Charakter :)
Über die Zeit von 1822 bis 1833 waren ca. 1200 Strafgefangene in der Macquarie Strafkolonie. In der Regel Männer, aber auch einige Frauen und Kinder. Sarah Island war die erste Strafkolonie in Tasmanien, die später durch Port Arthur im Südosten von Hobart abgelöst wurde.
Ich setze mich selten solcher Geschichten aus und ich bin auch bei dieser Führung immer mal wieder stehen geblieben um den Ausblick zu genießen und nicht so sehr den düsteren Schilderungen zuhören zu müssen.
Nach den Geschichten von Sarah Island und der Macquarie Strafkolonie ist jeder von uns froh, hier nur als Besucher über die Insel geführt worden zu sein. Ich schüttle mich kurz und heftig bevor ich auf den Pier hinaus gehe, um all die düsteren Geschichten von Gewalt und Brutalität abzuschütteln und hinter mir zu lassen.
Sarah Island ist der letzte Stop auf der Gordon River Cruise. Von hier aus geht es dann mit Vollgas nach Stahan zurück. Beeindrucken was die vier 1280 PS starken Motoren leisten können!
Meine Tipps:
Die Gordon River Cruise ist eine Tour voller Kontraste im Franklin-Gordon Wild Rivers National Park. Ein gelungener Mix aus Hafen trifft auf wilde See, ruhigem Dahingleiten auf dem spiegelglatten, sanften Flusslauf des Gordon Rivers, wissenswertes über Lachsfarmen und den schaurigen Geschichten der wohl schlimmsten Strafgefangenen-Insel. Jeder kommt hier also auf seine Kosten :)
Es gibt verschiedene Buchungsklassen: Economy & Premium Class. Die Ersteren müssen ihre Getränke selbst bezahlen, während die Premium Class neben dem Kapitän stehen dürfen & gleich schon mit einem Glas Champagner empfangen werden :) Alle Buchungsdetails & aktuelle Preise findest du auf der offiziellen Webseite von Gordon River Cruises.
Übernachten: wer mit dem Campervan oder Zelt nach Strahan kommt, kann entweder auf dem nahegelegenen Campingplatz – Strahan Beach Caravan Park – übernachten (was die meisten machen) oder auf einem DOC Campground an der Landspitze zu Hells Gate. Vorteil des Campingplatzes in Strahan: du kannst hier zu Fuß zum Schiff gehen.
Die Gordon River Cruise wird zur Hauptsaison am Morgen und Nachmittags angeboten. Vorteil der Cruise am Morgen: der Gordon River ist üblicherweise sehr viel glatter am Morgen, so dass die Spiegelungen des Ufers im Fluss besser zu beobachten sind.
Bei der Schifffahrt am Morgen kann es recht kalt sein. Genügend warme Kleidung mitbringen!
Ich kann Gordon River Cruises voll und ganz empfehlen: freundliches Personal, super leckeres Lachs-Büffet und eine gelungene, bühnenreife Sarah Island Führung :) Alles in Allem: ein großartiger Tag an dem ich richtig viel Spaß hatte, jede Menge Neues und sensationell schöne Landschaften gesehen habe & erleben durfte, einiges über die Lachszucht dazu gelernt habe und die schaurige Geschichte der ersten Strafgefangenen-Kolonien gehört habe.
Ganz in der Nähe: Nur wenige Kilometer nördlich von Strahan befinden sich die Henty Dunes. Sie sind die größte Sanddünen in Tasmanien mit einer Länge von ca. 15 km entlang der Westküste und bis zu 30 m hoch. Definitiv ein Besuch wert!
Wer dort spazieren geht, sollte sich einen oder zwei markante Punkte beim Einstieg in die Dünen merken, denn wer einmal in den Sanddünen ist, für den sieht dann auf einmal alles gleich aus und irgendwann möchte jeder wieder dort ankommen von wo er gestartet ist :)
Wie gefällt dir diese Gordon River Cruise? Wirst du dieses Highlight auch erleben wollen, bei deinem Tasmanien Besuch oder hast du die Cruise schon gemacht? Ich freue mich auf deine Kommentare unten!
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Diese Wasserspiegelungen sind wirklich faszinierend, gefällt mir sehr gut.
Danke liebe Erika, das freut mich sehr!