Lake Eyre – Wachgeküsst! Suche nach Wasser & Leben auf Australiens größtem Salzsee
Lake Eyre ist der größte Salzsee & mit 15 Meter unter dem Meeresspiegel der tiefste Punkt Australiens. Für ein Jahrzehnt eine ausgetrocknete Wüste, explodiert das Leben sobald der Lake Eyre sich mit Wasser füllt. Komm mit auf eine faszinierende Entdeckungstour bei diesem spektakulärem Ereignis & 4WD Abenteuer!
Lake Eyre liegt inmitten einer Wüstengegend im Norden von Südaustralien. Wie in einer Totenstarre liegt der größte See Australiens oft 8 -10 Jahre ausgetrocknet, weiß gleissend in der heißen Sonne, den Wüstenwinden und der lebensfeindlichen Trockenheit ausgeliefert, vollkommen leblos da.
Dann wenn im Norden vor allem in Queensland der Monsun viel stärker als üblich zuschlägt, alles massiv überflutet wird, schafft es das Wasser bis ins Zentrum Australiens vorzudringen und den Lake Eyre zu fluten. Wachgeküsst & wie aus dem Nichts brodelt dann das Leben … für einige Monate … bis der Lake Eyre wieder ausgetrocknet in Einsamkeit & Totenstarre versinkt.
Inhalt
- Welche Pisten führen zum Lake Eyre & Was erwartet dich dort?
- Von Marree zur Level Post Bay – Wo die Wildblumen blühen
- Lookout am Oodnadatta Track – Der einfachste Zugang zum Lake Eyre
- Von William Creek zur Halligan Bay & Viele Lake Eyre Dragons
- Lake Eyre – Kati Thanda – Wie eine Salzwüste zum größten Inlandsee wird
- Wilkurda & die Aboriginal Legende vom Lake Eyre (Kati Thanda)
- Meine Tipps:
Als ich das erste mal in Australien war, machte ich eine Motorradtour von Darwin nach Melbourne und habe dort auch den Lake Eyre gestreift. Viel Zeit blieb nicht und vom Oodnadatta Track, einem der bekannten australischen Outback Pisten, blieb damals nicht viel Zeit sich mehr von dem größten See Australiens anzusehen.
Dieses Mal bin ich über ein Jahr in Australien. Zeit habe ich genug, allerdings mit meinem Mini-Van mit Zweiradantrieb das falsche Fahrzeug. Vor einigen Monaten regnete es heftigst in Queensland mit vielen Überschwemmungen. Als ich zu dieser Zeit in Arkaroola war, hatten mir dort Geologen schon prognostiziert, dass im australischen Frühling 2016 ein gutes Jahr sein wird, den Lake Eyre mit viel Wasser zu sehen.
Dieser Gedanke und Wunsch spuckte seither immer mal wieder in meinem Kopf herum. Kurzentschlossen rufe ich von Northern Territory einen australischen Freund an und kann ihn überzeugen, Urlaub zu nehmen, um mit mir und seinem Toyota Land Cruiser von Sydney über das Outback von New South Wales, Brokenhill, Arkaroola u.a. nach Marree und Williams Creek zum Lake Eyre nach South Australia zu fahren.
Welche Pisten führen zum Lake Eyre & Was erwartet dich dort?
Alle offiziellen, öffentlichen Pisten, die im Lake Eyre National Park zu dem größten Binnensee bzw. der größten Salzpfanne in Australien führen, gehen vom Oodnadatta Track aus.
Der Oodnadatta Track verbindet Marree, das 380 km nördlich von Port Augusta liegt, in nordwestlicher Richtung mit dem 200 km entfernten William Creek und dem insgesamt über 400 km entfernten Oodnadatta.
Die zwei Zufahrtspisten zum Lake Eyre bzw. Kati Thanda gehen von Marree im Süden und kurz vor William Creek 200 km weiter nördlich ab.
Von Marree zur Level Post Bay – Wo die Wildblumen blühen
In Marree angekommen, lohnt es sich noch einmal die Vorräte zu checken. Marree ist ein winziger Ort, mit einem kleinen Shop, Restaurant, wenigen Unterkünften und schön angelegter BBQ Area.
Von Marree geht es kurz in Richtung Oodnadatta, um gleich nach 1,5 Kilometern dann auf die Muloorina Road in Richtung Level Post Bay abzuzweigen. „Road“ für die knapp 100 km bis zur Level Post Bay ist eine sehr optimistische Bezeichnung.
Was zuerst noch eine holprige, löcherige Piste ist, das wird dann spätestens ab Muloorina ein sehr ausgewaschener Single-Track mit Löchern, die so groß sind, dass sie auch von Meteoriteneinschlägen stammen könnten. ?
Ok, das ist hier ja auch richtiges Outback! Das fahren hier erfordert zwar volle Konzentration, macht aber riesig Spaß! Es macht Sinn, den Geschwindigkeitswarnschildern folge zu leisten, sofern man nicht ins Weltall abheben möchte. Davon zeugen auch irgendwelche Autoteile, die beim zu harten Aufprall, das Weite gesucht haben.
Die Landschaft um uns herum ist flach, Sand im Moment mit grünen Gräsern und niedrigen Büschen.
Einige Kilometer vor dem Erreichen der Level Post Bay führt der Level Post Track ganz dicht am Nordost-Ufer des Lake Eyre South vorbei. Ein bisschen naiv-überrascht stelle ich fest, dass dieser Teil des Lake Eyre schon mal nicht komplett geflutet ist.
Lake Eyre North – Level Post Bay
Vom Level Post Bay Parkplatz führt der Weg über eine Sanddüne und dann steht der Besucher auch schon am südöstlichen Ende des Lake Eyre North.
Die bräunlich schlammige Farbe lässt darauf schließen, dass hier vielleicht vor kurzem noch Wasser auf dem Lake Eyre zu sehen war. Wir scheinen ein bisschen zu spät dran zu sein.
Umso mehr überrascht mich in welch herrlichen Farben diese Sanddüne erblüht.
Als wir einen Spaziergang auf dem gerade wieder getrockneten Lake Eyre machen, sehe ich in weiter Entfernung Wasser. Wow … wie cool ist das denn!
Aber je weiter wir auf den Lake Eyre – Kathi Thanda – hinausgehen, desto mehr muss ich einsehen, dass das was ich gesehen habe, kein Wasser, sondern die berühmten Fata Morganas, Luftspiegelungen, sind.
Ok … dann eben nicht hier! Wir werden ja noch mehr Lake Eyre zu sehen bekommen.
1949 füllte sich der See zum ersten Mal, seit dies dokumentiert werden konnte. Seitdem wird Wasser im Lake Eyre von den Australiern als nationales Ereignis empfunden. Damals wurde hier ein Wasserstand-Messpfosten angebracht, um zu dokumentieren, wie schnell das Wasser verdunstet. Damit erhielt diese Bucht auch seinen pragmatischen Namen „Level Post Bay“.
Ein letzter suchender Blick zurück, um auch ganz sicher zu sein, dass wir keine Pfütze übersehen haben und dann geht es zurück.
Lake Eyre South – Abenteuerlust oder Buddel-Frust?
Auf dem Rückweg können wir zumindest einem der kurzen Abstecher zum Lake Eyre South nicht widerstehen. Zumal irgendwo weit weg, es wieder aussieht, als würde sich dort Wasser auf dem Salzsee befinden.
Ich fahre in eine der Abzweigungen, die so aussieht, als wäre es eine befahrene Piste. Kurz vor dem weiß gleißenden Salzsee biegt die Piste ab. Allerdings fühlt sich auf einmal der Untergrund nicht mehr so fest an.
Ich entscheide mich über eine große Fläche schleunigst wieder herauszufahren.
Mir stockt kurz der Atem, als ich sehe, dass direkt neben mir ein Fahrzeug eingesunken ist. Vielleicht kein großes Drama, aber auf stundenlanges Buddeln habe ich keine Lust.
Ich stelle unseren Toyota dort ab, wo der Untergrund fest und verlässlich ist und wir gehen noch einmal zu Fuß zurück.
Ich bitte Ben, sich in die Spur zu stellen, damit ich einem Vergleich auf dem Foto habe wie tief die Spur ist … haha … sie ist tief, weich und sehr schlammig! Wasser gibt es hier, allerdings anders als ich mir das vorgestellt habe ?
Nach einem Fußbad geht es dann endgültig wieder zurück. Für den insgesamt 200 km Hin- und Rückweg von Marree zur Level Post Bay werden durchschnittlich 4,5 Stunden reine Fahrzeit angegeben, wenn die Piste trocken ist und in einigermaßen befahrbaren Zustand.
Lookout am Oodnadatta Track – Der einfachste Zugang zum Lake Eyre
Nach gut 90 km von Marree Richtung Westen streift der Oodnadatta Track geradezu die Südwest-Ecke des Lake Eyre South. Schon von Weitem ist das strahlende Weiß des Binnensees zu sehen.
Dieser Lookout ist auch der einzige Spot, der unter guten Pisten-Konditionen auch noch mit einen 2WD von Marree aus erreicht werden kann. Der Oadnadatta Track ist inzwischen keine unwegsame Schotterpiste mehr, sondern mehr eine etwas „holprige Autobahn“ in der Wüste.
Der tiefste und zugleich auch trockenste Punkt von Australien liegt irgendwo im Lake Eyre mit 15,2 Metern unterhalb des Meeresspiegels. Hier am Lake Eyre South habe ich meinen persönlichen Tiefstpunkt in Australien erreicht ?
Mein absolutes tierisches Highlight heute: sowohl auf dem Oodnadatta Track selbst als auch direkt hier in den Büsche fliehend zwischen den Lookout und dem Ufer des Lake Eyre habe ich Inland Taipane gesehen. So klasse!
Die bis zu 2,5 Meter lange Inland Taipan ist im tiefsten Outback von Australien heimisch. Die Inland Taipan ist die giftigste Schlange der Welt! Ihr Nervengift würde ausreichen um bis zu 250 erwachsene Menschen oder 250.000 Mäuse zu töten und sie ist damit 50 mal giftiger als die Indische Kobra.
Das Gute: sie ist eine sehr scheue, tagaktive Schlange, die vor Menschen flüchtet. Es sei denn sie fühlt sich bedroht oder in die Enge getrieben. Die besten Chancen auf einen Inland Taipan zu treffen sind die warmen, ruhigen Tage im Frühling, wenn sie sich am Morgen oder in den Abendstunden auf der sonnigen Piste oder auf weiten sonnigen Plätzen aufwärmen.
Ich habe auf unserer Tour drei mal eine Inland Taipan gesehen. Im Deutschen sind sie auch völlig unberechtigt unter den Namen „Schreckensotter“ und „Zornschlange“ bekannt.
Über einen kurzen Spaziergang wird das Ufer des Lake Eyre South erreicht. Auch hier werden wir leider nicht fündig, was das Wasser in diesem größten Binnensee betrifft. Dafür aber doch ein Ausblick, der es leicht mit dem größten Salzsee der Welt, dem Salar de Uyuni in Bolivien, aufnehmen kann.
Vielleicht sind ja auch die filigranen Salzkristalle und Strukturen viel schöner?
Was auf jeden Fall super klasse ist, sind die vielen Wildblumen, die auch hier in ihren schönsten Farben erblühen.
Sei es die zauberschöne Poached Egg Daisy (Polycalymma stuartii) oder „Spiegelei-Blume“ oder eine der vielen Schmetterlings- oder Erbsen-Blumen.
Ebenfalls lustig sieht diese Ballon-Blume aus. Ihren Namen habe ich leider noch nicht gefunden? Kennst du ihn vielleicht? Dann hinterlasse mir bitte einen Kommentar.
Bei der Aussichtsplattform bzw. Parkplatz sind viele Schautafeln aufgestellt, die jede Menge Wissenswertes über den Lake Eyre selbst, das Lake Eyre Basin und den Lake Eyre National Park veranschaulichen.
Auf der Karte ist auch das Lake Eyre Basin markiert, das 22% der Fläche Australiens einnimmt und das größte Regenwasser-Sammelbecken Australiens ist. Unvorstellbar groß, für uns, die wir in einem so dicht besiedelten, vergleichbar winzigem Land leben.
Das coolste Foto ist allerdings dieses Foto aus den 1930er Jahren. Wer würde heute noch auf einem Fahrrad hunderte Kilometer durch die Wüste fahren, für einen Job oder ein paar kalte Biere?
Von William Creek zur Halligan Bay & Viele Lake Eyre Dragons
Ungefähr 7 km südlich von William Creek geht es auf den 64 km langen Halligan Bay Track zum Lake Eyre North.
Der erste Abschnitt gleicht landschaftlich dem des Level Post Tracks, nur ist die Piste ist in einem bessern Zustand. Interessant wird die Landschaft hier jedoch auf den letzen 15 km zum Lake Eyre.
Völlig seltsam, surreal und ganz anders als ich das von Wüstenlandschaften kenne, sieht diese Wüstenlandschaft aus. Der Untergrund ist tief braun-schwarz. In der gleichen Farbe erheben sich niedrige Hügel. Nur das saftige Grün gibt der Landschaft einen freundlichen Touch.
Ich bin absolut fasziniert und gleichzeitig steigt immer wieder ein Gänsehaut-Feeling in mir auf. So schön die Gegend auch ist, mit ihren düsteren Farben erinnert sie manchmal an eine Filmkulisse in einem Endzeit-Thriller.
Ich habe überall nach allen erdenklichen Begriffen gesucht, konnte aber keine Informationen darüber finden, warum dieser Sand und diese Landschaft so bizarr aussieht. Falls du das weißt, hinterlasse mir doch bitte einen Kommentar.
Halligan Bay hat von all den Möglichkeiten, den Lake Eyre zu erkunden, die höchste Wahrscheinlichkeit, dass hier Wasser vorzufinden ist. Und so soll es auch sein. Als wir vom Parkplatz, wo sich auch ein einfacher Campingplatz & Toiletten befinden, über die Düne kommen und auf den Lake Eyre North blicken, können wir ganz deutlich die Wasserspiegelungen im Hintergrund sehen.
Nicht weit von hier befindet sich übrigens dann auch der mit -15,2 Metern tiefste Punkt von Australien.
Es ist doch Wasser oder? Aber statt auf den Salzsee hinaus zu stürmen, bleibe ich wie angewurzelt stehen, als ich irgendwo fast unbewusst eine Bewegung wahrnehme. Ein Huschen, irgendwo auf dem salzig, lehmigen Boden.
Dann entdecke ich ihn: den Lake Eyre Dragon!
Dieser süße, kleine Lake Eyre Drachen bleibt genauso angewurzelt stehen wie ich. Seine Verteidigung scheint das reglose Verharren zu sein. Denn auch als ich ganz langsam ein paar Schritte näher komme, bewegt er sich nicht vom Fleck, sondern beobachtet uns nur.
So klasse! Nachdem wir erst einmal einen dieser gut getarnten Salzsee-Reptilien gefunden haben, gibt es auf einmal einige von ihnen. Der ausschließlich in Südaustralien vorkommende Lake Eyre Dragon (Ctenophorus maculosus) lebt ausschließlich auf den Salzseen und in ihren Uferbereichen.
Während wir den Lake Eyre Dragon auch einige Meter auf dem Salzsee entdecken konnten, haben wir dieses nicht minder schöne Exemplar nur direkt am Uferbereich entdecken können.
Es könnte sich um einen „Heat Dragon“, vielleicht einen „Mallee Dragon“ handeln, sicherlich gehört er ebenfalls zu der Familie der Ctenophorus, was seine genaue Bezeichnung ist, konnte ich allerdings nicht mit Bestimmtheit herausfinden.
Er will mir seinen Namen ja sagen, aber ich verstehe ihn einfach nicht! Vielleicht kennst du ja den Namen von diesem kleinen Drachen?
Wir verbringen eine lange Zeit mit diesen kleinen Drachen und lachen viel. Sie sind so herrlich zu beobachten, mit ihren kleinen Fingerchen, die sie mal zu einer Faust ballen, dann wieder mit einzelnen Fingern wie in eine Richtung zeigen, wie sie uns anblicken und so völlig unscheu reagieren.
Wie winzig diese kleinen Lake Eyre Drachen sind, veranschaulicht dieses Foto. Ihr Körper ist gerade höchstens mal einen Finger lang. Du darfst schon genau hinsehen, um sie zu entdecken.
Zu einer solch unwirtlichen Gegend gehört auch der Tod. Gerade hier auf dem Lake Eyre North an der Halligan Bay finden wir jede Menge von „mumifizierten“ Insekten. Sie fühlen sich so hart wie versteinert an. Das Salz hat ihnen jede Feuchtigkeit entzogen. Übrig bleibt, je nachdem wie lange sie hier schon liegen, nur ihr Skelett.
Dann geht es endlich zum Wasser auf dem Lake Eyre North! Wir gehen und gehen. Und leider muss ich auch hier wieder feststellen, dass es sich letzten Endes wieder nur Fata Morganas handelt.
Die einzig andere Erklärung wäre, dass der Lake Eyre so schnell austrocknet, dass wo eben noch Wasser war eine halbe Stunde später schon trockene, glitzernde Salzkristalle vorzufinden sind. ?
Das Wasser auf dem Lake Eyre mag extrem schnell vertrocknen, ganz so schnell dann aber doch wieder nicht.
Ich bin begeistert von der Halligan Bay! Vor allem natürlich wegen der Lake Eyre Dragons! Als wir uns auf den Weg zurück machen, folgen wir noch kurz den wenigen Kilometern, die zur ABC Bay führen.
Es ist kein Umweg und daher einen Blick wert. Die ABC Bay kann jedoch nicht im geringsten, mit der Weite und der Kulisse der Halligan Bay mithalten.
Lake Eyre – Kati Thanda – Wie eine Salzwüste zum größten Inlandsee wird
Lake Eyre besteht genommen aus – Lake Eyre South & Lake Eyre North – zwei Seen, die durch den 15 km langen Goyder Channel verbunden sind. Beide Seen zusammen sind mit einer Länge von 144 km und einer Breite von 77 km der größte Binnensee in Australien. Die Region um den Lake Eyre gilt auch als der trockenste und tiefste Punkt des Landes mit 15,2 m unter dem Meeresspiegel.
Als Ghost Face („Geistergesicht“) so zeigt sich der Lake Eyre aus der Erdumlaufbahn (Aufnahme: NASA – Dezember 2011).
Der Lake Eyre ist umgeben vom dem gigantischen knapp 1,2 Million km² großen Lake Eyre Basin. Dieses größte hydrologische Einzugsgebiet, also das „Regenwasser-Sammel-Becken“, über die sich die zum Lake Eyre führenden Flüsse entwässern, erstreckt sich über eine Fläche, das 22% von Australien ausmacht! Eine Dimension, die meine Vorstellungskraft weit übersteigt. Diese Fläche entspricht annähernd der von Deutschland, Italien und Frankreich zusammen. Das Murry-Darling Basin ist übrigens nur wenig kleiner. In Australien ist eben alles XXXL.
Als der Entdecker, Edward John Eyre, auf seiner geplanten Süd-Nord-Durchquerung von Australien, den Salzsee im Jahre 1840 entdeckte, war er trocken. Völlig entkräftet und enttäuscht musste er seine Expedition aufgeben. 1920 tauchten erste Berichte auf, dass hier Wasser existiere. Allerdings ging es ihnen damals wie mir, es waren nur Sinnestäuschungen.
Ob und wieviel Wasser am Lake Eyre ankommt, hängt von der Heftigkeit der Monsunregen und Überschwemmungen in Queensland und Northern Territory ab. Je nach Fließgeschwindigkeit und Ursprung der Bäche und Flüsse, die zu reissenden Strömen werden, dauert es mehrere Monate bis sie den Lake Eyre erreichen.
Als „Gottes Malkasten“ wird das Spektakel aus Farben und natürlichen Mustern auch bezeichnet. Im Sonnenlicht glitzernde Flussläufe schlängeln sich durch die Wüste, Algen färben die Salzflächen am Ufer pink und gelb-grünes bis blaues Seewasser verleihen dem Lake Eyre seine bezaubernd schönen Farben.
NASA Satellitenaufnahme Lake Eyre North vom März 2009
Statistisch gesehen, kann der Lake Eyre etwa alle 4 Jahre einen Wasserstand von 1,5 Metern und alle 8 bis 10 Jahre einen Wasserstand von 4 Metern aufweisen. Nur 3 mal in einem Jahrhundert füllt er sich komplett. Das letzte Mal geschah dies 1974.
Statistisch heißt natürlich nicht viel. So gab es z.B. von 2000 – 2009 die „Big Dry“, die längste und verheerendste Dürreperiode in Australien. Es gab hier um den Lake Eyre keinen Baum, keinen Strauch mehr. Alles Leben erlosch. Tiere gruben sich anscheinend für Jahre in die Erde ein.
Dann kam der Regen und Überschwemmungen. Durch die trockenen Flussbette und schossen reissende, kilometerbreite Wassermassen, die Fische und alles was so im Wasser lebt, mit sich reissen. Krabben, Krebse und Fische vermehren sich extrem schnell und mit ihren der Vogelbestand. Mehr als 100.000 Pelikane sind hier schon gesichtet worden.
NASA Satellitenaufnahme Lake Eyre North vom Juni 2009 – 3 Monate später.
Pelikane fliegen hunderte und tausende von Kilometern hierher. Woher sie und andere Vögel, die ebenfalls von tausenden von Kilometern dann zum Lake Eyre kommen, von den enormen Fischbeständen wissen, das weiß keiner so genau. Alles vermehrt sich schneller als sonst irgendwo. Alles ist voller Leben. Ein faszinierendes Naturspektakel.
Gräser sprießen, Wildblumen leuchten in den tollsten Farben und verwandeln die sonst unwirtliche Landschaft in ein Blumenmeer. Auch die Pflanzen haben sich längst an den extremen Wechsel von Dürre und Wasser angepasst und können Jahre ohne Wasser in einer Art Dürre-Schlaf überstehen.
Unter der unbarmherzigen, heißen Sonne und den warmen Winden vertrocknet das Wasser fast genau so schnell wieder wie es gekommen ist. Folgen mehrere, stark regenreiche Sommer aufeinander, so bleiben Pfützen im Lake Eyre, ansonsten verwandelt er sich wieder zu einer riesigen Salzpfanne aus blendend weißen Salzkristallen.
Das Lake Eyre Basin ist ein extremes, absolut faszinierendes und immer noch nicht völlig erforschtes Ökosystem
Wilkurda & die Aboriginal Legende vom Lake Eyre (Kati Thanda)
Als Wilkurda auf die Jagd ging, sah ein gigantisches Riesen-Kängurus vor sich und nahm dessen Verfolgung auf. Das Känguru floh, Wilkurda lies sich aber nicht abhängen. Riesige Strecken in weitem Umkreis des heutigen Lake Eyres wurden von dem Känguru und seinem Jäger zurückgelegt.
Nach Aberhunderten von Kilometern wollte das Riesen-Känguru gerade durch eine Schlucht entkommen, als Wilkurda seinen „Waddy“ – eine Art riesige Jagdkeule – über eine enorme Distanz nach dem Riesen-Känguru warf, ihm die Beine brach und es dann tötete.
Der alte Wilkurda machte ein Lagerfeuer, um das Känguru zu kochen. Er verließ das Lagerfeuer um Wasser zu holen und als er zurück war, war das Känguru verschwunden. Die Jagd fing wieder an. Ein alter Mann kam ihm zuvor und erlegte das Känguru. Wilkurda half dem alten Mann das Riesen-Känguru zu heuten und durfte das Fell behalten.
Aber wo Wilkurda auch mit seinem Riesen-Känguru-Fell hinkam und es ausbreiten wollte, war er nicht willkommen und wurde weggeschickt, weil das Fell zu viel Platz einnahm. Mit jedem Ausbreiten hinterließ das Fell sozusagen verbrannte Erde, die heute überall hier als Salzseen zu finden sind. Und mit jedem Mal Ausbreiten vergrößerte und vergrößerte sich das Fell.
Erst hier wo wir heute den Lake Eyre sehen, kam Wilkurda zur Ruhe und konnte sein inzwischen gigantisches Fell ausbreiten. So entstand der größte Salz- und Binnensee Australiens nach der Legende des Arabana Volkes, den sie in ihrer Sprache Kati Thanda nennen.
Meine Tipps:
- Für beide Zugänge – sowohl Level Post Bay wie auch Halligan Bay – fallen inzwischen Nationalpark-Gebühren an. Die Permits können jeweils in Marree bzw. William Creek gekauft werden. Wer viele Wüsten befahren möchte, für den lohnt vielleicht auch ein Desert Pass.
- Es gibt einfache Busch-Campgrounds direkt an der Halligan Bay beim Parkplatz und einen Campground bei der Muloorina Station. Weitere Informationen, Notfall-Funkfrequenzen, Preise, eine Karte vom Lake Eyre National Park u.v.m. findest du auf der Webseite von National Parks South Australia.
- Die beste Zeit den Kati Thanda – Lake Eyre National Park zu besuchen, sind die kühlen Monate von April bis Oktober. Die Chancen stehen dann auch am besten, dass die Wassermassen von den Monsun Regenfällen von Queensland und Northern Territory hier schon angekommen sind. Im Sommer liegen die Temperaturen auch mal über 50°, im Winter nachts auch unter Null!
- Auch wenn die Wahrscheinlichkeit sehr gering ist an den Ufern des Lake Eyre Wasser zu sichten, so ist auch die ausgetrocknete Salzpfanne Lake Eyre einen Besuch wert. Vor allem im Frühling, wenn nach heftigen Überschwemmungen in Queensland & Northern Territory doch so viel Wasser ankommt, dass die Wüste in diesen tollen Farben erblüht und das Leben wieder erwacht.
- Der Zustand der Pisten und ob die Pisten überhaupt geöffnet sind, hängt vom Wetter ab. Also immer vorher erst nachfragen, bevor du 400 km später entdeckst, dass es nicht weitergeht
- Den besten Ausblick, um den Lake Eyre als Gesamtkunstwerk zu erleben, ist aus der Vogelperspektive. Es werden Rundflüge aus William Creek und Coober Pedy angeboten. Wer dieses Vergnügen noch nicht erlebt hat, kann sich zumindest schon einmal über die tollen Satellitenaufnahmen vom Lake Eyre in der Bildergalerie des NASA’s Earth Observatory freuen.
- Wer schon hier ist, der darf sich meines Erachtens auch nicht Coober Pedy – die Opal-Hauptstadt der Welt – entgehen lassen. Hier wohnen immer noch mehr als die Hälfte der Einwohner in alten, ausgebauten Minenschächten „Dug Outs“ unter der Erde. Viel Interessantes dazu, kannst du hier nachlesen: Coober Pedy – Opal Hauptstadt der Welt – Leben, Arbeiten & Wohnen unter der Erde Australiens
- Direkt bei Coober Pedy findest du auch die außergewöhnlich schönen und farbintensiven The Breakaways. Sie zeigen Südaustraliens Wüste in den schönsten Farben. Definitiv ein weiteres großartiges Wüsten-Highlight: The Breakaways – Wenn Natur 3D-Gemälde malt: Grandiose Farben & Formen
Wie gefällt dir der Lake Eyre – dieser größte Binnensee Australiens? Wie faszinierend findest du diese Salzwüste, die nach jahrzehntelangem Schlaf, immer wieder zu neuen Leben erwacht? Hast du noch Fragen, Tipps oder hast du Lake Eyre schon selbst erlebt? Schreibe es unten in die Kommentare!
Dir gefällt mein Australien Reisebericht? Ich freue mich auf Kommentare & dein „Gefällt mir“ meiner Passenger On Earth – FB Seite. Danke! Alle Reiseberichte nach Ländern -> Menü: Welt in Farbe
Toller Artikel. Das ist noch etwas für uns. Kommt auf die Bucket List.
Viele Grüße
Bruno
Hallo Bruno,
danke für dein tolles Feedback. Das freut mich riesig! Lake Eyre, Arkaroola, Oodnadatta Track, Lake Gairdner, Flinders Ranges sind allesamt absolut empfehlens- und erlebenswert.
Grandios schön, das Outback von Südaustralien.
Liebe Grüße
Petra