Vulkan Villarrica – Ein schönes, atemberaubendes Bergsteiger-Erlebnis!
Der immer aktive Vulkan Villarrica in Chile zieht viele Bergbegeisterte in seinen Bann. Aus dem Krater auf 2.847 m Höhe raucht, donnert & zischt es – herrliche Ausblicke in den Krater & ins Tal des Villarrica Nationalparks.
Der Vulkan Villarrica im Nationalpark Villarrica ist ein sehr beliebtes Touristenziel in Chile. In den Sommermonaten finden hier täglich – soweit das Wetter es zulässt – geführte Touren bis zum Rand des Kraters statt.
Je nach Jahreszeit ist der Aufstieg auf den Vulkan abwechslungsreich und interessant: über trockene Berghänge, dann über die Schneeflächen des Gletschers oder mit Steigeisen über die vereisten Flächen und zum Schluss über die Schotterhänge mit Vulkangestein. Mit ein bisschen Glück und Schnee gibt es dann den besten, lustigsten und schnellsten „Abstieg“ der Welt :D
Wir fahren mit den Fahrzeugen der Touranbieter bis zum Parkplatz auf 1.420 m. Wer Lust hat kann direkt von hier losgehen oder den Lift benutzen bis zur Bergstation auf 1.840 m.
Als wir am Parkplatz ankommen, liegt direkt zu unseren Füßen eine dicke, weiße Wolkenschicht, die jeden Blick nach unten in dickem Weiß verschluckt. Wir kürzen den Aufstieg um ca. 1 Stunde ab und nutzen die Liftanlage.
Von der Bergstation des Lifts geht es dann ca. 400 Höhenmeter in gemütlichen Serpentinen für eine Stunde bergauf. Dann stehen wir vor den ersten vereisten Schneefeldern!
Wir machen eine Pause, die vor allem von den Tourguides dazu genutzt wird, zu erklären, wie die Steigeisen angezogen werden und wie mit Steigeisen aufgestiegen wird. Spannend – für alle, die bislang noch nie mit Steigeisen gewandert sind – so wie ich :)
Die ersten Schritte mit den Steigeisen unter den Bergstiefeln fühlen sich seltsam an. Nicht einfach drauf los stolpern, sondern kontrolliertes Gehen ist angesagt. Bereits nach einigen Schritten habe ich mir das Gehen verinnerlicht und kann wieder die Natur genießen :)
Es geht stetig bergauf. Manche Teilstücke sind ziemlich steil und noch vereist. Es fühlt sich cool an, wie die Zacken der Steigeisen den gefrorenen Schnee durchbohren. Wir gehen ca. 40 Minuten über ein Gletscherteilstück. Selbst bei den stark vereisten Stücken verleihen die Steigeisen ein tolles Gefühl der Sicherheit. Kein Rutschen – egal wie hart und glatt die Oberfläche ist. Klasse!
Da macht auch das Gehen direkt neben düsteren, feindlich hervor blitzenden, tiefen Gletscherspalten super viel Spaß.
Einfach faszinierend schön, wo auch immer das Auge gerade hinblickt. Der Wolkendunst verzieht sich immer mehr. Überwältigende Kontraste und ich weiss nicht, ob es der eiskalte Wind ist, der für ein paar Tränen verantwortlich ist oder das Glücksgefühl Teil dieser Natur sein zu dürfen.
Nach einem Steilstück machen wir eine kurze Pause. Ein Snack und ein paar Fotos!
Obwohl sich für mich alles toll und sicher anfühlt, beobachten unsere Guides das Geröll auf dem Eis sehr genau. Mit dem Antauen der Oberfläche beginnt sich ab und zu ein mehr oder weniger großer Geröllbrocken loszulösen und fängt an über die verschneiten Eisflächen zu kullern. Je nach Steigung kann aus dem Kullern dann auch ein heftiges Stein-Hüpfen werden.
Nichts gefährliches, weil die Vulkanbrocken entweder vor uns zum Stehen kommen oder weit entfernt ins Tal stürzen :)
Ich wundere mich ein bisschen über die „Kanäle“ im Schnee, was für eine coole Funktion sie haben werden, erzähle ich euch später :)
Die letzten 200+ Höhenmeter führen durch Vulkanschotter. Das ist der anstrengendste Teil des Aufstiegs, weil der Schotter nur leicht, dafür aber tief auf dem Vulkankegel liegt. Feste Tritte sind kaum möglich, das der Vulkanschotter ständig nachgibt und bei jedem Tritt unter den Füßen wegrutscht.
Irgendwann sind dann auch die letzten Höhenmeter geschafft. Noch bevor ich am Krater ankomme, genieße ich den Blick noch einmal nach unten und auf den Gletscher. Fantastisch! Die Menschen unten sind kaum mehr unterscheidbar von dem Vulkangeröll :)
Und dann liegt er vor uns der qualmende, brodelnde, grollende, zischende und manchmal sogar donnernde Krater des Vulkan Villarrica. So faszinierend. Wäre da nicht der heftige Schwefelgeruch :D
Wir haben ca. 1,5 Stunden Zeit den Krater des Villaricas zu entdecken. Die letzen Eisflächen hier oben sind längst von dem Vulkanstaub dick bedeckt. Wären da nicht ab und zu Abrisskanten, die ein bisschen weiß heraus blitzen lassen, würde niemand vermuten, dass er auf Gletschereis steht.
Es ist ziemlich schwer direkt an den Gletscherrand zu kommen. Nicht weil es vom Gelände her nicht möglich ist, sondern weil der Schwefelgestank so übermächtig und ätzend ist, dass ich wählen kann nicht zu atmen und Nase und Mund mit einem Schal zuzuhalten und dadurch fast zu ersticken oder alternativ versuche ich die Natur auszutricksen und zu atmen, wenn gerade der Schwefelausstoß nicht so heftig ist. Doch selbst weniger Schwefelausstoß ruft sofort ein heftiges Husten hervor und ich habe das Gefühl, am ätzenden, übelriechenden Schwefelgestank zu ersticken ;)
Bei guten Bedingungen – Wind aus der richtigen Richtung, wenig Schwefelwolken -kann man angeblich sogar ein orangefarbenes Leuchten der Lava im tiefen Kraterschlund entdecken. Mit etwas Fantasie ist dies im Foto zu erkennen :) – näher war einfach nicht möglich.
Umziehen ist angesagt :) In unserem Gepäck hat jeder von uns diese „Gletscherrutsch-Hosen“ mitgenommen. Sie sind am Hintern und an den Knien verstärkt und sollten wasserdicht sein :)
Je nach Windrichtung und nach Schwefelausstoß kann der Kraterrand ganz umrundet werden. Nach dreiviertel der Strecke gebe ich auf, weil eine Wand von Schwefel mir gegenübersteht. Statt dessen schaue ich mir in einigen Meter vom Krater entfernt den Ausblick hinunter den Villarrica Nationalpark an.
Hier ist noch einmal der eindrucksvolle Gletscher des Villarricas zu sehen.
Von einer anderen Stelle aus sind noch die Furchen zu erkennen, die Schlammlawinen immer wieder in die Erde reissen, wenn der Vulkan ausbricht und das Schmelzwasser zusammen mit der Lava und dem Geröll nach unten seine Spuren herausreisst.
Nach ca. 1,5 Stunden geht es wieder hinunter. Was schon beim Aufstieg nicht einfach war, wird beim Absteigen noch rutschiger! Es gibt kaum Wege. Wer das Abrutschen an Berghängen im Sand und auf Kiesfeldern kennt, profitiert davon eindeutig. Auch wenn es sich nicht richtig rutschen lässt, hat man doch den Vorteil gegenüber ungeübten Berggehern, dass man nicht in Panik oder Stress gerät, wenn ständig alles unter deinem Tritt wegrutscht :)
Nach einer halben Stunde Stau! In der Gruppe vor uns hat eine junge Frau das völlig falsche Schuhwerk an. Sie ist mehrmals umgeknickt und ausgerutscht und will jetzt keinen Schritt mehr weiter gehen. Leichte Treckingschuhe oder Joggingschuhe sind eben auf diesen Bergen völlig unangebracht. Die Dummheit der Einen, wird dann zum Stress für alle anderen in der Gruppe.
Irgendwann ist dann das Geröllfeld geschafft. Und jetzt kommen endlich unsere „Gletscherrutsch-Hosen“ zum Einsatz. Ab jetzt geht es sprichwörtlich voll ab und unsere Pickel kommen voll zum Einsatz!
Die Schnee-Eis-Rutsch-Rinnen sind unterschiedlich steil. Manchmal geht es um Kurven und es geht ab wie in einer Wasserrutsche! In den Schnellen und Steilkurven hilft dann nur den Pickel in das Eis hinter dir zu schlagen und ihn als Bremse zu nutzen.
Im letzen Teilstück wird es langsamer und erlaubt auch mal einfach kurz sitzen bleiben und Foto machen ;)
In wenigen Minuten haben wir so ca. 550 Höhenmeter hinter uns gebracht. So klasse! Unbedingt ausprobieren! :)
Den Rest gehen wir dann zu Fuß. Wir nutzen diesmal keine Seilbahn, sondern steigen bis ganz hinunter zum Parkplatz ab.
Auch hier geht der Abstieg sehr schnell, weil wir immer wieder über ein Stück Sand-Geröll-Gemisch abrutschen können.
Kurz bevor wir am Parkplatz ankommen, fällt noch einmal ein Blick zurück. Was für eine genialer Tag! Wie toll ist dieser Vulkan Villarrica! So klasse!
Meine Tipps & Fazit:
- Mega-Hammer-Klasse-Schön!
- Wichtig: unbedingt feste Bergschuhe anziehen und Wanderstöcke sind in den rutschigen Vulkangebrösel eine unverzichtbare Hilfe! Wir hatten ein junges Paar in unserer Gruppe, die gespottet hatten, dass nur „alte Leute“ Stöcke brauchen. Beim Abstieg hat die Frau geheult, musste vom Guide gestützt und begleitet werden, ihr Freund war dazu nicht in der Lage und hat statt dessen den Guides die Stöcke abgebettelt.
- Das Wetter ist wechselhaft. Genügend warme Kleidung mitnehmen, denn am Krater ist es kalt, wenn ein Wind weht.
- Ausreichend bzw. viel Wasser und Snacks mitnehmen. Das Gehen im Vulkangeröll wie auch mit den Steigeisen ist anstrengend.
- Irgendwie wird von den Bergführern jeder mit auf den Berg genommen. Es ist definitiv keine „Sissi“ Tour. Der Auf- und Abstieg ist – je nach Wetterbedingungen – auch von ungeübteren Bergbesteigern zu machen. Trotzdem geben einige bei den Steigeisen oder dann im Vulkanschotter auf. Für erfahrene Bergsteiger schlicht eine Genusswanderung!
- Ob du den Kraterrand wirklich erreichst, hängt dann auch von den Windverhältnissen ab. Wenn der Wind den Schwefel direkt in die Aufstiegsroute drückt, ist kein Weitergehen mehr möglich.7
- Die Tour ist offiziell mit Tourguide empfohlen und wer keine Bergsteiger-Erfahrung besitzt, sollte sich auch einer Tour anschließen. Ansonsten gibt es in Pucón die Möglichkeit ein Permit für den Vulkan zu bekommen (nicht am Wochenende geöffnet). Nur mit Permit sind Helme, Steigeisen und Pickel ausleihbar. Dies wird auch sehr genau am Parkplatz kontrolliert.
- Erfahrene Tourengeher und Bergsteiger bevorzugen wahrscheinlich eine Tour auf Vulkan Villarrica bei viel mehr Schnee und zu einer Zeit, wo sich noch keine Gruppen von Touristen auf dem Berg herumtreiben :) Er kann definitiv für alle ein schönes Bergerlebnis sein!
- Die letzte größere Eruption des Vulkans Villarica fand im März 2015 statt. Bis zu 3 km hoch hinaus hatte er Lava und Asche gespuckt. Die umliegenden Orte wurden evakuiert. Niemand kam zu Schaden. In den letzten 500 Jahren ist er ca. 50 Mal ausgebrochen und wie die Spuren im Nationalpark zeigen, geht das nicht immer sehr freundlich ab.
- Und ehrlich gesagt, macht das ja auch ein bisschen den Kick aus, auf einen aktiven Vulkan zu steigen – er brodelt … und er könnte … wird aber nicht gerade, wenn ich oben bin ;)
- Wer mehr darüber lesen möchte, was es in und um Pucón sonst noch zu erleben gibt, dem kann ich den Artikel von Paul auf Adventureluap „Die besten Unternehmungen in Pucón“ empfehlen.
Pucón liegt ziemlich genau in der Mitte von Chile – ca. 800 km südlich von Santiago de Chile. Um den Vulkan Villarrica zu besteigen liegt Pucón am günstigsten. Alternativ kann auch der Ort Villarrica selbst gewählt werden, der 26 km westlich von Pucón ebenfalls am Lago Villarrica liegt.
Und was denkst du? Hast du auch Lust den Villarrica zu besteigen? Welches sind deine Favoriten in Chile?
Dir gefällt mein Chile Reisebericht? Ich freue mich auf Kommentare unten & dein „Gefällt mir“ meiner Passenger On Earth – FB Seite. Danke! Alle Reiseberichte nach Ländern -> Menü: Welt in Farbe
Hallo Petra, ich kann nur immer wieder staunen, was du alles schon gesehen und erlebt hast.
Du bist zum beneiden.
Danke, liebe Erika! Ja, manchmal beneide ich mich tatsächlich selbst ;)
Hallo Petra,
wow. Was für eine toller Bericht. In Chile habe ich in der Atacama Wüste den Lascar Vulkan bestiegen. Die Landschaft dort ist natürlich eine komplett andere.
Chile hat noch so viel zu bieten, ich glaube, ich muss wieder kommen :)
Liebe Grüße
Steffi
Hi Steffi,
danke für dein tolles Feedback! Ich hatte nur einen kurzen Einblick in die Atacama Wüste bei einer verrückten Radtour durch das Valle de la Luna :)
Und ja, dort ist es vermutlich viel zu heiß, um selbst auf den Vulkanen eine Schnee- oder Eishaube sehen zu können.
Ich habe auch noch vieles übrig gelassen, um es das nächste Mal in Chile zu erobern ;)
Liebe Grüße
Petra
Hallo Petra,
das ist wirklich ein sehr schöner Bericht. Leider mussten wir damals die Tour auf den Vulkan abbrechen, da der Wind zu stark war.
Ich habe deinen Artikel mal auf meinem Blogbeitrag über die besten Unternehmungen in Pucón verlinkt, das ist doch bestimmt in deinem Sinne?
http://www.adventureluap.de/pucon-chile/
Hallo Paul,
ja, manchmal hat die Natur so ihre Launen. Ich kenne das auch und es ist ja vielleicht dann ein Grund noch mal in diese schöne Gegend zu kommen.
Der Bericht von dir ist klasse! So ausführlich durfte ich Pucon leider nicht erleben, da ich diese Tour im Rahmen einer geführten Patagonien Tour gemacht habe. Wirklich empfehlens- und lesenswert!
Vielen Dank fürs Verlinken!
Liebe Grüße
Petra
Hi Petra, ein sehr schöner Artikel über die Tour auf den Villarrica Vulkan.
Ich habe ihn mal auf meinem Beitrag über die besten Unternehmungen in Pucón verlinkt =).
http://www.adventureluap.de/pucon-chile/
Viele Grüße, Paul
Hallo Petra, danke für diesen Bericht. Es klingt wunderbar. Ich bin im März in Pucon und suche gerade gute Anbieter für diese Aktivitäten. Kannst du einen empfehlen für diese Besteigung? Und lohnt es das vorher zu buchen oder ist man da mit den Kapazitäten recht flexibel und kann spontan vor Ort einen günstigen Tag wählen?
Viele Grüße, Sandra
Hallo Sandra,
wir hatten das schon zuvor als Gruppe gebucht, aber am Tag vor der Tour bei der „Anprobe“ – Hosen & Steigeisen … haben sich noch spontan 3 Leute dazu gebucht. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ihr kurzfristig keine Tour bekommt, wenn ihr einen Tag oder 2 flexibel seid.
Ausnahme vielleicht, wenn über längere Zeit das Wetter schlecht ist und alle am gleichen Tag hoch wollen :)
Ich würde das spontan vor Ort machen, dann kannst du dir die Anbieter bzw. Guides und das Material, das sie zur Verfügung stellen ansehen. So mache ich das normalerweise immer. Dort wo du dich am wohlsten fühlt, dort würde ich dann buchen. Ich weiß leider den Namen nicht mehr.
Liebe Grüße,
Petra