Murano & Burano: Geheimnis der Glasbläser & kunterbunte Fischerhäuser

Murano & Burano sind Inseln in der Lagune von Venedig. Sie sind in vielem Venedig so ähnlich und doch so anders. Während Murano die Insel der Glasbläser & wunderschöner Glaskunst ist, schmücken herrlich bunte Bonbon-Farben die Häuser von Burano – auch bekannt für die schönsten Nadel-Spitzen.
Murano und Burano sind wohl die bekanntesten Inselgruppen in der Lagune von Venedig. Während Burano für quietsche-bunte Fischerhäuser und Spitzenproduktion steht, ist Murano weltweit wegen seiner herrlich bunten Glaskunst bekannt, dessen Geheimnis-Verrat einst unter Todesstrafe stand.
So touristisch die beiden Inseln auch sind, sie sind definitiv zumindest einen Tagesausflug von Venedig oder der touristischen Halbinsel bei Jesolo wert.
Inhalt
Murano – Stadt der Glasbläser & weltweit bekannter Glaskunst
Murano ist die bekanntere der beiden Inselgruppen und liegt gerade einmal 1,5 km nordöstlich von Venedig. Murano ist weltweit für seine Glaskunst bekannt, insbesondere für die venezianischen Lampen und Leuchten, aber auch für Schmuck, Skulpturen, Gläser, Perlen, Spiegel und Souvenirs.
Murano ist ein bisschen wie Klein-Venedig – das Venedig der Glasbläser & ihrer Geheimnisse – und seine Geschichte geht zurück bis zur Spätantike. Ab dem 13. Jahrhundert wurde in Murano zur Glasbläser-Insel gemacht. Diesen Charme, das Sagenumwobene, die Mystik, die mit dieser Glasbläserkunst verbunden ist, macht die Insel Murano heute zu einer Attraktion für Touristen aus aller Welt.
Murano – Sieben Inseln in der Lagune von Venedig
Murano ist eine kleine Inselgruppe von 7 eng aneinandergeschmiegten Inselchen, durchzogen von 8 Kanälen und verbunden mit 11 Brücken.
Beim Schlendern durch die Gassen von Murano, werde ich auch hier – wie fast überall auch in Venedig – von dem unergründlichen Charme des Morbiden berührt. Einer Vergänglichkeit, die neugierig macht und glorifiziert, ohne dabei die geringste Rücksicht zu nehmen, wie hart das Leben für die meisten Menschen in jener Zeit war.
Wer nicht an bestimmten Bauwerken interessiert ist, lässt sich einfach durch die Gassen, Plätze und entlang der Uferanlagen an den Kanälen treiben.
Heute lebt Murano überwiegend vom Tourismus und seiner Glaskunst, die in die ganze Welt exportiert wird und in wesentlich geringerem Umfang auch noch ein bisschen vom Fischfang.
Kunstobjekte aus Glas & Glasbläser – das Highlight von Murano
Das, was Touristen nach Murano lockt, sind unbestritten die wunderschönen Kunstobjekte aus Glas und das Schaffen, d.h. das Glasblasen selbst.
Obwohl es auch die Möglichkeit gibt, an offiziellen Führungen teilzunehmen, haben einige größere Glasbläsereien einfach die weiten Tore zu ihren Werkstätten geöffnet. Du kannst ihnen von der Straße aus zusehen, wie sie aus einem Glasklumpen im Nu wunderschöne bunte Kunstobjekte schaffen.
Ich könnte hier ewig stehen und einfach nur der Verwandlung von farbigen Glasklumpen zusehen. Absolut unvorstellbar und extrem faszinierend! Jeder Handgriff sitzt. In relativ wenigen Arbeitsschritten werden Pferdehälse, Fische, Vasen und was auch immer auf schier magische Weise erschaffen.
Oft werden die Vorgänge sogar kommentiert und erklärt. Das ganze ist kostenlos. Nach der „Show“ geht es dann weiter zu einer Führung durch den Verkaufsshop der Glasbläserei. Fair, finde ich. ?
Eine über und über faszinierende Handwerkskunst! Kein Wunder, dass diese Kunst ein absolut streng gehütetes Geheimnis war.
Murano – Die Kunst & Privilegien der Glasbläser und ihr streng gehütetes Geheimnis
Die Glasproduktion und die Glasöfen wurden 1295 aus Brandschutzgründen von Venedig weg und nach Murano verlagert.
Vor allem diente diese Maßnahme jedoch dazu, das streng gehütete Geheimnis der Glasherstellung zu bewahren. Den gut bezahlten Glasbläsern war es unter Androhung der Todesstrafe verboten, ihr Wissen weiterzugeben.
Die Betreiber der Brennöfen und die Glasbläsermeister waren sozial außergewöhnlich gut abgesichert. Bei Krankheit, bei Unfall oder im Alter wurden sie damals schon aus einem eigenen Versorgungsfond unterstützt. Die Glasbläsermeister hatten zudem ganz besondere Privilegien.
Glasbläsermeister waren so hoch angesehen, dass sie in den Adel einheiraten, ja sogar die Tochter des Dogen zur Frau nehmen konnten. So saßen sie bei den großen Festlichkeiten der Stadt – den Regatten – an ganz besonderen Plätzen auf den Balkonen der Paläste. Vor allem aber nahmen sie aktiv und mitbestimmend am politischen Leben der Stadt teil.
Burano – bunte Fischerhäuser & weltbekannte, handgefertigte Spitzen
Wunderschön gelegen im Norden der Lagune von Venedig – ca. 7 km von Venedig entfernt – befindet sich Burano, eine der größten Inseln im venezianischen Italien und zweifelsohne die malerischste, vor allem die bunteste Insel in der Lagune.
Besonders eindrucksvoll wirkt Burano, wenn sich früh morgens oder am späteren Nachmittag die bunten Häuser in den vielen Kanälen spiegeln, um den Tag zu begrüßen oder langsam zu verabschieden.
Burano lädt zu farbenprächtigen Spaziergängen ein
Farbenfroh bemalt reihen sich die kleinen Häuser der Insel nebeneinander und ergeben ein wahrlich pittoreskes Stadtbild.
Überlieferungen behaupten, dass die bunten Farben der Häuser dazu dienten, den heimkehrenden Fischern im Nebel den Weg zu weisen oder auch damit die Fischer nach vielen Gläsern Wein noch das richtige Haus finden konnten. ? Also ganz ähnlich wie auf Cinque Terre an der italienischen Rivera, wo die bunten Farben der Häuser den Fischern helfen sollte, ihre Frauen und wer wann ihre Häuser betritt, besser beobachten zu können.
Aus welchem Grund tatsächlich die Häuser so bunt angemalt wurden, weiß aber keiner so genau.
Das Highlight von Burano sind die Spaziergänge durch die Gassen und schmalen, durch eine Vielzahl von Kanälen getrennten bunten Häuserfronten und über die wenigen schmalen, gepflasterten Fußgängerbrücken.
Burano ist wie ein Farbmalkasten, mit dem Unterschied, dass auf der Insel weit wenig wert auf Farbharmonie gelegt wird. Hauptsache bunt – ob schreiend, schillernd oder manchmal auch etwas in die Jahre gekommen.
Da steht ein Haus in himmelblauer Farbe neben einem anderen in purem giftigen Grün, gefolgt von einem rostroten Haus, das zwischen ein leuchtendes Pink und ein bescheidenes Veilchenlila gedrückt wird. Kompromisse werden hier nicht gemacht.
Die Kritiken über Burano sind so vielfältig wie ihre bunten Farben und reichen von kitschig, schrill, Gute-Laune-Insel …. und und und.
Was einst die Fische für die Fischer waren, sind heute die Touristen für die Insel. Und eines ist sicher: gegenüber Venedig herrscht hier eine verträumte, ruhige Dorf-Idylle.
Ebenso wie Venedig kann die Insel Burano – die eigentlich ein kleines Archipel von vier Inseln verbunden mit 8 Brücken ist – nur zu Fuß oder mit einem Boot auf den Wasserstraßen erkundet werden. Burano misst gerade einmal 670 m auf maximal 450 m.
Buranos Scuola di Merletti – Spitzenstickereien in aufwendiger Nadelspitzen-Technik
Berühmt ist Burano nicht nur wegen seiner bunten Fischerhäuser, sondern auch wegen seiner Luftspitzen oder Nadel-Spitzen.
Die Spitzenstickereien von Burano reichen bis in das 16. Jahrhundert zurück, wo Spitzen in der aufwendigen Nadelspitzen-Technik Reticella hergestellt wurden. Anders als bei der Klöppel-Spitze – bei dem die Spitzen durch Verdrehen, Verkreuzen, Verknüpfen & Verschlingen von Garnen auf Holzspulen hergestellt werden – wurden die Spitzen von Burano durch Nadelstickereien gefertigt.
Die Grundlage der Burano Nadelspitze ist der mit der Nähnadel und dem Leinenfaden ausgeführte einfache Schlingstich, der ein Netz (ital. reticella) mit ausgesprochen kleinen rechteckigen Maschen schafft. Später werden dann die kunstvollen Relief- und Füllarbeiten vorgenommen, die das Design der Spitze ausmachen.
Spitze galt schon immer als ein Zeichen von Raffinesse. Die Nadelspitzen von Burano machten diese besondere „Luftspitze“ einmalig auf der Welt. Sie wurden zu hohen Preisen exportiert und führten bis zum Ende des 18. Jahrhunderts zu einer wirtschaftlichen Blütezeit. Die Spitzen aus Burano verzierten Tischwäsche, Bettwäsche, Bekleidung, Sonnenschirme, Schmuckdecken u.v.m.
Dann wurden sie von neuen Spitzen-Herstellungsverfahren z.B. der Klöppel-Technik verdrängt und geriet vollkommen in Vergessenheit.
Foto Quelle: Museo del Merletto
1872 gründeten einige vornehme Italienerinnen die Scuola di Merletti (ital. merletti = Spitzen) und die fast ausgestorbene Tradition der Burano Spitzenstickerei wiederzubeleben. Echte Burano-Spitzen sind auch heute wieder ein teueres Luxusgut. Im eigens dafür eingerichteten Museum – Museo del Merletto – werden eine Vielzahl von Burano Spitzen ausgestellt und mit etwas Glück kann man dort auch den Spitzenstickerinnen bei ihrem Handwerk zusehen.
Vorsicht: Billige Spitzen sind immer nur industriell gefertigte Imitate aus Fernost. Für echte Burano Spitzenkunst werden Wochen benötigt, was sie sehr kostbar und teuer macht.
Viele Geschäfte in Burano, Murano und Venedig behaupten leider auch oft, dass es sich um Burano Spitze handelt, was jedoch nicht stimmt. Echte Burano Spitze ähnelt in keinster Weise den vielen Billig-Spitzen in den Schaufenster-Auslagen.
Mit der Fähre zurück zum Festland
Ich habe die Besichtigung von Murano und Burano im Rahmen einer Fährfahrt von Venedig zurück auf die Halbinsel von Jesolo gemacht.
Diejenigen, die eine späte Fähre zurück nehmen, erwartet dann meist noch ein grandioser, feuriger Sonnenuntergang über der Lagune von Venedig.
Auf Wiedersehen Lagune von Venedig und vielen Dank für einen Tag voller Romantik, wunderschönen Kanälen und herrlichen Eindrücken.
Danke für die schönen bunten Häuser, der fantastischen Glasbläserkunst und diesem Sonnenuntergang, der so kitschig wie feurig rot ist.
Meine Tipps:
- Die beiden Inselgruppen Murano und Burano lassen sich leicht auf eigene Faust erkunden. Von Venedig aus fahren sowohl Passagierfähren als auch Vaparetti – öffentliche Nahverkehr in Form von „Wasserbussen“ – zu den Inseln in der Lagune von Venedig. Von der Westspitze der Halbinsel von Jesolo fahren ebenfalls Personenfähren nach Venedig mit Zwischenstopps auf verschiedenen Inseln in der Lagune von Venedig.
- Vermutlich wird kaum jemand nur Burano und Murano besuchen, sondern bestimmt auch – zumindest für mich – eine der wohl schönsten Lagunen-Städte der Welt: Venedig. Venedig hat inzwischen mit vielen zu kämpfen: Massentourismus & dem Kanal für die Kreuzfahrtschiffe, der vermutlich den Untergang diesen einmalig schönen Stadt extrem beschleunigen. Wer außerhalb der Hauptreisezeit Venedig besucht und sich auch in die kleinen Seitengassen verirrt, wird aber definitiv in den morbid-lebendigen Bann dieser Stadt gezogen und von seinem Charme begeistert sein. Einen Vorgeschmack auf die Schönheit und die Atmosphäre von Venedig, kannst du dir holen, indem du diesen Link anklickst.
- Viele weitere Reiseberichte zu Sehenswürdigkeiten im Norden von Italien habe ich für dich am Ende des Beitrags unter „Weiterlesen & Inspirieren lassen“ zusammengestellt. Viel Spaß beim Stöbern!
Warst du schon einmal auf einer der Inseln Murano oder Burano? Was hat dir dort besonders gefallen? Ich freue mich auf deine Kommentare!
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#19
Venedig ein Traumziel.
Dazu Murano Glas – wunderbar.
Diese wunderbare Welt der Farben und das zerbrechliche faszinierende Glück des Glases ist definitiv eine Reise wert und auch mit meinem Budget & Fahrzeug zu erreichen.
Ich freu mich drauf & danke dir von ganzem ❤en.
Hallo liebe Kerstin,
Venedig und Murano / Burano sind immer eine Reise wert. Egal wie oft ich schon dort war. Zu empfehlen ist Venedig allerdings vor allem in der Nebensaison. Dann ist es nicht so überlaufen.
Sonnige Grüße
Petra
#13 Wir haben auf beide einen Abstecher gemacht und Burano war mein absolutes Highlight. Wir haben uns zwar ordentlich verlaufen, als wir versucht haben den Fähranleger wiederzufinden, aber diese wunderschönen kleinen Gässchen und Kanälchen mit den bunten Häusern war toll. Ich habe hunderte Fotos, weil ich an jeder Ecke ein neues „lohnendes“ Motiv gefunden habe :)
Hi Tamara,
ich hatte leider nur einen kurzen Augenblick Zeit für Burano, weil wir eine schlechte Bootsverbindung gewählt haben. Ich möchte Burano auch gerne einmal aus jeder Ecke und jeder Perspektive kennenlernen.
Sonnige Grüße
Petra