Perito Moreno Gletscher – Argentiniens „Blaues Wunder“ & Ein Highlight Patagoniens!

Perito Moreno Gletscher - Patagonien , Argentinien

Die Dynamik des Perito Moreno Gletscher’s zeigt sich in einem weltweit einzigartigen, spektakulären, sich ständig wiederholenden Naturschauspiel:
Knarzen, Knirschen, Donnern & Kalben!

Der Perito Moreno Gletscher (Glaciar Perito Moreno) wird wegen seiner gigantisch blau-schimmernden Wand oft auch das „Blaue Wunder Argentienien’s“ genannt und ist das absolute Highlight im Parque Nacional Los Glaciares und ein fester Bestandteil jeder Patagonien Reise.

Im Gletscherinnern knirscht und knackt es, Eisbrocken der Eisfront brechen ständig unter lauten Donnern und Tosend ins türkisfarbene Wasser. Die gesamte Szenerie wird eingerahmt vom tiefen Grün der vorgelagerten Insel und dem schwarz der Berge mit ihren weißen Schneekuppen.

So unheimlich schön, dass du nicht weisst, ob du wegen des atemberaubenden Anblicks fröstelst oder wegen der Kälte :)

Perito Moreno Gletscher - Patagonien , Argentinien

Mit eine Fläche von 255 km2 ist der Perito Moreno Gletscher – nach dem Upsala Gletscher – der zweitgrößte im Los Glaciares Nationalpark, der zum Unesco Welterbe gehört. Der höchste Punkt des Perito Moreno Gletschers liegt auf 2.950 m beim Cerro Pietrobelli. Von dort erstreckt sich der Gletscher über etwa 30 km ostwärts bis zum Lago Argentino.

Der Lago Argentino befindet sich auf einer Höhe von 187 m und ist der größte See in Argentinien (3 mal so groß wie der Bodensee).

 

La Ruptura – Wenn ein Gletscher berstet

Der Perito Moreno Glacier trennt mit seiner Gletscherzunge am südlichen Ende des Lago Argentino zwei seiner Seitenarme voneinander: den Brazo Rico im Süden und den weiter nördlich liegenden Canal de los Témpanos (Kanal der Eisberge).

Perito Moreno Gletscher - Patagonien , Argentinien

Was den Perito Moreno Gletscher weltweit zu vielleicht dem berühmtesten und bekanntesten Gletscher macht, ist  ein spektakuläres und einzigartiges Naturschauspiel: die schnell wachsende Gletscherzunge überbrückt nach durchschnittlich 2 bis 4 Jahren den gesamten Seitenarm des Sees, erreicht das gegenüberliegende Ufer, ganz im Westen der Magellan-Halbinsel und blockiert damit den Wasseraustausch.

Karte Perito Moreno Gletscher - Patagonien , Argentinien

Da der Lago Argentino sich über den nördlichen Teil entwässert, Wasser im südlichen Teil aber noch zufließt, staut sich das Wasser im Brazo Rico auf. Der Wasserspiegel hebt sich an – es wurde schon eine Erhöhung von bis 24 Meter gemessen! Der Druck gegen die immer noch wachsende „Gletscher-Brücke“ (Bild unten) wird immer größer, so dass der Gletscher dann wie unter einer großen Explosion berstet.

Eisbrücke Perito Moreno Gletscher - Patagonien , Argentinien

Dieses unvorhersehbare, spektakuläre Schauspiel – „La Ruptura“ wie es die Argentinier nennen – zieht natürlich jede Menge Touristen, Filmteams und Schaulustige an. Es dauert allerdings nie länger als 2 – max. 3 – Tage.

 

Der Perito Moreno Gletscher wächst und kalbt so schnell, dass du ihm dabei zusehen kannst!

Gegen alle Gletschertrends wächst der Perito Moreno Gletscher immer noch und zwar mit einer außerordentlich hohen Geschwindigkeit.

Für die Mitte der Gletscherzunge konnte ein Wachstum bis zu 2 Metern pro Tag!! gemessen werden – im Durchschnitt sind es etwas mehr als 1,5 Meter pro Tag. An den Rändern der Gletscherzunge beträgt das Wachstum noch etwa die Hälfte.

Der Grund weshalb der Gletscher dann mit dieser Geschwindigkeit nicht über alles hinweg läuft ist, dass die Gletscherfront – mit Ausnahme des kleinen Teils, der die Eisbrücke zum Festland bildet – auf einmal auf sehr tiefes Wasser trifft. Die beiden Seitenarme des größten Gletschersees Argentiniens weisen an der Gletscherfront ein Tiefe von 100 bis 165 m auf. Das stoppt den Gletscher, der Druck und Schub von hinten bleibt aber bestehen und der Gletscher „kalbt“ – so nennt man das Bersten von den bis zu 70 Meter hohen riesigen, meist nadelförmigen Eisblöcken oder manchmal auch ganzen Wandstücken.

Eisbrücke Perito Moreno Gletscher - Patagonien , Argentinien

Die gesamte Gletscherfront des Perito Moreno ragt etwa 55 bis 70 Meter aus dem Wasser heraus.

Wenn du vor dieser riesigen Gletscherfront steht, hörst du überall ein Knarzen, Knirschen – du hörst förmlich, wie sich die Gletscherzunge nach vorne schiebt. Nach einiger Zeit kannst du das „verschiedene Knarzen“ unterscheiden und hörst, wo es gleich zu einem lauten Donnern kommen wird, der das Kalben – Bersten und Abbrechen der Eiswand -ankündigt.

Meine Augen suchen dann nach irgendeinem Anzeichen und dann sehe ich, wie sich eine gigantische Eisnadel von der Größe eines Hochhauses von der Wand löst, nach vorne kippt, abbricht und mit einem lauten Knall in den See eintaucht und versinkt.

Kalbender Perito Moreno Gletscher - Patagonien , Argentinien

An der Wasseroberfläche sind danach nur noch die „riesigen“ Eisschollen oder Eisberge zu sehen, die sich beim Eintauchen von der Eiswand abgerissen haben.

 

Um das Kalben des Gletschers zu sehen, gibt es 2 Möglichkeiten:

1. Von den Wanderrouten und Aussichtsplattformen:

Beim Besucherzentrum angekommen – gegenüber der Süd- und Ostseite des Gletschers -gibt es ein großes Netz von Wanderwegen und Stegen zu strategisch ausgewählten Aussichtsplattformen, von denen aus der Gletscher stundenlang aus allen Blickwinkeln und verschiedenen Höhen, beobachtet werden kann.

Ab und zu fällt auch ein Blick auf die umliegenden Gebirgs- und Waldlandschaften. Sie sind schön, können aber mit dem Geschehen an der Gletscherfront nicht mithalten :)

Aussichtsplattform Perito Moreno Gletscher - Patagonien , Argentinien

Es ist super kalt und windig und beim nur Rumstehen und Zusehen wird mir auch nicht warm. Auch das ist gerade nebensächlich, weil das Naturschauspiel so faszinierend ist, dass ich die Kälte kaum wahrnehme. Ich würde wohl immer noch dort stehen und selbst ein Mini-Gletscher geworden sein, wenn wir nicht nur knapp 3 Stunden Zeit gehabt hätten :)

In dieser habe ich von diesen Stegen und Besucherplattformen aus gefühlt 15 mal gesehen, wie die riesigen Eismassen unter lautem Bersten und Donnern in den See gestürzt sind. Irre toll!

Gehört habe ich noch mehr und ab und zu waren sie zu weit weg oder schon abgestürzt bevor ich den Ort gesehen habe oder ich habe mit der Kamera versucht, die berstenden Eismassen einzufangen und habe dann die abknickende Eismasse weder durch die Kamera noch mit meinen Augen gesehen :(

Aussichtsplattform Perito Moreno Gletscher - Patagonien , Argentinien

Ein atemberaubendes und zugleich ehrfürchtiges Gefühl, einem so gigantischen Gletscher ganz nahe gegenüber zu stehen. Die Kleinheit des Menschen wird mir in solchen Situationen sehr bewusst. Die Größenordnung kannst du ein bisschen einschätzen, wenn du die Personen mit der Eiswand (Foto oben) vergleichst!

Völlig beeindruckend sind auch die vielen Farben von schneeweiß über leicht blau, türkis bis tiefes blau! – Argentinien’s Blaues Wunder eben!

 

2. Mit dem Boot an die Gletscherfront

Eine Alternative zu den Wanderwegen und Aussichtsplattformen oder besser gesagt ein „Add-On“ ist, sich die andere Seite der Gletscherzunge mit Boot anzusehen.Perito Moreno Gletscher - Patagonien , Argentinien

Dazu waren wir zum Hafen Bajo Las Sombras. Von hier aus steigen wir auf ein Boot, das uns ziemlich nahe an die Gletscherfront fährt.

Mit dem Boot zum Perito Moreno Gletscher - Patagonien , Argentinien

Es muss immer eine größere Distanz zu der Gletscherfront eingehalten werden, da die Größe der abbrechenden Eismassen nie vorhersehbar ist und die richtig großen Eismassen so etwas wie eine kleine Flutwelle generieren, die die Boote auch mal ganz schön durchschütteln können oder riesige Eisbrocken durch die Luft fliegen.

Mit dem Boot zum Perito Moreno Gletscher - Patagonien , Argentinien

Auf dem Boot fühlt es sich noch kälter an. Jetzt helfen irgendwie auch keine Handschuhe und Mützen mehr. Doch missen möchte ich dieses Erlebnis niemals!

Perito Moreno Gletscher - Patagonien , Argentinien

Wer Lust hat kann auch einen „Spaziergang“ über den Gletscher machen. Dieses Mini-Trekking wird als eine geführte Tour angeboten.

 

Die Entwicklung des Perito Moreno Gletschers

Die starken, eisigen Winde treiben ständig riesige Wolkenfronten, die sich über dem nahen Pazifik gebildet haben, zu den umliegenden Bergen. Die Wolken schneien sich an den Berggipfeln der Anden ab. Durch den ständigen Schneefall. wird der Schnee zusammengepresst und über einen Zeitraum von ca. 5 Jahren entstehen dann Schichten von hartem Gletschereis.

Unter dem massiven Gewicht von hunderten von Metern Eissäule bildet sich zwischen den Felsen und dem Eis ein Schmelzwasserfilm auf dem der Gletscher dann sozusagen den Berg hinuntergleitet.

Perito Moreno Gletscher - Patagonien , Argentinien

Der Perito Moreno Gletscher ist ca. 30 km lang und seine Gletscherzunge ist 5 km breit. Die Gletscherfront ragt 55 bis 70 m aus dem Wasser und sieht aus wie eine Aneinanderreihung von gigantischen Riesen-Eisnadeln.

Warum gerade der Perito Moreno Gletscher, der derzeit einzig wachsende Gletscher ist, ist nicht wirklich geklärt. Es gibt verschiedene Annahmen, aber keine von ihnen erklärt der Szenario.

Dieser Gletscher wurde 1899 von dem Geologen Rudolph Hauthal entdeckt und nach dem gerade verstorbenen ehemaligen Reichskanzler Otto von Bismarck benannt – Bismarck Gletscher. Einige Jahre später wurde er dann aber zum Perito Moreno Gletscher umbenannt. Damit wurden die Verdienste von Francisco Pascasio Moreno als Geograf, Entdecker und Anthropologe gewürdigt. Neben vielen Expeditionen war er auch maßgeblich an der Festlegung der Grenze zwischen Argentinien und Chile beteiligt, für das er auch seinen Titel „Perito“ erhielt, was so viel wie „Sachverständiger“ bedeutet.

 

Für die Neugierigen: Hast du dir schon einmal überlegt woher die Farben der Gletscher und Eisberge kommen? Warum sind einmal schneeweiß und dann wieder blau?

Wenn der Schnee gefriert und durch immer wieder neue Lagen zusammengedrückt wird, schliesst er dabei auch Luftbläschen ein. Wird ein Eisberg der sehr viele Luftbläschen enthält, von Licht beschienen, dann sorgt die Streuung an den Luftbläschen dafür, dass die verschiedenen Wellenlängen der Lichtstrahlen stark vermischt und gestreut werden. Sie treten dadurch auch relativ schnell wieder aus dem Eisberg heraus. Das Ergebnis ist ein schneeweißer Eisberg.

Eisberg schnee-weiss

Im Gegensatz dazu schimmert ein Eisberg tiefblau, wenn er nur ganz wenige Lufteinschlüsse hat. Das ist der Fall, wenn der Druck im Gletscher extrem hoch ist und das Eis zu „Wassereis“ komprimiert wird.

Jede Farbe hat eine andere Wellenlänge (rot lange, blau kürzeste Wellenlänge). Die langen Wellenlängen werden zuerst absorbiert, also rot, dann orange, gelb, grün und zuletzt blau. Sonnenlicht – auch weisses Licht – enthält alle Wellenlängen. Messungen haben gezeigt, dass Sonnenlicht, das auf so hochkomprimiertes Gletschereis fällt, nur ca. 3 Meter braucht bis nur noch blau reflektiert wird.

Perito Moreno Gletscher - Patagonien , Argentinien

Das ist der Grund, warum Eisspalten und Höhlen so tiefblau gefärbt sind. Die verschiedene weiß-blaue „Maserung“ der Gletscherfront ist also auf Schichten mit verschieden starken Lufteinschlüssen zurück zu führen und auf unterschiedliche Komprimierung des Eises.

Dasselbe Verhalten von Lichtabsorption und Streuung ist übrigens auch dafür verantwortlich, dass wir eine blaue Meeresoberfläche sehen.

 

Anreise:

Der nächstgelegene Ort und für die meisten der Ausgangsort zum Perito Moreno Gletscher ist El Calafate, der 80 km entfernt liegt. Du kannst in El Calafate Bustouren zum Gletscher buchen oder mit dem Auto fahren. El Calafate hat sogar einen kleinen Flugplatz.

Es gibt einen großen Parkplatz in der Nähe des Besucherzentrums. Den Weg zum Besucherzentrum kannst du entweder zu Fuß gehen oder es fahren auch Shuttle-Busse hin und her.

Perito Moreno Glacier - Argentinien Patagonien

 

Können dich diese Fotos inspirieren? Hast du Lust bekommen, den Perito Moreno in deine Reisewunschliste mit aufzunehmen oder warst du schon dort? Erzähle es mir bitte in den Kommentaren!

 

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9 Kommentare an “Perito Moreno Gletscher – Argentiniens „Blaues Wunder“ & Ein Highlight Patagoniens!”

  1. Es muss schon toll sein, diese herrlichen Gletscherfronten in der Natur zu sehen, das würde mir auch gefallen.

    • Ja, Erika! – das ist wirklich ein unbeschreiblich tolles Erlebnis.

      Zumal man hier zwar nicht das Gras tatsächlich aber den Gletscher auch noch wachsen hört! Und wenn die Eisnadeln dann unter lautem Krachen bersten, kann man die Mächtigkeit dieser Gletscher richtig spüren.

      Liebe Grüße
      Petra

    • Danke, liebe Ariane!

      Freut mich sehr, dass dir mein Bericht gefällt! Wenn du die Möglichkeit hast – Südpatagonien ist ein Traum von Natur und Perito Moreno definitiv ein Highlight der Extraklasse! Einfach ganz viel Zeit und warme Klamotten mitbringen :)

      Viele Grüße
      Petra

  2. Liebe Petra,
    vor zwei Jahren im November konnte ich den von Dir beschriebenen Gletscher Perito Moreno so wie Du ihn gesehen und beschrieben hast, bestaunen. Deine hervorrangende Beschreibung trifft zu und dennoch, dieses Spektakel naturnah mit zu erleben, übertrifft alle Fotos und Vorstellungen. Ein grandioses Erlebnis.
    Liebe Grüße Karin

    • Liebe Karin,

      danke für dein tolles Feedback! Das freut mich sehr!

      Du hast vollkommen Recht damit, dass die Intensität der Atmosphäre vor Ort weder mit Worten noch mit Fotos wiedergeben kann. Es ist einfach außergewöhnlich dort zu stehen, zuzusehen & zuhören wie diese massive Gletscher sich vorwärts schieben und mit lauten Knallen kalben.

      Unser Planet ist faszinierend und so atemberaubend schön!

      In diesem Sinne sonnige Grüße
      Petra

    • Hallo Jutta,

      das freut mich sehr, dass dir mein Beitrag gefällt. Mein nächsten Ziel in den nächsten Monaten wird auch wieder Südamerika sein.

      Ich hoffe dann noch mal viel mehr Zeit in Argentinien verbringen zu können und vielleicht auch noch mal der Perito Moreno …

      Liebe Grüße
      Petra

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