Wurzacher Ried: Moore,Torf & Seen – Das größte intakte Hochmoor Mitteleuropas!

Die faszinierende Nieder- & Hochmoor- Landschaft, das Wurzacher Ried, liegt im nordwestlichen Allgäu. 20 km Wanderwege entführen in eine ursprüngliche Moor-Erlebniswelt, vorbei am schönen Riedsee & den kristallklaren Haidgauer Quellseen. Lehrpfade erzählen von Eiszeit-Gletschern, der Geschichte des Torfstechens & der Renaturierung des Moors.
Das Wurzacher Ried ist das Naturjuwel Oberschwabens. Das größte Hochmoor Mitteleuropas ist ein Stück europäische Urlandschaft. Zu seiner erlebbaren Naturvielfalt gehören außerdem Niedermoore, Riedheiden, Moorwald, Riedwiesen, Bächen, der Riedsee & die Haidgauer Quellseen.
Die Geschichte des Wurzacher Rieds wird auf einem Naturlehrpfad verständlich erzählt und das Torf-Bähnle nimmt dich mit zurück in die Zeit der Torfstecher.
Inhalt
- Wurzacher Ried: Unteres Ried & Hochmoor Alberser Ried
- Wurzacher Ried: Oberes Ried & Naturlehrpfad
- Wurzacher Riedsee – ein Torfstich-See
- Torf-Bähnle, Torf Museum & ehemaliges Torfwerk Haidgau
- Die kristallklaren Haidgauer Quellseen
- Welches ist die beste Jahreszeit das Wurzacher Moor zu besuchen?
- MOOR EXTREM – Naturschutzzentrum & Erlebnisausstellung
- Exkurs: Wie entstand das Wurzacher Ried? Was ist & wie entsteht ein Moor?
- Wandertrilogie Allgäu: Wiesengänger Route – Naturschatzkammern
- Meine Tipps:
Das Wurzacher Ried ist geprägt von großen, unberührten Hochmoorflächen oder Regenmooren, an deren Ränder sich ausgedehnte Niedermoore oder Grundwassermoore befinden, die dann in Moorwälder und Riedheiden und später in Streuwiesen oder Riedwiesen übergehen.
Fotoquelle: Haidgauer Seenplatte – © Franz Kittel
Sowohl der faszinierende Riedsee, ein Torfstich-See als auch die klaren, leuchtenden Haidgauer Quellseen gehören mit zu den Highlights dieser Moorlandschaft. Das Biotop Wurzacher Ried besitzt eine außerordentlich artenreiche und selten gewordene Tier- und Pflanzenwelt. Gut ein Viertel der mehr als 800 Pflanzenarten gelten als gefährdet und bedroht. Ähnliches gilt für die mehr als 1.500 Tierarten.
Für den Besucher sind nur die Randgebiete des Hochmoors auf Wanderwegen erschlossen, der Kern ist unberührte Moorlandschaft. Die zugänglichen Teile des Rieds werden in Unteres Ried und Oberes Ried eingeteilt.
Wurzacher Ried: Unteres Ried & Hochmoor Alberser Ried
Das sogenannte „Untere Ried“ beginnt bereits kurz hinter dem Naturschutzzentrum und dehnt sich von dort in nordöstlicher Richtung aus.
Während der ersten Meter geht es entlang der Wurzacher Ach durch den schön angelegten Kurpark von Bad Wurzach. Während hier die Spuren von menschlichen Eingriffen noch deutlich zu sehen sind, wird es schon bald wilder und ursprünglicher.
Schon nach wenigen Minuten wird der Ursprung der Wurzacher Ach erreicht, die aus dem Zusammenfluss der Mühlbacher Ach und der Dietmannser Ach entsteht.
Die Wurzacher Ach fließt dann später in die Aitrach, diese dann in die Iller, die in die Donau und zu guter letzt landet deine Flaschen Post, die du in die Wurzacher Ach wirfst im Toten Meer. Rechenaufgabe für dich: wie lange ist die Flaschenpost unterwegs? ? Schreibe es mir in die Kommentare unten!
Der Wanderpfad durch das Untere Ried führt teilweise – dort wo es sehr nass ist – über Bohlenstege und dort wo es trockener ist einfach über den weichen, torfigen Untergrund.
Der Großteil des Weges führt vorbei an Moorwälder, Bachläufen und Riedheiden. Entlang der in allen Randbereichen vorhandenen Fließ- und Grundgewässer gedeiht das Wurzacher Niedermoor.
Das Niedermoor zeichnet sich durch eine große Pflanzen und Blütenvielfalt aus: gelbe Teichrosen, andere Wasserpflanzen, Sumpfdotterblumen, Sumpf-Herzblatt, Sumpf-Blutauge und unendlich mehr Blumen gedeihen hier.
Die Blätter der Teichrosen dienen u.a. den Azurjungfern (Schlanklibellen) als Rastplatz oder für sonstige, lustige Übungen??
Das sieht allerdings definitiv nicht sehr „jungfernlich“ aus, sondern eher nach Paarung oder Akrobatik? Was ja manchmal auf das Gleiche herauskommt ?
Der Wanderpfad führt weiter entlang an den beinahe stehenden Bach. Überall sind hier die Spuren bzw. Bauten von Bibern zu sehen.
Am hinteren Ende des Unteren Rieds führt an einer T-Kreuzung der Weg nach links zu einer Aussichtsplattform. Auf dem Weg verändert sich die Landschaft ein weiteres Mal und vor uns beginnt ein Übergangs- und Hochmoor voll mit Blaubeer-Büschen, Heidekraut oder Riedheide und den für Hochmoore typischen Torfmoosen.
Alles eingebettet in einen Moorwald aus dunklen Mooreichen.
Faszination Torfmoose & Schwingrasen
Unser Moor-Führer springt vom Bohlensteg und der Boden des Moors schwingt beim Gehen wie auf einem Trampolin auf und ab. Treffender Weise wird dies Schwingrasen genannt.
Bei Schwingrasen handelt es sich um eine, über freiem Wasser schwimmende, Pflanzendecke aus Moosen und anderen Ausläufer bildenden Pflanzen. Sie wachsen vom Ufer aus auf die Wasseroberfläche in ein Gewässer hinaus.
Torfmoos-Schwingrasen-Bildung ist ein Prozess der Verlandung eines Moores. Die Pflanzendecken werden durch deren Wurzelfilz zusammengehalten. Unterhalb der Schwingrasen wird Torf gebildet, der langsam nach unten sinkt und nach und nach das Gewässer auffüllt.
Was aber an einer Stelle noch einen Menschen trägt, ist nur wenige Zentimeter weiter ein beinahe 2 Meter tiefes, kaum erkennbares, schwarzes Moor-Wasserloch.
Nur ein kurzes Stück weiter und wir stehen auf einer Plattform, von der aus wir uns über einen wunderbaren, schier unendlich weiten Ausblick über das ursprüngliche Hochmoor Alberser Ried erfreuen können. Diese Aussichtsplattform bietet den besten Ausblick auf das weite Hochmoor des Wurzacher Rieds.
Der Rückweg zum Naturschutzzentrum führt uns entlang der Ausläufer des Wurzacher Rieds. Vor unseren Augen erstrecken sich weite bunte Riedwiesen. Sumpfdotterblumen, verschiedene Hahnenfuß-Arten, Wiesenknöterich und viele, viele blühende Blumen, deren Namen ich nicht kenne. ?
Die creme-weißlichen Blüten gehören zur Familie der Rosengewächse und haben den lustigen Namen Mädesüß (Filipendula).
Die ursprünglichen Riedwiesen hier sind durch jahrelange nur extensive Nutzung wieder zu dem geworden, was sie einmal waren. Diese Riedwiesen werden auch als Streuwiesen bezeichnet.
Die nassen Wiesen am Rande der Niedermoore hatten nur einen geringen Futterwert und wurden von den Bauern daher nur einmal im Herbst gemäht. In den stroharmen Gebieten z.B. im nördlichen Voralpenland wurden die Riedwiesen für die Einstreu in Viehställen verwendet. Daher auch ihr Name Streuwiesen.
Wurzacher Ried: Oberes Ried & Naturlehrpfad
Vom Naturschutzzentrum aus in südwestlicher Richtung gelangt der Besucher in das sogenannte „Obere Ried“. Hier im Oberen Ried befindet sich sowohl der Wurzacher Riedsee, der Naturlehrpfad, die Torf-Bahn und alles grenzt an das riesige Haidgauer Ried an, das mit dem sehr viel kleineren Alberser Ried im Unteren Reid zusammen, das größte, intakte Hochmoor Mitteleuropas ausmacht.
Naturlehrpfad – Auf den Spuren der Torfstecher
Nach knapp 2 km vom Naturschutzzentrum aus, wird der Erlebnis- und Naturlehrpfad „Auf den Spuren der Torfstecher“ erreicht. Wer will kann auch direkt zum Zeiler Torfwerk bzw. Torf-Bähnle fahren und von dort losgehen.
Der Naturlehrpfad führt ca. 1,5 km auf Bohlen und Waldwegen durch die Riedheide, Moorwald und vorbei am westlichen Riedsee. Auf zwölf Informationstafeln entlang der Strecke wird die Geschichte rund um den Torfabbau im Wurzacher Ried anschaulich erzählt.
Der Abbau von Torf in oberschwäbischen Mooren hat eine lange Tradition. Als Mitte des 18. Jahrhunderts Holz als Brennstoff knapp wurde, griff man auf Torf als Brennmaterial zurück. Die oberste Gras-Torf-Schicht, die sich nicht zum Verbrennen eignete, wurde zu Einstreu-Material in Viehställen benutzt.
Der Rest wurde von Hand in kleinen Gruben in „Wasen“, so heißen diese Torfstücke, abgestochen, mehrmals locker aufgeschichtet zum Trocken, dann in einem der mehr als 100 Torfschuppen gelagert und im Herbst irgendwann abtransportiert.
Der Naturlehrpfad führt vorbei an den vielfältigen Spuren der Torfgeschichte des Wurzacher Rieds. Beginnend bei den Übrigbleibseln des ehemaligen Torfwerks Zeiler, geht es vorbei an Torfstichen und Entwässerungsgräben.
Der Pfad führt vorbei an schönen offenen Riedheide-Landschaften mit all ihren herrlichen Blumen und Gräsern. Das Besenkraut, ein Heidekraut ähnlich dem Erika, beginnt bereits zu blühen und Mitte Oktober färbt sie das Moor dann in ein Meer aus Pink & Rot.
Einmal schweift der Blick über weite, trockenere Hochmoor-Rücken, die in weiter Ferne von ausgedehnten Moorwälder aus Faulbäumen, Birken, Kiefern und Fichten begrenzt sind.
Ein anderes Mal lässt sich auf dem Wanderpfad zumindest ein Hauch von Moorwald-Landschaft erspüren.
Hier sind auch wieder jede Menge von Rauschbeeren-, Preiselbeeren- und Heidelbeer-Sträuchern vertreten.
So führt dieser abwechslungsreiche und spannende Erlebnis- und Naturlehrpfad durch viel Torfgeschichte, aber auch durch faszinierende Landschaften des Wurzacher Rieds. Definitiv eines der Highlights des Wurzacher Rieds.
Wurzacher Riedsee – ein Torfstich-See
Eine weitere Sehenswürdigkeit des Wurzacher Rieds ist der ca. 10 ha große, stimmungsvolle Riedsee. Er gehört wohl zu den meist fotografierten Plätzen im Wurzacher Ried.
Je nach Tageszeit, Wetter, Jahreszeit oder Standort hat dieser schöne, Ruhe ausstrahlende Riedsee vermutlich mehr als 1000 verschiedene Gesichter, mit denen er sich seinem Betrachter zeigt und ihn in seinen Bann zieht.
Umgeben und eingerahmt wird der Wurzacher Riedsee größtenteils von Moorwäldern und davor verschiedene Moorgräsern, vor allem auch den Seggen. Lustig muten auch die kleinen Inselchen an, die wie willkürlich auf dem Moorsee schwimmen.
Idyllische Stege, schattige Holzbänke und die schönen Verweilplätze, die im Rahmen der Wandertrilogie Allgäu für die „Naturschatzkammern“ designt wurden, laden die Wanderer und Spaziergänge ein, diese grandiose Moorlandschaft ganz in Ruhe auf sich wirken zu lassen.
Wer aber, wie ich im ersten Moment, vermutet, dass es sich bei dem Wurzacher Riedsee um einen ganz „natürlichen“ See handelt, der liegt falsch.
Im Rahmen des Naturlehrpfades wird erzählt, dass ab 1903 spezielle Torfstich-Maschinen eingesetzt wurden, die auch unter Wasser Torf stechen konnten. Aus dem einst schmalen Torfgraben, wurde mehr und mehr Torf herausgestochen. Die heutige Wasserfläche des Riedsees ist ein um ein Vielfaches größerer Torfstich-See.
Die Folgen des Torfabbaus und der Entwässerung haben die Moorlebensräume im Randbereich des Wurzacher Rieds stark verändert. In den ehemaligen Torfstich-Gebieten befinden sich heute offene Wasserflächen, verlandende Torfstiche, Schwingrasen mit Torfmoosen, nasse Bruchwälder und trockenere Hochmoor-Rücken.
Eine Erlebniswelt, die den Besucher bei jedem Schritt und Tritt staunen lässt und mit seiner Naturvielfalt begeistert.
Torf-Bähnle, Torf Museum & ehemaliges Torfwerk Haidgau
Die Fahrt mit der Torf-Bahn oder „Torf-Bähnle“, wie der Schwabe zu der kleinen Zugmaschine sagen würde, die immerhin 60-80 Personen hinter sich her zieht, ist ein weiteres Highlight im Wurzacher Ried, das richtig viel Spaß bringt.
Die Fahrt mit der Torf-Bahn dauert ca. 45 – 50 Minuten und startet beim Torf-Museum, dem ehemaligen Zeiler Torfwerk.
Mit der richtigen Weichenstellung zieht das Torf-Bähnle seine Gäste durch ein ursprünglich schönes Stück des Oberen Rieds. Geschaltet wird übrigens mit dem Lenkrad, wie ich später erfahre.
Es geht vorbei an überwucherten Wasserläufen, die einst zur Trockenlegung des Moors eingerichtet wurden und weiter bis zum Stuttgarter See.
Wie auch der Riedsee entstand der Stuttgarter See durch maschinellen Abbau von Torf für Brennmaterial. Seinen Namen erhielt der See, weil der hier abgebaute Torf als Brenntorf über die Bahnschienen nach Stuttgart in die Landeshauptstadt transportiert wurde.
1920 wurde hier das Waldburg-Wolfegg’sche Torfwerk Haidgau gebaut, dessen Überreste nur im Rahmen der Torf-Bahn-Fahrt zu besichtigen sind.
Zu verdanken hat der Besucher dieses herrliche Bahn- & Torfgeschichte-Erlebnis dem Kultur – und Heimatpflegeverein „Wurzen“ in Bad Wurzach, der das Ganze in mühevoller, ehrenamtlicher Arbeit wiederaufgebaut hat, um auch heute noch ein bisschen Torf-Geschichte anschaulich erzählen zu können.
Mit diesen Maschinen wurde der Badetorf gewonnen, der dann für die Moorheilbäder-Anwendungen nach Bad Wurzach transportiert wurde.
Auf dem kleinen Schienen-Rundweg durch das ehemalige Torfwerk Haidgau geht es unter einer Verladestation für Torf hindurch.
Hierher kamen die Abholer mit ihren Pferdewagen und Traktoren um den getrockneten Torf abzuholen.
Die mit Torf befüllten Wagen wurden mit einer Seilwinde heraufgezogen, gewogen und dann plumpste der Torf laut donnern hinunter in die Wagen der Abholer.
Der wohl lustigste und gleichzeitig informativste Teil der Fahrt mit dem Torf-Bähnle ist, wenn einer der ehrenamtlichen Mitarbeiter die Geschichte des Torfabbaus im Wurzacher Ried erzählt. Keine Ahnung, ob alle Mitarbeiter so voller Humor und Wissen sprühen und unsere Führung war ein großartiges Erlebnis!
Viele der Angestellten des ehemaligen Torfwerk Haidgau wurden in Naturalien – sprich Torf – bezahlt. Sie arbeiteten hier solange, bis sie genügend Torf „verdient“ hatten, um den Winter über heizen zu können. Meist musste eine dieser Loren mit 20 Zentnern (1 Tonne) für ein ganzes Jahr zum Heizen ausreichen.
Vom ehemaligen Torfwerk Haidgau sind nur mehr eines der Torfwerksgebäude (Bildhintergrund), die Verladestation, ein paar Maschinen und die Torf-Bahn-Schienen übriggeblieben. Die Maschinen mussten nach vielen Jahren erst wieder gangbar gemacht werden und wurden dann hier her gebracht.
Alle Schienen wurden eingesammelt, bearbeitet und neu verlegt, damit heute die historische Torf-Bahn ihren Weg durch Obere Ried zum Haidgauer Torfwerk finden kann.
Es geht zurück, vorbei wieder an Wasserläufen, Schilflandschaften, durch Moorwäldern, die nicht nur mir, sondern auch vielen Bibern gefallen zu scheinen!
Hier beim Haidgauer Torfwerk wie auch an anderen Stellen, wo im Wurzacher Ried Torf abgebaut wurde, werden diese Gebiete wieder liebevoll renaturiert und dem größten, intakten Hochmoor Mitteleuropas zurückgegeben. Übrig bleiben nur ein paar wenige Zeitzeugen des Torfabbaus, die den Besuchern ihre Geschichten erzählen.
Das Torf-Museum im historischen Zeiler Torfwerk
Wenn das Torf-Museum geöffnet hat, ist der Besuch eine schöne, sehenswerte Ergänzung zur Torf-Bahnfahrt und bietet viel Interessantes rund um das Thema Torfabbau.
Es werden Moore und ihre Pflanzen im Wurzacher Ried erklärt. Es gibt viel Wissenswertes zum Torfwerk Zeiler bzw. Oberried wie auch zum Haidgauer Torfwerk nachzulesen.
Sehr interessant ist die Geschichte, wie damals die Menschen den Torf abgebaut haben. Auch gerade Frauen mussten hier harte Arbeit leisten, sowohl beim Torfstechen selbst, wie auch beim Abtransport der schweren, nassen Wasen.
Das Foto zeigt links die maschinell gewonnen Torfstiche im Vergleich zu den von Hand gewonnen Torfstichen und wie diese dann zum Trocknen geschichtet wurden.
Da es nur drei offizielle Termine für die Torf-Bahn und das Museum pro Monat, aber fast täglich für Gruppen organisierte Torf-Bahnfahrten gibt, lohnt es sich bei der Torfbahn anzurufen. Oft gibt es wie in meinem Falle noch einzelne freie Plätze, die noch ergattert werden können. ?
Die kristallklaren Haidgauer Quellseen
Die Haidgauer Quellseen sind leicht zu übersehen auf der Karte des Wurzacher Rieds. Die Haidgauer Quellseen befinden sich in der südwestlichen Ecke des Naturschutzgebietes im Niedermoor-Bereich.
Die Haidgauer Quellseen können vom Parkplatz beim Torf-Bähnle auf einem ca. 6-7 km langen Rundweg erkundet werden. Wer weniger Zeit oder Kondition hat, kann zu einer Parkmöglichkeit außerhalb von Bad Wurzach fahren. Von hier sind es nur ca. 1,5 km zur Aussichtsplattform auf die Haidgauer Quellseen.
Der schattige Wanderpfad führt auch hier vorbei an bunten Niedermoor-Wiesen und überquert die Haidgauer Ach. Bald kommt ein Bauernhof in Sichtweite.
Kurz vor dem Bauernhof geht es ca. 100 Meter über die Wiese, wo sich ein schmaler Durchgang öffnet, der zu der Aussichtsplattform über die Haidgauer Quellseen führt.
Wer die Aussichtsplattform betritt, der staunt vermutlich sehr über den völlig unerwarteter Anblick. Statt der bisherigen dunklen Moorgewässer funkeln hier völlig transparente, helle, kleine Seen.
Würde nicht der angrenzende Wald schon seine langen Schatten auf den Quellsee bei der Aussichtsplattform werfen, würde ich in einen leuchtend weiß-türkisen See blicken, in dem jedes Sandkorn selbst noch zu erkennen ist. Wow!
Die Haidgauer Quellseen sind eine Vielzahl von für Quelltöpfe typischen kalk- und mineralreichen Karstquellen. Die einzelnen Quellseen haben einen Durchmesser von nur wenigen Metern bis über 20 m.
Definitiv ein grandioser Kontrast und ein faszinierend schönes Beispiel für ein Niedermoor-Gebiet im Wurzacher Ried.
Welches ist die beste Jahreszeit das Wurzacher Moor zu besuchen?
Meine Antwort darauf wird dir gefallen: Jede! Tatsächlich kann dieses atmosphärische, wunderschöne Wurzacher Ried seine Besucher zu jeder Jahreszeit und Tageszeit begeistern.
Die Anblicke in frühen Morgen- oder späten Abendstunden, wenn die Bodennebel die Landschaft verschleiern und einen mystisch, gespenstische Stimmung erzeugen oder letzte Sonnenstrahlen nur noch einzelne Flecken mit weichem Licht erhellen oder die Sonne hinter dem Moorwald untergeht, stehen im Gegensatz zu der klaren leuchtenden Stimmung während eines sonnigen Tages.
Im Frühling erwachen allmählich die Farben des Wurzacher Rieds und Ende Mai überzieht das lustig anzusehende, verblühte Wollgras die Hochmoore mit wedelnd weißen Köpfen.
Mitte August erblühen Heidekräuter wie z.B. das Besenkraut und lässt ganze Moor-Landstriche pink-rot leuchten.
Im Herbst kleidet sich das Wurzacher Ried dann in seinen typischen Herbstfarben.
Und auch im Winter besticht das Wurzacher Reid, besonders wenn es in einen schönen Mantel aus weißem, glitzernden Schnee eingetaucht ist.
MOOR EXTREM – Naturschutzzentrum & Erlebnisausstellung
Im Naturschutzzentrum Wurzacher Ried erhält der Besucher Karten, Informationsmaterial zum Wurzacher Ried und kann hier auch seine Führungen buchen. Herzstück des Naturschutzzentrums ist die Erlebnisausstellung MOOR EXTREM.
In der interaktiven, multimedialen Erlebnisausstellung wird alles Wissenswerte zum Naturphänomen Moor anschaulich erklärt.
Fotoquelle: © Naturschutzzentrum Wurzacher Ried
Extrem deshalb, weil die Natur des Moores einfach extrem ist: die Entstehung eines Moors ist extrem langsam (1mm pro Jahr), extrem trickreich verhalten sich die Torfmoose, extrem kostbar sind die noch intakten Moore …
Fotoquelle: © Naturschutzzentrum Wurzacher Ried
Leider hat ein kompletter Tag für mich nicht ausgereicht, mir alles anzusehen plus den Besuch der MOOR EXTREM Erlebniswelt. Das möchte ich aber auf alle Fälle gerne noch nachholen.
Exkurs: Wie entstand das Wurzacher Ried? Was ist & wie entsteht ein Moor?
Anders als Sümpfe, die auch einmal austrocknen, werden als Moore nur permanent nasse, mit Pflanzen bewachsene Lebensräume bezeichnet.
Ein Eiszeit-Krimi: Wie entstand das Wurzacher Ried?
Die Entstehung des Wurzacher Rieds geht zurück auf den Vorstoß des Rheingletschers, der zur sogenannten Riß-Eiszeit vor 150.000 Jahren ein tiefes Zungenbecken zwischen den schon vorher vorhandenen, alten Hügelketten herauskratzte. Bei den Vor- und Rückbewegungen des Gletschers entstanden aus dem mitgeführten Gesteinsmaterial zwei Moränenwälle, die das Tal nach Nordosten abriegelten.
Nach dem Abschmelzen des Gletschers blieb für 130.000 Jahre ein gigantischer See übrig, der aber durch den im Eis mitgeführten und zurückgelassenen Schotter und Sedimente viel von seiner Tiefe verlor.
Bei der nächsten großen Eiszeit, der Würm-Eiszeit, drang vor ca. 20.000 Jahren der Rheingletscher wieder ins Alpenvorland ein. Er kam südlich des Wurzacher Zungenbeckens zum Stehen, bildete dort wieder bei seinen Vor- und Zurückbewegungen einen Endmoränen-Wall, der dieses Mal den Südwesten des Zungenbeckens abriegelte.
Aller mitgeführter Schotter und Sedimente füllten den tiefen See nun fast vollständig aus und drückten den Wasserspiegel nach oben. Bohrmessungen ergaben, dass der Fels heute erst ca. 300 m unterhalb der Oberfläche angetroffen wird.
An der niedrigsten Stelle des Beckens floss das Wasser über und schaffte im Laufe der Zeit das Tal, durch die heute die Wurzacher Ach fließt.
Durch Verlandung des Wurzacher Beckens ist nach vielen Jahrtausenden das heutige Wurzacher Ried, das überwiegend aus Hochmooren (Haidgauer Ried und Alberser Ried) besteht entstanden.
Ein Torf-Moos-Krimi: Wie entsteht ein Moor? Hochmoor, Niedermoor – Zusammenhänge, Unterschiede?
Nach dem Ende der – vorläufig ? – letzten Eiszeit vor 10.000 Jahren begannen Gräser, Sumpf- und Schwimmpflanzen den sehr flachen Schmelzwasser-See zu besiedeln und drangen immer weiter in den See vor.
Die abgestorbenen Pflanzenteile sanken auf den Seegrund, konnten dort aber nicht zersetzt werden, weil dazu in dem flachen, sauerstoffarmen Gewässer der Sauerstoff fehlte. Aus den weitgehend unzersetzten organischen Substrat wurde Torf gebildet. Der See füllte sich weiter an und wurde noch sauerstoffärmer.
Im Laufe der Jahrtausende verlandete der See komplett und es entstand ein Niedermoor.
Niedermoore oder Grundwassermoore
Von Niedermooren spricht man, wenn ihre Wasser-Versorgung in erster Linie von kalk- und mineralstoffreichem Grundwasser, Fluss- oder Bachläufen gegeben ist. Niedermoore werden deshalb auch Grundwassermoore genannt.
Niedermoore oder Grundwassermoore sind sehr nährstoffreich und bilden eine hervorragende Basis für viele Pflanzen und damit auch Insekten.
Die Vegetation besteht meistens dichten und hochwüchsigen Vegetationsbeständen, die lichtliebende Moose weitgehend verdrängen. Das starke Wachstum ist hauptsächlich auf das hohe Stickstoffangebot zurückzuführen.
Die wichtigsten Vegetationseinheiten sind Erlenbruchwälder, Röhrichte, Großseggenriede sowie eine Vielzahl von herrlich bunten, blühenden Pflanzen.
Niedermoore können sich unter geeigneten Bedingungen über Zwischenmoore zu Hochmooren entwickeln. Diese Entwicklung machte auch das Wurzacher Ried durch. Hochmoore können aber an anderen Orten auch direkt auf sehr mineralischem Untergrund entstehen.
Hochmoore oder Regenmoore
Als Hochmoore werden Moore bezeichnet, die ausschließlich von Regenwasser ernährt werden. Die Regenmoore sind damit sauer, sehr nährstoffarm und können nur in regenreichen, kühlen Gebieten entstehen. Sie verfügen kaum über Stickstoff und zeichnen sich aber durch hohe Kohlenstoffgehalte im Torf aus.
Die mineralsalzarmen, sauren und ständig nassen Lebensräume der Hochmoore stellen extreme Bedingungen an ihre Flora und Fauna. Für das Entstehen von Regen- oder Hochmooren sind vor allem Torfmoose verantwortlich. Aber auch der insektenfangende Sonnentau, das Wollgras, Sumpfrosmarin und Moosbeeren gehören zu den bunten Überlebenskünstlern eines Hochmoores.
Ein intaktes Hochmoor kann nur existieren, wenn permanent mehr Wasser aus Niederschlägen aufgenommen wird, als das, was durch Verdunstung und Abfluss verloren wird. Ein Regenmoor ist damit eine nasse Landschaft, die mit einem gigantischen vollgesogenen Torfmoos-Teppich, bedeckt ist.
Torfmoose – Wasser-Manager, Baumeister & Naturphänomen
Torfmoose sind wahre Naturphänomene und besondere Überlebenskünstler.
Während sie an ihren Spitzen ständig nach oben wachsen, stirbt die Basis wegen Luft- und Lichtmangel ab. Die unvollständig zersetzten, abgestorbenen Faserteile bilden den Torf. Torfmoose können praktisch unbegrenzt wachsen.
So wächst das Regenmoor oder Niedermoor über Jahrtausende extrem langsam – 1mm pro Jahr! – irgendwann über das Niveau des Grundwasserspiegels an. Deshalb auch der Name Hochmoor.
Torfmoose sind in der Lage selbst die geringsten im Regenwasser vorkommenden Nährstoff-Konzentrationen aufzunehmen. Durch Abgabe von Wasserstoffionen an die Umgebung schaffen sie ein so saures Milieu, dass ihre Konkurrenten im Wuchs behindert werden.
Torfmoose sind wahre Überlebenskünstler und die Wasser-Manager der Hochmoore. Während der Trockenzeiten reduzieren sie ihre Stoffwechsel-Vorgänge auf ein Minimum.
Sobald es dann wieder zu Niederschlägen oder vermehrter Feuchtigkeit in Form von Nebel und Tau kommt, können ihre großen Speicherzellen die Feuchtigkeit wie ein Schwamm aufsaugen bis zum ihrer 30-fachen ihrer Trockenmasse!
Bei der Versäuerung ihrer Umgebung geben die Torfmoose auch eine Art Gerbsäure an den Boden ab. Diese ist neben dem Sauerstoffmangel auch dafür verantwortlich, dass Moorleichen so lange erhalten bleiben und sich nicht zersetzen.
Wandertrilogie Allgäu: Wiesengänger Route – Naturschatzkammern
Auch die Wandertrilogie Allgäu, das neue Fernwanderwege-Netz im Allgäu, verläuft durch den Portalort Bad Wurzach und mitten durch das Wurzacher Ried. In neun Trilogieräume eingeteilt, liegt das Wurzacher Ried in der für sich sprechenden Erlebniswelt Naturschutzkammern.
Entsprechend der Höhenlagen des Allgäus gibt es drei Wander-Routen, die durch das gesamte Allgäu führen: die Himmelsstürmer Route im Süden, die Wasserläufer-Route inmitten dem Allgäu und die Wiesengänger Route, die den Norden und die Mitte des Allgäus abdeckt.
Neben Stelen und Portalen wurden für diese Trilogieräume auch eigens Sitzbänke und Verweilplätze entworfen. Die Naturschatzkammer-Bänke sollen die verschiedenen Torf- und Erdschichten darstellen.
Der Portalort Bad Wurzach wird auf der Wiesengänger Route, Etappe 10 (von Leutkirch nach Bad Wurzach) erreicht oder ist Start der Wiesengänger Etappe 11 von Bad Wurzach nach Eintürnen.
Erst durch Wandertouren auf der Wiesengänger Route bin ich auf das wunderschöne Wurzacher Ried aufmerksam geworden. Mehr zur schönen Wiesengänger Route und meinen Allgäu Wanderungen & Radtouren findest du am Ende dieses Beitrages unter „Weiterlesen & Inspirieren lassen“.
Meine Tipps:
- Das Naturschutzzentrum bietet vielfältige Touren und Führungen mit verschiedenen Themenschwerpunkten im Wurzacher Ried an. Alle Touren, Events, Führungen, Öffnungszeiten und Preise können auf der offiziellen Webseite des Naturschutzzentrums nachgelesen werden. Alle Informationen, Preise, Ausfahrten zum Torf-Bähnle und die Öffnungszeiten vom Torf-Museum findest du auf der offiziellen Webseite der Torf-Bahn.
- Wer an keiner Ried-Führung teilnehmen kann und auch noch kein Moor-Experte ist, dem empfehle ich diesen Artikel noch einmal durchzulesen ? und / oder zuerst den Besuch der Erlebnisausstellung MOOR EXTREM bzw. mit dem Naturlehrpfad zu beginnen.
- Der wohl wichtigste Tipp: Nicht nur die Menschen sind beeindruckt vom Wurzacher Ried, sondern vor allem auch die Bremsen. Ich hatte kein Insektenspray dabei, dafür kurze Hosen und Sonnentop. Bei jedem Stehenbleiben bin ich sofort von Bremsen angefallen und gebissen worden. Also wer von diesen Tieren geliebt wird: lange Hosen, lange Hemden/Blusen oder Insektenspray! Hätte ich mir eigentlich auch denken können ?
- Parken Wurzacher Ried: Es gibt vier größere Parkplätze, sowie einige, weitere Parkplätze im Ort selbst von denen aus die Wanderungen oder Radtouren durch das Wurzacher Ried gestartet werden können. Der Parkplatz bei der Torf-Bahn liegt ideal für das Obere Ried, Riedsee & Torflehrpfad sowie die Bahn-Farht. Der Parkplatz beim Naturschutzzentrum ist ideal für den Besuch der MOOR EXTREM Welten und des Unteren Rieds. Nach Bad Wurzach in Richtung Ravensburg gibt es nach dem Glaswerk eine kleine kurze Zufahrt mit Parkmöglichkeit, die die Wanderung zu den Haidgauer Quellseen verkürzt.
- Wieviel Zeit benötigst du, um dir das Wurzacher Ried anzusehen? Ich war 9 Stunden ohne Pause unterwegs, um einen kleinen ersten Eindruck zu gewinnen. Wer sich das Moor intensiver erwandern und ansehen möchte, darf locker 2 Tage einplanen.
- Auszeichnungen: Die Fläche von 1812 ha macht das Wurzacher Ried zu einem der größten und bedeutendsten Naturschutzgebiete Baden-Württembergs. Wegen seiner Größe, Ursprünglichkeit und damit einhergehende Pflanzen- und Tiervielfalt wurde das Wurzacher Ried mit dem Europadiplom ausgezeichnet und ist heute Teil der europäischen „Natura 2000“.
- Zu den beeindruckenden Sehenswürdigkeiten von Bad Wurzach, zählt auch das Wahrzeichen der Kurstadt, das imposante Wurzacher Schloss. Wer genügend Zeit mitbringt, kann sich einen Rundgang durch die Schlossanlage gönnen und / oder durch die schöne Altstadt von Bad Wurzach schlendern und es sich in einem der schönen Restaurants oder Cafes gemütlich machen.
Wie gefällt dir das Wurzacher Ried? Hast du Lust bekommen, dir diese grandiose Moor-Landschaft selbst anzusehen? Was wird dein Favorit des Wurzacher Rieds? Fragen, Feedback, Kommentare? – ich freue mich!
Dir gefällt mein Allgäu Reisebericht? Dann unterstütze mich mit deinem „Gefällt mir“ meiner Passenger On Earth – FB Seite. Danke! Alle Reiseberichte nach Ländern -> Menü: Welt in Farbe
Wunderschön und beeindruckend! Ich möchte auch unbedingt bald wieder einmal eines der Schweizer Moore oder Hochmoore (natürlich viel kleiner!!) besuchen. Diese Landschaften haben etwas besonders zauberhaftes. Liebe Grüsse, Miuh
Danke, lieb Miuh, für dein tolles Feedback!
Ja, ich bin auch mehr als positiv überrascht, wieviel Spannendes – in diesem Falle – das Wurzacher Moor zu bieten hat. Ganz faszinierend.
Schade, dass es zu weit entfernt ist, um einfach mal zum Sonnenaufgang oder Untergang und zu jeder Jahreszeit vorbeizufahren.
Erzähl mir von deinen Schweizer Mooren, wenn du dort warst!
Viele Grüße
Petra
Eine Ecke von Deutschland die ich bisher noch gar nicht kenne, welche aber schön aufgrund deiner Beschreibung sicherlich eine Reise wert ist. Hochmoore kenne ich bisher nur sus der CZ, dem Böhmerwald. Auf mich haben Moore im allgemeinen eine mystische anziehende Wirkung.
Toller Bericht der Lust auf mehr macht.
Liebe Kerstin,
herzlichen Dank für dein Feedback! Ja, das mit der magisch-mystischen Ausstrahlung von Mooren kann ich nachvollziehen. Bei mir geht da auch immer meine Fantasie mit mir durch.
Das Wurzacher Ried ist definitiv einen Besuch wert, falls du mal in die Ecke kommst.
Sonnige Grüße
Petra