Mt Taranaki – Eine widrige Gipfelbesteigung & die Hoffnung stirbt zuletzt!

Mt Taranaki im Egmont National Park - Abstieg vom Gipfel - Nordinsel Neuseeland

Gipfelbesteigung zum Mt Taranaki – ein Highlight der Nordinsel. Der Mt Taranaki ist zu jeder Jahreszeit extremen & schnellen Wetterwechseln ausgesetzt und manchmal eben auch nicht.
Lust auf 8 Stunden Wander-Erlebnis bei Wolken, Nieselregen & sonnigem Ausblick?

Der 2.518 m hohe Mt Taranaki (oder früher auch Mt Egmont) ist ein wunderschöner, perfekt geformter Schichtvulkan und liegt im Westen der Nordinsel von Neuseeland. Die Gipfelbesteigung gilt als gefährlich, weil es hier immer wieder zu Unfällen kommt & das Wetter unberechenbar ist.

Vielleicht ist gerade das der Grund für viele Besteigungen, weil sie einen Hauch von Abenteuer versprechen. Von einer widrigen GipfelBesteigung bei nicht optimalen Wetter, der Hoffnung auf Wetterwechsel & den Lessons Learned.

Als ich mir bei meinem ersten Neuseeland Besuch den Mount Taranaki ansehen möchte, steckt er 2 Tage lang so in Wolken, dass auch nicht einmal eine Spur von ihm zu erkennen ist.

Faszinierender Ausblick auf Mt Taranaki vom Lookout - Nordinsel Neuseeland

Bei meinem zweiten Neuseeland Besuch habe ich dann weit mehr Glück. Da das Wetter aber in den Tagen zuvor sehr wechselhaft war, habe ich gar keine Ambitionen auf den Gipfel des Mt Taranaki zu steigen.

Mt Taranaki - Schichtvulkan im Egmont National Park - Nordinsel NeuseelandJe länger ich mir allerdings diesen tollen, so wunderschön geformten Schichtvulkan vom Dawson Visitor Centre oder auf kleinen Wanderungen am Fuße des Mt Taranaki ansehe, desto größer wird mein Verlangen doch auf den Gipfel zu steigen, das Wetter ist ja nicht so schlecht.

Nach einigen wunderschönen Kurzwanderungen mit grandiosen Ausblicken auf den Mt Taranaki, fahre ich zum großen, offiziellen Visitor Center des Egmont National Parks – dem North Egmont Visitor Centre – von dem auch die Tagestouren zum Mt Taranaki starten.

 

North Egmont Visitor Centre & The Camphouse

Als ich am späten Nachmittag am North Egmont Visitor Centre im Norden des Mt Taranaki nachfrage, wie das Wetter für morgen wird, lächelt der Ranger mich an und sagt: „Always unpredictable and unsteady“. „Immer unvorhersagbar und wechselhaft“ – allerdings mit der Tendenz, dass es Morgen sogar besser als heute werden soll. ?

Ich versuche kurzfristig, die etwas höher gelegene, private Tahurangi Lodge telefonisch zu erreichen, um mich dort für die Nacht einzubuchen, aber all meine Anrufe bleiben leider unerhört.

Da ich nur mit einem Auto und Zelt unterwegs bin, nehme ich das letzte noch zur Verfügung stehende Bett in einem der übervollen Mehrbettzimmer des „The Camphouse“ direkt über dem North Egmont Visitor Centre.

Es wird eine unruhige Nacht, weil ich bei 8 Menschen in einem Raum immer wieder mit dem Gefühl aufwache, dass der Sauerstoff im Zimmer völlig verbraucht ist. Ich öffne also das Fenster ein bisschen, schlafe ein und jemand anders schließt das Fenster wieder. Das wiederholt sich gefühlt 3 -4 mal. ?

 

Gipfel-Wanderung: 1.600 Höhenmeter führen auf den Mt Taranaki

Die Tour zum Gipfel des Mt Taranaki wird mit 8 – 10 Stunden für die ungefähr 1.600 Höhenmeter und 14 km Länge vom Department of Conservation (DoC) angegeben, was normalerweise immer sehr großzügige Zeitangaben sind.

Da am Abend zuvor allerdings einige der Übernachtungsgäste des Camphouses fürchterlich jammernd und klagend nach über 10 – 11 Stunden erst zurückkamen und aussahen, als hätten sie den Mt Everest bestiegen, bin ich mir nicht so sicher, wie ich die Zeit für die Wanderung einschätzen soll.

Ich nehme mir vor kurz nach Sonnenaufgang loszugehen.

Hoffnungsschimmer: Sonnenaufgang - Mt Taranaki mit Wolkendecke - Nordinsel Neuseeland

Das erste Licht am Horizont sieht sehr seltsam aus, als ich am frühen Morgen vor dem Packen kurz nach draußen gehe.

Es gibt kein Oben und kein Unten – nur ein feuriger Schlitz in weiter Ferne eingeklemmt von einer tief schwarzen Wolkendecke und dem Schwarz der Wälder. Als Optimist sehe ich darin ein Hoffnungsschimmer im wahrsten Sinne des Wortes. Pessimisten hätten es wohl als schwarzen Tag interpretiert ?

 

North Egmont  zur Tahurangi Lodge – von 946m auf 1.492m, Dauer: 1,5 – 2 Stunden

Der Summit Track zum Gipfel des Mt Taranaki startet gleich beim North Egmont Camphouse. Auf allen Hinweisschildern wird vor den extremen Wetterumschwüngen gewarnt, für die der Mt Taranaki bekannt ist und darauf hingewiesen nur mit entsprechender Kleidung und festen Wanderschuhen auf den Berg zu steigen.

Der Summit Track führt zuerst durch ein dichtes Waldstück langsam und stetig über die letzten Ausläufer des Mt Taranaki hinauf. Der dichte, feuchte Nebel hat sich über den Wald gelegt. Die Mischung aus gespenstisch, tropfenden Grau und dem müdem, düsteren Grün der Moose, Farne, Flechten und Büsche wirkt eher drückend und gruselig märchenhaft als aufmunternd.

Nach dem Waldstück geht es weiter auf einem Ziehweg der bis zur Tahurangi Lodge erst langsam und kurz vor der Lodge dann steil nach oben führt. Von dem Ziehweg aus hat der Wanderer schon einen schönen Blick über die Wälder am Fuße des Mt Taranaki. Meine Stimmung erhellt sich, weil der Nebel oder die Wolken sich ein bisschen heben und der Tag durchaus Potential zu etwas Sonnenschein hat – finde ich. ?

Ziehweg & Summit Track - Mt Taranaki Wanderung zum Gipfel - Nordinsel Neuseeland

Der Nebel ist nass und kalt. Aber stets habe ich die Sprüche der Ranger im Kopf und sage mir das Wetter am Mt Taranaki ist extrem wechselhaft und damit kann es nur besser werden.

Das letzte Stück zur Tahurangi Lodge hinauf geht über eine sehr steilen Betonrampe, die „Puffer“ genannt wird. Hier zu gehen ist keine Spur von attraktiv und sehr mühsam. Hier wird mir zum ersten Mal richtig warm! Statt grandioser Aussicht zieht sich gerade wieder alles zu. Nur Grau in Grau. Hier treffe ich auch auf die ersten Wanderer, die den Weg schon wieder zurück kommen, weil in dem dichten Nebel nichts zu erkennen ist. Wieder denke ich, es wird besser werden, nur nicht verzagen und gehe weiter.

 

Tahurangi Lodge zum Mt Taranaki Gipfel – von 1.492 m auf 2.518 m, Dauer: 3 – 4 Stunden

Nach einer guten Stunde passiere ich die Tahurangi Lodge, zu der ich gerne am Tag zuvor noch aufgestiegen wäre. Von hier geht es dann erst einmal durch und über große Geröllsteine und dann steil über einen Staircase (angelegte Treppenstufen) nach oben. Wer jetzt schon flucht, der weiß noch nicht was dann auf ihn zukommt.

Ich hatte schon am Tag zuvor gehört, dass nach den Treppen der „hässlichste“ Teil des Aufstiegs beginnt und sie haben damit nicht übertrieben. Was jedem klar sein muss, der auf den Gipfel des Mt Taranaki will, der Weg nach oben ist ein „Track“, den es je nach Witterung erst einmal zu finden gilt. Ich suche also nach etwas wie Fußspuren, denn die wenigen Marker sind in diesem dichten Wolken-Nebel nicht zu erkennen.

Nichts als Nebel - Aufstieg zum Gipfel des Mt Taranaki - Nordinsel Neuseeland

Der „Weg“ nach oben ist steil, was dazu führt, dass ich mit fast jedem Schritt wieder ein Stück zurück rutsche. Zwei Schritte vor ein Schritt zurück. Das Gehen auf dieser Mischung aus Sand und steinigen Blumentopf-Hydrokügelchen ist mühsam und ich bin froh meine Stöcke dabei zu haben. So kann ich zumindest auf zwei Beinen gehen und muss mich nicht mit Händen und Füßen nach oben hangeln, wie ich es hier am Berg auch sehe.

Der leichte Nebel wechselt sich mit dünnen Sprühregen ab und der heftige Wind, der natürlich immer Gegenwind ist, peitscht mir die Tröpfchen ins Gesicht. Umdrehen oder nicht? Das Wetter ist wechselhaft und es wird besser werden, das sage ich mir bei jedem Schritt.

Als sich gerade mal wieder der Nebel ein kleines bisschen lichtet, sehe ich an meinen Beinen hinunter. Jetzt ist mir auch klar, warum mir trotz Aufstieg so kalt ist. Der feuchte Nebel oder Sprühregen findet irgendwie und irgendwo Möglichkeiten, meine Kleidung zu durchdringen und haftet an ihr als tausende von Eiskristallen.

Vereiste Hose - Aufstieg Mt Taranaki im Nebel - Nordinsel Neuseeland

Meine Fleece-Handschuhe sind längst nass. Ab der Tahurangi Lodge führt der Pfad ausschließlich steil nach oben. Nach dem Sand-Geröllhang (engl. scree slopes) komme ich zu den ersten Vulkanfelsen, dem „Lizard“ auf 2.134m.

Ab hier geht es weiter steil über die Vulkanfelsen hinauf zum Gipfel, zumindest denke ich das, weil Sicht gibt es immer noch keine. Also Stöcke eingepackt und dann folgt leichte Felskletterei. Dieser Teil ist vermutlich der schönste und spaßigste Teil der Wanderungleichte Kletterei mit tollen Ausblicken nach unten. Sofern es eine Aussicht geben würde.

Stattdessen fällt es schwer im dichten Nebel den Pfad nach oben zu finden. Mit Adleraugen versuche ich den Pfad vor mir zu erkennen. Dann geht es wieder ein Stück nach unten und ich stehe auf dem verschneiten Krater-Eisfeld. Meine Motivation hat längst ihren Höhepunkt verlassen. Ratlos starre ich auf die schroff nach oben führenden Felswände. Eine Markierung, wo der Weg weitergeht, kann ich nirgends finden. Und nun?

Während ich unschlüssig, jedes Stücken Fels abscanne, höre ich Stimmen im tiefen Nebel. Ich habe Glück, die Stimmen kommen näher und entfernen sich nicht. Ich warte also ab, bis die kleine Gruppe nach unten zum Eisfeld kommt, um zu sehen, wo es weitergeht. Der kalte Wind pfeift über das Eisfeld und ich friere schrecklich beim Rumstehen. Lust macht mir diese Wanderung ehrlich gesagt gerade gar nicht mehr, aber Umdrehen so kurz vor dem Gipfel?

Die 3 Jungs erzählen mir, dass der weitere Aufstieg nicht lohnt, weil oben auch nur ausschließlich Wolken und Grau zu sehen ist. Und noch immer glaube oder besser hoffe ich, dass sich die Wolkendecke zumindest kurz aufreisst und einen grandios, spektakulären Blick freigibt. Also weiter.

Es ist ein Aufstieg ins Nichts und ein Ende ist nicht zu sehen. Ich weiß, dass es nicht mehr weit sein kann, aber was heißt das schon? Dann endlich stehe ich oben auf dem Gipfel des Mt Taranaki! Eine kleine Gruppe ist ebenfalls oben.

Statt weitem Ausblick: Gipfel des Mt Taranaki in dichter Wolkendecke - Egmont National Park - Nordinsel Neueeland

Was für ein grandioser Ausblick!könnte ich von hier haben, wenn die Sonne scheinen würde ?

Zumindest bekomme ich ein Gipfelfoto von einem der Jungs hier oben gemacht, damit ich es selbst glauben kann, was ich mir da angetan habe.

Gipfelfoto - Mt Taranaki & Wolken - Nordinsel Neuseeland

Während die kleine Gruppe wieder absteigt, weil sie frieren und die Hoffnung auf Wetterbesserung aufgegeben haben, wechsle ich meinen nass-kalten Fleece-Pulli aus und hoffe, dass mir dann wärmer wird.

Abstieg vom Gipfel - Mt Taranaki im Egmont National Park - Nordinsel Neuseeland

Ich kaure mich hinter einen Felsen, um mich von dem kalten Wind zu schützen und kaue lustlos auf meinem Sandwich herum. Es dauert nicht lange, bis die böse Kälte erneut durch meine Jacke kriecht. Meine Beine und Finger sind längst tiefgefroren, zumindest fühlen sie sich so an.

Wie zum Spott blitzt tatsächlich ein Bruchteil von Sonnenstrahl irgendwie durch die dichte Wolkendecke. Ein Funken Hoffnung! Aber wenige Sekunde später ist alles wieder düster Grau. Ich halte solange am Gipfel aus, bis die Kälte durch und durch in mich eindringt und ich es nicht mehr länger aushalten will.

Ein Funken Hoffnung: Bruchteil Sonne - Mt Taranaki Gipfel - Nordinsel Neuseeland

 

Vom Mt Taranaki Gipfel zurück zum North Egmont – von 2.518m auf 946m, Dauer: 3 – 4 Stunden

Frierend, etwas mürrisch und leicht missgelaunt mache ich mich an den Abstieg. Unten im Kraterkessel wieder angekommen kann, erinnere ich mich, dass der Pfad irgendwo mit einen kurzen Aufstieg von wenigen Metern weiterging. Ich starre wiedereinmal ratlos um mich herum.

Ich meine mich an eine Felsformation erinnern zu können und irgendwie sieht es auch wie ein Pfad aus. Ich gehe ein Stück. Erst erscheinen mir die Felsen als hätte ich sie zuvor gesehen, dann wieder gar nicht. Es sieht nach Pfad aus und dann auch wieder gar nicht. Mein Puls erhöht sich leicht. Ich fluche einmal kräftig.

Nicht weiter: Mt Taranaki Abstieg - Nordinsel Neuseeland

Da geht es definitiv nicht weiter! Das kann ja heiter werden! Also versuche ich den Pfad wieder zu finden, der zurück zum Kraterkessel führt.

Wie immer habe ich wieder Glück und höre ein asiatisches Paar im Nebel diskutieren und kurze Zeit später sehe ich sie sogar. Sie befinden sich weit oberhalb von mir in der Felswand des Mt Taranaki. Das schöne ist ja, dass mich mein Universum liebt und ich immer sicher bin. Auch wenn ich es in diesem Moment fast ein bisschen bezweifelt hätte. Ich präge mir die Form der Felsen ein, wo das Paar steht und klettere auf dem direkten Weg nach oben, weil ich befürchte, den Einstieg sonst wieder nicht mehr zu finden.

Leichter gesagt als getan. Aber kurze Zeit später befinde ich mich wieder auf dem richtigen Pfad. Ich hole das asiatische Pärchen kurze Zeit später ein. Sie sieht sehr erschöpft aus und sie machen eine Pause. Ich frage, ob sie sich gut fühlen und überlasse ihr meinen Apfel. Als sie mir nur teilweise glaubhaft versichern, dass es ihnen gut geht, gehe ich weiter, bitte sie aber nach dem Abstieg ins Camphouse zu kommen, damit ich weiß, dass sie zurück sind. Ich möchte weiter gehen, weil ich friere und meine Beine bewegt werden müssen.

Wieder im Sand-Geröllfeld angekommen, hoffe ich nach dem rutschigen Aufstieg, leicht über den Geröllhang abrutschen zu können. Aber das wäre dann für den heutigen Tag doch wohl zu leicht gewesen. Ich kann ab und zu mal einen halben Meter abrutschen, aber die meiste Zeit stolpere ich eher über den Hang. Zum Glück habe ich meine Stöcke dabei. So bleibt es beim Stolpern, statt beim Fallen.

Der Nebel ist inzwischen so dicht, dass ich den Pfad nicht mehr erkennen kann. Nachdem ich mich zwei weitere Male leicht verlaufe, entschließe ich mich nur noch weiterzugehen, wenn ich wieder eine Markierung erkennen kann. Mehr als einmal stehe ich minutenlang einfach nur da und starre gebannt in das endlose Grau, in der Hoffnung, dass der Wind die Wolkendecke etwas aufreisst und ich einen der Marker erkennen kann. Definitiv kein Spaß!

Kein Spaß! Abstieg - Mt Taranaki in Wolken - Nordinsel Neuseeland

Der Abstieg dauert gefühlt ewig. Ich sehne mich nach den Treppen und der Tahurangi Lodge – einfach nach einem erkennbaren Pfad. Ich höre in weiter Entfernung wieder ein paar Stimmen. Ich beeile mich hinterher zu kommen. Stimmen statt Marker – eine Alternative!

Irgendwann ist dann auch die Tahurangi Lodge wieder erreicht. Die Jungs machen hier einen Stopp. Ich gehe weiter. Ich möchte nur wieder unten sein. Der Abstieg über den Puffer – das super steile Betonstück – unterhalb der Hütte ist eine Qual, selbst mit Stöcken und Abfedern in den Knien.

Obwohl das letzte Stück zurück zum North Egmont Visitor Centre sicherlich weniger als eine Stunde dauert, erscheint es mir als eine nicht endend wollende Ewigkeit.

Mount Taranaki Besteigung im Nebel - Nordinsel - Neuseeland

Nach etwas mehr als 8 Stunden bin ich wieder zurück im Camphouse. Eine heiße Dusche, trockene Sachen zum Anziehen, etwas warmes zum Essen und ein paar Biere, zu denen ich eingeladen werde und die Welt ist wieder in Ordnung. Das asiatische Pärchen kommt etwa 2 Stunden später ebenfalls noch kurz in der Hütte vorbei.

 

Wie gefährlich ist der Mt Taranaki wirklich?

Der Mt Taranaki hat den Ruf, der gefährlichste Berg in Neuseeland zu sein. Woher stammt dieser Ruf und was ist wirklich dran?

Tatsache ist, dass es immer wieder – sehr selten auch tödliche – Unfälle am Mt Taranaki gibt. Was ihn nach meiner Meinung nur noch attraktiver macht, vor allem für all diejenigen, die sonst nicht viel auf Berge steigen.

Anders als für die höchsten Berge auf der Südinsel, wo eine alpine Bergerfahrung Voraussetzung ist, wird der Mt Taranaki von jedem bestiegen. Achtlos dessen, dass die Besteigung mit 1.600 Höhenmeter großteils in steilem, rutschigem Sandgeröll und je nach Wetter oben auch über Schneefelder und Eis führt, gehen gerade die unerfahrenen Wanderer auf diesen Berg auch in Sandalen und unpassenden Schuhen. Probleme und Risiken sind in diesen Fällen hausgemacht und auf Dummheit und Leichtsinn zurück zu führen.

Was ich unterschätzt habe, bei diesem Nebel- und Wolken-Wetter: Der Weg auf den Gipfel des Mt Taranaki ist tatsächlich ein „Track“, der zu allem noch sehr schlecht markiert ist. Track bedeutet hier, dass es ab der  Tahurangi Lodge keinen ausgetretenen, leicht erkennbaren Wanderpfad mehr gibt, sondern nur Fußspuren im Geröllsand und ab und zu eine Markierung.

Bei schlechter Sicht sind vor allem die an- und abgebrochenen Marker, die beinahe dieselbe Farbe wie die Steine haben und kaum aus der Umgebung herausragen, einfach nicht oder extrem schlecht zu erkennen.

Vor allem im Bereich des Kraters und Vulkankessels ist der Pfad extrem schlecht auszumachen.

Ist es also dumm bei Wolken und Nebel aufzusteigen und nur klug bei Sonnenschein loszugehen? Die Westküste Neuseelands ist bekannt für seine vielen Niederschläge und Wetterwechsel. Für den Mt Taranaki gilt dies ganz besonders. Selbst wer bei strahlender Sonne im Sommer losgeht, kann auf den Gipfel in ein Schneetreiben und dichteste Wolken kommen.

Das kalkuliert kaum einer ein und am wenigsten die unerfahrenen Berggeher. Genau das macht diesen Berg so gefährlich und durch die vielen Wanderer zu einem mit der höchsten Unfallquote und letztendlich dem „tödlichsten“ Berg Neuseelands in absoluten Zahlen gesehen.

 

Was ich von dieser widrigen Mt Taranaki Wanderung gelernt habe:

Obwohl ich mich als umsichtigen, erfahrenen Berggeher bezeichne, hatte ich das erste Mal das Gefühl, dass ich einiges hätte besser machen können:

  • wenn ich schon bei Nebel und Nieselregen zum Mt Taranaki losgehe, würde ich das nächste Mal ein komplettes zweites Set an Handschuhen, Fleece & T-Shirt sowie eine Regenhose und evtl. einen weiteren Regenumhang mitnehmen und nicht nur ein Fleece zum Wechseln.
  • wenn möglich, würde ich mich bei schlechter Sicht als Allein-Wanderer einer Gruppe anschließen. Viele Augen sehen mehr als ein Augenpaar.
  • mehr Zeit nehmen, um den richtigen Weg zu finden: auf Verdacht in eine Richtung abzusteigen, von der ich mir nicht absolut sicher bin, dass es der richtige Track ist, ist nicht nur eine Zeit und Energieverschwendung, sondern auch gefährlich, weil selbst der Weg zurück auch leicht zu verfehlen ist.

 

Mt Taranaki Gipfelbesteigung bei absolutem Sonnenschein!

Dass die Vulkanbesteigung des Mt Taranaki ein ganz anderes Erlebnis bei Sonnenschein sein kann, zeigt Paul Ma in seinem super detailliert beschriebenen Artikel: Mt Taranaki & Sharks Tooth, New Zealand North Island

Hier einige seiner Sonnenschein-Fotos, die zeigen was ich erlebt und erwandert habe, wenn ich es hätte sehen können.  ?

Aufstieg über die Holzstufen „Staircase“ kurz nach der Tahurangi Lodge:

Mt Taranaki Gipfelwanderung - Staircase - Egmont National Park - Nordinsel Neuseeland

Aufstieg über Sand und Geröllfeld (scree slopes). Viel Weg ist nicht zu erkennen und bei Sonnenschein ist das alles sehr „easy“!

Mt Taranaki Wanderung - Aufstieg über Sand & Geröll - Egmont National Park - Nordinsel Neuseeland

Blick ins Tal bis weit hinunter auf die Ebene des Egmont National Parks.

Mt Taranaki Wanderung - Blick ins Tal & in den Egmont National Park - Nordinsel Neuseeland

Permanentes Eis- und Schneefeld im Krater des Mt Taranaki:

Mt Taranaki Wanderung - Eis & Schnee im Krater & Vulkankessel - Egmont National Park - Nordinsel Neuseeland

Auf dem Gipfel des Mt Taranaki und Ausblick bei Sonnenschein – sehr klasse!

Mt Taranaki Wanderung - Auf dem Gipfel - Egmont National Park - Nordinsel Neuseeland

Danke Paul für diese tollen Ausblicke, die ich hoffentlich auch einmal erleben darf!

Pauls Mountain Blog kann ich jedem empfehlen, der es liebt Berge zu besteigen! Es ist eine schier unendliche Foto-Quelle von imposanten, im Detail beschriebener Wanderungen weltweit!

 

Meine Tipps:

  • Der Tipp für den Mt Taranaki überhaupt: sei für alles Wetter gewappnet! Selbst wer bei strahlender Sonne losgeht, kann mindestens 6 Stunden Regen, Nebel und Kälte ausgesetzt sein. Selbst wenn von unten der Gipfel schneefrei aussieht, im Vulkankrater liegt immer ein Schnee-Eis-Feld und oft liegt auch am Gipfel noch Schnee. Sobald der Gipfel schneebedeckt ist, ist sowohl alpine Bergerfahrung und Ausrüstung Voraussetzung.
  • Immer vor dem Besteigen beim Visitor Centre die Wetterbedingungen und den Zustand des Tracks erfragen. Das Fact Sheet zur Mt Taranaki Gipfel-Wanderung kannst du hier herunterladen.
  • Wer den Mount Taranaki besteigen möchte und kein eigenes Fahrzeug hat, der kann einen der Shuttle Services von New Plymouth aus buchen. Sie bringen dich zum Visitor Centre und holen dich dort wieder ab.

Mt Taranaki & Egmont National Park aus dem Weltall - Nordinsel Neuseeland
Fotoquelle: CNES 2004-2011 – Distribution Astrium Services / SPOT Image – Mt Taranaki & Egmont National Park aus dem Weltall gesehen.

  • Wer mit einem Mini-Van oder Camper zum North Egmont Visitor Centre kommt, kann auf dem Parkplatz kostenlos eine Nacht stehen bleiben. Es gibt einen winzigen Campground mit ein paar wenigen Zelt-Aufstellmöglichkeiten an der Straße zum Visitor Centre. Die North Egmont Walks Broschüre des DoCs kannst du dir hier herunterladen. Einen Ausschnitt davon zeigt dir das Bild unten:

North Egmont Walks - DOC - Nordinsel Neuseeland

  • Eine sehr gute Alternative zum Camphouse ist die private Tahurangi Lodge. Sie ist nur wenig teuerer als das Camphouse, liegt aber viel schöner und der Wanderer kann eine Stunde des Aufstiegs am Wandertag ersparen. Die Tahurangi Lodge muss allerdings mindestens 2 Tage im voraus gebucht und der Schlüssel in New Plymouth abgeholt werden. Es gibt eine weitere Hütte vom DoC, auf der übernachtet werden kann, die insgesamt allerdings den Weg zum Gipfel dann etwas verlängert.

 Tongariro Alpine Crossing - Blick auf den zauberschönen Smaragd Lake - Nordinsel Neuseeland

  • Mehr tolle Tipps & großartige Neuseeland-Erlebnisse findest du unter „Weiterlesen & Inspirieren lassen“ am Ende dieses Beitrags.

 

Lockt dich die Gipfelbesteigung zum Mt Taranaki? Oder warst du schon dort oben und wie hast du diese Wanderung erlebt? Ich freue mich auf deine Kommentare unten!

 

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6 Kommentare an “Mt Taranaki – Eine widrige Gipfelbesteigung & die Hoffnung stirbt zuletzt!”

  1. Supertolle Berichte ueber meine neue?? Heimat….Ja wir leben schon seit 14 Jahren hier in NZ.
    Ich werde deinen Blog auf jeden Fall im Facebook „liken“
    Liebe Gruesse
    Markus Hipp

    • Hallo lieber Markus,

      wow … da beneide ich dich schon ein bisschen. 14 Jahre in NZ leben, das würde ich auch leicht aushalten. Damit lebst du den Traum von vielen Menschen. ?

      Die nächsten Jahre habe ich noch vor viel zu reisen, von daher spielt mein „Wohnsitz“ keine große Rolle. Wenn ich einmal weniger reisen werde, dann suche ich mir auch ein schönes Plätzchen. Ich bin gespannt, wohin es mich ziehen wird. ?

      Sonnige Grüße & lieben Dank für dein Like!
      Petra

  2. #13 jaja Mount Taranaki. Ich durfte den phänomenalen Ausblick auf ihn während meines sechsmonatigen Au Pairs täglich genießen und war jedesmal aufs neue hin und weg. Den Weg ganz nach oben haben wir zwecks mangelnder Vorbereitung und der falschen Jahreszeit nicht ganz geschafft, aber wenn man sich das bei dir so anhört, bin ich jetzt gar nicht mehr so traurig darum :D Respekt, dass du es durchgezogen hast :)

    • Liebe Tamara,
      danke für dein Feedback! Naja, den Mt Taranaki gibt’s auch bei Sonne. Ich hatte einfach einen schlechten Tag erwischt. Weitergegangen bin ich eigentlich nur, weil das Wetter so viel besser angesagt war. Wie gesagt, die Hoffnung stirbt zuletzt. ?

      Viele Grüße
      Petra

  3. Vielen Dank! Tolle Beschreibung der Widrigkeiten und des Kampfes mit sich selbst. Endlich mal jemand, der den Spruch „Aus Fehlern lernt man“ ernst genommen hat! Ich werde Ende Februar dort sein und hoffe, das Wetter meint es gut mit mir.
    Nochmal vielen Dank!

    • Hallo Dix,
      lieben Dank für dein Feedback! Für grenzenlos optimistische Menschen wie mich ist es einfach nicht zu glauben, dass es keine lichten Momente gibt. Zumal das Wetter als sehr gut vorausgesagt wurde.
      Aber so ist das eben in den Bergen. Die haben ihre eigene Wetterdynamik.
      Wie war deine Besteigung des Mt. Taranaki? Hat es der Wettergott gut mit dir gemeint?

      Sonnige Grüße
      Petra

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