Kloster Ottobeuren & Basilika – Meisterwerk des europäischen Barock
Das Benediktinerkloster & Basilika Ottobeuren zählt zu den Hauptwerken des europäischen Barock. Ein außergewöhnliches Gesamtkunstwerk, erbaut um die Herrlichkeit Gottes, die Macht & den Reichtum des ehemaligen Reichsstifts widerzuspiegeln.
Obwohl das Allgäu an vielen Orten mit Prachtbauten seine Besucher begeistert, versteht es das Kloster Ottobeuren sich sowohl in kultureller Hinsicht wie auch als Baukunstwerk gesehen, weit von all dem anderen Prunk abzuheben.
Die überwältigend schöne Basilika und ein Teil des Klosters stehen dem Besucher offen und geben einen einzigartigen Einblick in das Klosterleben des 18. Jahrhundert.
Inhalt
Ottobeuren in dem lauschig, grünen Günztal ist einer der Themenorte in der Erlebniswelt Glückswege im nördlichen Allgäu. Ich habe schon viel vom Kloster Ottobeuren gehört, aber erst bei meinem Schnupper-Wandern entlang der Wiesengänger Route der Wandertrilogie Allgäu, durfte ich dieses ergreifend schöne spätbarocke Gesamtkunstwerk selbst erleben.
Das Kloster Ottobeuren mit seinen 82 m hohen Zwillingstürmen ist unumstritten die alles überragende, von Weitem erkennbare Attraktion von Ottobeuren.
Selbst Nicht-Kirchenbesucher werden sich dem überwältigenden Prunk und der barocken Schönheit der Basilika und der nach 1200 Jahren restaurierten Benediktinerabtei vermutlich nicht entziehen können.
Kloster Ottobeuren – weltweit größte barocke Klosteranlage
Das 764 vom Grafen Silach gegründete Kloster wurde den zwei Heiligen Alexander von Rom und Theodor Tiro geweiht.
Der Prunk des Klosters entspricht eher dem eines Schlosses. „Schwäbische Escorial“ (Schloss, Königspalast), so wird deshalb die weltweit größte barocke Klosteranlage auch liebevoll genannt.
Kloster Ottobeuren – Eine empfehlenswerte Führung
Wir erhalten eine Führung durch das Benediktinerkloster von dem ehemaligen Abt Vitalis, der heute im Ruhestand ist und einer der 18 Mönche ist, die heute hier noch im Kloster Ottobeuren leben. Das Kloster Museum in seiner heutigen Form wurde 1881 gegründet und ist damit das zweitälteste im Allgäu.
Das „Museum“ der Benediktinerabtei befindet sich in den ehemaligen Repräsentationsräumen des Reichsabtes und den Räumen der barocken Gemäldegalerie. Der Besucher erhält einen Einblick in das Klosterleben des 18. Jahrhunderts: Schnitzereien, Altartafeln, Skulpturen, Gemälde von der Gotik bis zum Barock.
Der Reichsstift und damit der kleine Klosterstaat – Ottobeuren und 27 Dörfer des Umlandes – war lange alleine dem Kaiser (Reichsunmittelbarkeit) verpflichtet. Der Abt des Reichsklosters war damit auch der weltliche Herrscher der Region.
Das Kloster Ottobeuren hatte damit gleichzeitig die Funktion eines Verwaltungszentrums. Die pompöse Residenz des Fürstabtes wurde für Repräsentationszwecke genutzt und sollte den Reichtum des Klosters widerspiegeln.
Erst 1802 mit der Säkularisation verlor das Kloster Ottobeuren seine Unabhängigkeit an Bayern.
Wie alle Klöster blickt auch das Benediktinerkloster auf eine sehr bewegte Vergangenheit zurück. Stolz sind die Mönche aber, dass sie das Kloster Ottobeuren nie aufgegeben haben. Es damit eines der wenigen Klöster ist, die auch zu Zeiten der Bauernkriege und Säkularisation immer bewohnt blieb.
Dieser Tatsache ist auch zu verdanken, dass das Kloster in diesem außergewöhnlich guten Zustand mit all seinen Schätzen erhalten blieb.
Neben viel Wissenswertem erfahren wir auch einige lustige Eckdaten wie z.B. die Gänge im Benediktinerkloster belaufen sich auf 1,5 km und die Hälfte der gesamten Fläche des Gebäudes besteht aus Gängen.
Das Benediktinerkloster hat einen nahezu quadratischen Grundriss mit einer Länge von 142 m und einer Breite von 128 m.
Wir kommen an vielen außergewöhnlich schönen Deckenfresken und Heiligenskulpturen vorbei. Eines haben alle gemeinsam, sie scheinen beinahe lebendig zu sein.
Ein charakteristisches Kennzeichen des Barocks ist die Tendenz, die Grenzen zwischen den einzelnen Kunstgattungen, Architektur, Skulptur und Malerei zu verwischen, sowie das Streben nach Reichtum und Bewegtheit im Ausdruck.
Sehr typisch für den Barock sind die kräftigen Farben und das sprichwörtliche „aus dem Rahmenfallen“, was sowohl für Decken- oder Wandfresken wie auch für Skulpturen gilt. Damit wird eine ganz besondere Lebendigkeit geschaffen. Einmal sind es Mäntel, die einfach aus dem Bild herausgleiten und mit einem Stuckbogen daran gehindert werden, auf den Betrachter herunter zu fallen.
Ein andermal dringen die Körper der Skulpturen aus ihren Rahmen heraus. Sie scheinen beinahe noch zu leben und sich zu bewegen. Wenn du genau hinhörst, kannst du sie vielleicht sogar noch schreien oder um Vergebung flehen hören. Überwältigend & eindrucksvoll!
Es gab sogar eigens einen Theatersaal. Dieser Theatersaal ist Teil der „Europäischen Route historischer Theatersäle“. Daneben befindet sich ein Raum, in dem wunderschöne Krippenfiguren aus aller Zeit und allen Ländern ausgestellt sind.
Das prunkvollste Highlight des Kloster Ottobeuren ist der Kaisersaal, in dem schon Konzerte von weltberühmten Dirigenten wie Herbert von Karajan und Leonard Bernstein gegeben wurden.
Der Kaisersaal bringt die Verbundenheit des Reichsstiftes mit dem Heiligen Römischen Reich und dem Hause Habsburg zum Ausdruck. Zwischen 32 Säulen stehen auf marmornen Postamenten überlebensgroß die 16 Habsburger Kaiser.
Basilika Ottobeuren & eines der schönsten, prunkvollsten barocken Meisterwerke
Die spätbarocke Basilika von Ottobeuren wurde als Klosterkirche erst 1737–1766 von Simpert Kraemer und Johann Michael Fischer erbaut. Die Kuppel- und Deckenfresken sowie Altarbilder stammen von Johann Jakob und Franz Anton Zeiller aus Tirol, Stuckfiguren von Johann Joseph Christian und Stuckarbeiten von Johann Michael Feuchtmayer dem Jüngeren.
Die neue Kirche sollte ganz bewußt den Macht- und Reichtumsanspruch der katholischen Kirche repräsentieren als Gegenpol zu einer von Aufklärung und Kirchenkritik geprägten Zeit.
Schon beim Betreten und erstem Anblick der Basilika von Ottobeuren wird der Besucher von der mächtigen Schönheit dieser Kirche überwältigt.
Die Vielfalt an außergewöhnlichem und unendlich schönen Details ist verwirrend. Der Versuch ein Gesamtbild entstehen zu lassen ist zuerst unmöglich.
Hoch über den Köpfen der Besucher thronen farbengewaltige Deckenfresken in kleine Kuppeln gemalt. Sie alle symbolisieren Szenen aus dem Evangelium und demonstrieren die Macht und Stellung der Kirche im Leben der Menschen.
Das erste Deckenfresko nach dem Vorraum ist dem heiligen Benedikt gewidmet. Er wird als wahrer Mann Gottes und geistbegnadeter Seher im Licht des Heiligen Geistes verherrlicht. Um ihn herum zahlreiche Heilige, die sich schon auf den Wolken befinden, sowie Brüder, die sich nach den Ordensregel des heiligen Benedikts noch um irdische Aufgaben kümmern.
Das nächste Deckenfresko hat die göttliche Eingebung bzw. Sendung des Heilige Geistes zum Thema. Das Licht im Zenit stellt den Heiligen Geist – auch durch die Taube symbolisiert – dar. Er wird von sieben Engeln umgeben. Die Engel versinnbildlichen die sieben Geistesgaben: Wissenschaft, Rat, Stärke, Gottesfurcht, Weisheit, Frömmigkeit und Verstand.
Eine Fülle von Formen, Farben und Lichteffekten, glänzende Marmorsäulen mit ihren vergoldeten Kapitellen, Altäre und Skulpturen ringen um die Aufmerksamkeit der Besucher. Vielfarbige Deckenfresken machen den Besucher schwindlig und werden anscheinend nur von zwanglosen Stuckrahmen am Himmel der Basilika festgehalten.
Ein Fest für die Ohren bieten die drei klangvollen Orgeln der Basilika Ottobeuren. Die Marienorgel auf der hinteren Empore und die zwei barocken Heilig Geitst Orgeln beim Chorgestühl.
Das Chorgestühl gilt als eines der schönsten des süddeutschen Barock und ist verziert mit wunderschönen Intarsien. Der Chor bietet 50 Mönchen Platz zum Beten und Singen. Mittelpunkt der Kirche ist ein romanisches Kruzifix um 1220.
Erst nachdem ich die vielen einzelnen Details, Fresken, Skulpturen, Fenster, Säulen und den Hochaltar mir in Ruhe ansehen kann und sie wie Perlen zu einer Basilika-Kette in meinem Kopf auffädele, kann ich zum Schluss alles wieder reduzieren und daraus das Gesamtkunstwerk Basilika Ottobeuren entstehen lassen.
Auch wenn ich mich oft der Schönheit von Kirchen verweigere, weil bei all dem wunderschönen Prunk auch für mich immer die unheilvolle Seite und Geschichte der Kirche mitschwingt, so lohnt es das Kloster Ottobeuren zu erleben.
Für mich ist diese Klosteranlage nicht einfach nur Kloster oder eine Basilika, sondern vor allem ein einzigartiges spätbarockes Kunstwerk.
Meine Tipps:
- Jeden Samstag zwischen Ostern und Allerheiligen wird um 14:15 Uhr eine Kirchenführung durch einen der Mönche angeboten. Weitere Informationen zu Gottesdienst, Führungen, Konzerte, Museums-Eintrittspreise und Öffnungszeiten findest du auf der offiziellen Webseite der Klosterabtei Ottobeuren.
- Wer auf der Wandertrilogie Allgäu in der Erlebniswelt Glückswege auf der Wiesengänger Etappe 04 oder 05 unterwegs ist, kommt entweder in Ottobeuren an oder startet von hier. Auch die Radrunde Allgäu kommt an Ottobeuren vorbei.
- Weitere bauwerkliche und geschichtliche Sehenswürdigkeiten haben die nahegelegenen Orte Memmingen u.a. mit seiner ersten europäischen Menschenrechtserklärung, Mindelheim mit seiner Altstadt und historischen Mindelburg und natürlich Bad Wörishofen mit ihrem Helden Sebastian Kneipp zu bieten. Von ihren Helden und überragenden Geschichten erfährst du in diesem Beitrag mehr: Memmingen, Mindelheim, Bad Wörishofen, Ottobeuren – Glückswege Helden erzählen ihre Geschichte
- Einen schönen Einblick in die Naturlandschaft Glückswege bietet in der Wiesengänger Etappe 03 von Bad Wörishofen zur ältesten Mühle Deutschlands, der Katzbrui Mühle. In meinem Beitrag „Wiesengänger Etappe 03 – Glückswege unter den Füßen – Wandertrilogie Allgäu“ kannst du diese lustige Wanderung miterleben.
- Wer sich für Kirchenfenster, Glasfenster und Kunst interessiert kann einige der Werke des 2012 verstorbenen Künstlers Erich Schickling in Eggisried nahe Ottobeuren ansehen. Schicklings Glasfenster und Hinterglasbilder erstrahlen in leuchtenden Farben, verbinden das Außen mit dem Innen und sollen Glaubenskraft suggerieren. Die Schickling-Stiftung bietet Sonntags Führungen an, weitere Termine nach Vereinbarung. Kontaktdaten und Termine findest du auf der Webseite der Schickling-Stiftung.
Kann dich diese überschwängliche Schönheit des Klosters Ottobeuren und seiner Basilika zu einem Besuch locken? Wie gefällt dir dieser Prunkstück und die Pracht des Spätbarock? Schreibe es mir in den Kommentaren!
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#8
Von deinem Blog kann ich garnicht genug bekommen.
Wieder ein sehr schöner Bericht der Lust auf mehr macht. Klöster Kirchen Schlösser ziehen mich von je her in ihren Bann – von daher wird das Kloster Ottobeuren mit auf die Wunsch- & to do Liste gesetzt.
Danke für die Inspiration.
Hallo liebe Kerstin,
das freut mich natürlich riesig, dass du von meinem Blog & meinen Beiträgen nicht genug bekommen kannst. Damit habe ich wohl mein Ziel erreicht. ?
Ja, Kloster Ottobeuren & seine Basilika sind atemberaubend schön … und der Allgäu hat noch viele solcher schönen Plätze.
Definitiv einen Urlaub wert. ?
Liebe Grüße
Petra